Getreidepreise unter Druck

Am europäischen Getreidemarkt bleiben die Preise hinter den Erwartungen zurück. Noch zu Beginn der Vermarktungssaison war mit steigenden Prämien für Qualitätsgetreide zu rechnen. Doch in den letzten Wochen sind die Weizenpreise in einen regelrechten Abwärtskanal geraten.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist der Export von EU-Weizen in dieser Saison nur schleppend angelaufen. Durch den festen Euro war EU-Weizen am Weltmarkt über weite Strecken kaum wettbewerbsfähig. Dies hat sich mit dem fallenden Eurokurs zuletzt wieder etwas normalisiert. Für eine Preisbewegung nach oben müssen aber noch deutlich mehr internationale Ausschreibungen an EU-Exporteure gehen. Zumal Russland und die Ukraine den Weltmarkt mit billigem Weizen fluten. Nach derzeitigem Sachstand wurden aus Russland seit Beginn der Vermarktungssaison bereits 38,5 Mio. t Weizen exportiert. Das sind 23 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Hinzu kommt die schwache Inlandsnachfrage am europäischen Getreidemarkt und großen Restpartien, die noch immer auf den Höfen lagern.

Mehr Weizen aus der Ukraine in Europa

Überdies wurden mit 7,4 Mio. t etwa 16 % mehr Weizen importiert als im Vorjahr. Davon stammen ungefähr 3,8 Mio. t oder 67 % aus der Ukraine. Diese Faktorenkombination lässt den Preisen derzeit keinen Spielraum nach oben. Zumal am Weltmarkt gigantische Mengen an Körnermais zur Verfügung stehen, die bei der Mischfutterherstellung als Substitut für Weizen in Betracht kommen. Hinzu kommen rückläufige Viehbestandszahlen in der EU, womit die Nachfrage nach Futtergetreide geringer ist. In der Folge lagern noch größere Mengen an unverkaufter Ware in Erzeugerhand. Bis zum Ende des Wirtschaftsjahres werden die Chancen auf eine deutliche Preiserholung geringer.