Marktinformation & Preise
Getreidepreise im Sinkflug
Die Vermarktung von Brot- und Futtergetreide verläuft in ruhigen Bahnen. Zudem erschweren logistische Engpässe den Handel: Frachtraum bleibt knapp und teuer. Bis zum Jahresende werden kaum noch Neugeschäfte erwartet.
Sowohl Käufer wie auch Verkäufer haben sich fast komplett vom Markt zurückgezogen. Nur bei dringendem Liquiditätsbedarf gehen Abschlüsse in die Bücher. Vornehmlich werden Kontrakte abgewickelt.
Erneut tendieren die Preise spürbar schwächer. Auch die Aussichten für das 1. Quartal 2023 lassen vorerst keine Trendwende erkennen. Entgegen der üblichen Saisonfigur rechnen Marktteilnehmer mit weiter fallenden Preisen. Immerhin sind höherwertige Weizenpartien mit deutlichen Aufgeldern durchaus gesucht. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die Proteinwerte in dieser Kampagne nicht immer zufriedenstellend waren. Zahlreiche Erzeuger von Qualitätsweizen mussten ihre Partien am Ende als Futterweizen vermarkten. Dementsprechend fallen die Qualitätsprämien höher aus als üblich. Während Qualitätsweizen gegenüber Brotweizen Aufgelder von ca. 20 EUR/t erzielt, werden für Brotweizen im Schnitt 15 EUR/t mehr gezahlt als für Futterweizen.
Hoffnungen richten sich auf weiter verbesserte Exportmöglichkeiten in den nächsten Wochen. Ob der übliche Preisauftrieb mit dem Jahreswechsel kommen wird, ist allerdings höchst fraglich. Momentan drücken große Ernten aus Russland auf den Markt. Der Export aus der Ukraine bleibt limitiert, immerhin wurde das Exportabkommen bis März 2023 verlängert, was die Versorgungssituation am Weltmarkt verbessert. Für Australien wurde gestern von ABARES eine Weizenernte in Höhe von 36,5 Mio. t avisiert. Verglichen mit dem mehrjährigen Mittel ein Rekordwert.
Alles in allem lässt die Faktorenkombination geringere Knappsignale am Markt erkennen, womit Risikoprämien aus dem Kursen weichen. Der Fronttermin für den Weizen in Paris ist inzwischen auf ein Niveau von nur noch 308 EUR/t gefallen. Für den hessischen Kassamarkt bedeutet dies Erlösmöglichkeiten von ca. 285 EUR/t frei Erfasser bzw. 295 EUR/t ab Hof. Vorkontrakte ab Hof liegen mit ca. 265 EUR/t nochmal 30 EUR/t unter diesem Niveau.
Wie geht es weiter? Es ist in der Tat nicht ausgeschlossen, dass weitere Rücksetzer folgen und die Bodenbildung noch nicht abgeschlossen ist. Aus jetziger Perspektive könnten die Brotweizenpreise auf bis zu 250 EUR/t zurückgenommen werden. Ein Preisverfall unter dieses Niveau ist jedoch eher unwahrscheinlich. Unter Berücksichtigung der individuellen Kostenstruktur und Gewinnschwelle sollten Erzeuger für einen Teil der Ernte 2023 Vorkontrakte abschließen.
Frei Landlager | Ab Hof | |||||
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Min. | Max. | Ø | Min. | Max. | Ø | |
Qualitätsweizen | 300 | 320 | 309 | 315 | 320 | 318 |
Brotweizen | 275 | 300 | 286 | 290 | 300 | 295 |
Brotroggen | 248 | 270 | 258 | 258 | 270 | 264 |
Qualitätshafer | 250 | 265 | 258 | 270 | 270 | 270 |
Braugerste | 320 | 345 | 334 | 350 | 350 | 346 |