Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktinformation & Preise

Getreidemärkte nervös nach Raketenangriff

Nachdem am gestrigen Tag eine Rakete in einem polnischen Getreidelager eingeschlagen ist, wurden auch die Märkte erschüttert. Dabei waren allerdings uneinheitliche Tendenzen zu vernehmen.

Während der Börsenkurs am Handelsplatz CBoT in den USA nach oben drehte, korrigierte der EU-Weizen in Paris nach unten. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungsansätze. Zum einen könnte sich die Sicherheitslage zuspitzen, wenn sich herausstellen sollte, dass die Rakete von Russland aus abgeschossen wurde. Mögliche negative Auswirkungen auf die globale Versorgungssituation wurden offenbar mit Risikoprämien in den Kursen antizipiert. Zumindest an den Handelsplätzen in den USA, wo der Weizen um 10 US-Cents je Bushel zulegte.

In Europa steht hingegen das Exportabkommen zwischen der UN und Russland im Fokus der Betrachtungen. Die Unterzeichnung hat noch bis zum 19.11 Gültigkeit. Über eine Weiterführung über diesen Termin hinaus wird derzeit noch verhandelt. Beobachter gehen aber davon aus, dass eine Verhandlungslösung erzielt werden könnte. Der Ausgang wird mit Spannung erwartet und dürfte die Kurse erneut in Bewegung setzen. An der Euronext wurde der Weizenkurs seit gestern um 3 EUR/t auf 316,50 EUR/t nach unten korrigiert.

Dies dürfte auch eine Folge des neuen USDA-Berichts sein, in dem die globale Weizenproduktion infolge guter Ernten in Australien und Kasachstan auf 782,7 Mio. t angehoben wurde.

Auch am Kassamarkt stehen die Preise unter Druck und wurden zur Vorwoche zurückgenommen. Während die hessischen Landwirte für ihren Brotweizen in der letzten Woche im Schnitt noch 311 EUR/t erlösten, liegen die Offerten derzeit nur noch bei 305 EUR/t. Futterweizen geht mit 285 EUR/t in die Bücher. Für Futtergerste werden im Mittel noch 271 EUR/t gezahlt.

In der Folge bleibt die Abgabebereitschaft sehr verhalten. Die Verarbeiter haben ihren vorderen Bedarf ohnehin weitgehend gedeckt.

Verkaufen oder Abwarten?

In der jetzigen Situation sollte man Ruhe bewahren und das Marktgeschehen aufmerksam beobachten. Ausschläge nach oben und unten sind jederzeit möglich. Vieles wird von dem Ausgang der Verhandlungen über den Exportkorridor abhängen. Auch ist die Saisonfigur in der Preiskurve zu berücksichtigen. Mit dem Jahreswechsel ziehen die Getreidepreise typischerweise an, wenn die EU bei den Exporten wieder häufiger zum Zuge kommt. Abwarten und Tee trinken ist eine gute Strategie.

Getreidepreise, Hessen, in EUR/t; Stand: 16.11.2022

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