Getreidevermarktung 2023: Marktentwicklung beobachten

Eigentlich waren sich die meisten Marktexperten einig, dass vor dem Hintergrund der guten Versorgungssituation derzeit kaum Argumente für deutlich höhere Getreidepreise existieren.

Doch die Preisbildung am Getreide- und Ölsaatenmarkt unterliegt einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die sich nur schwer prognostizieren lassen.
So hat die ausgeprägte Trockenheit in wichtigen Anbauregionen Europas und den USA in den letzten Wochen doch noch zu einem Wettermarkt geführt und die Kurse kurzzeitig nach oben getrieben. Dabei verbuchte der Weizen am Terminmarkt Kursgewinne von ca. 30 EUR/t.

Die Phantasie in den Kursen wird inzwischen aber wieder von den Fundamentaldaten überlagert. Denn in einigen Regionen ist der Regen doch noch gekommen, was sich positiv auf die Bestandsentwicklung auswirken dürfte. Und so wurden die Risikoprämien zum Teil wieder aus den Kursen abgezogen. Aktuell notiert der Weizenkontrakt für den September bei 236,5 EUR/t. Am Hessischen Kassamarkt bedeutet dies einen Erzeugerpreis von 191,50 EUR/t frei Landlager. Die Erzeugerpreise der neuen Ernte 2023 liegen aktuell leicht über den Tagespreisen für prompte Lieferungen.

Eine Überlagerung der Restpartien aus der Ernte 2022 wird inzwischen von zahlreichen Betrieben in Erwägung gezogen. Unter Berücksichtigung von Lagerschwund und dem gebundenen Kapital ist allerdings fraglich, ob dies eine gute Strategie sein wird. Man kann seine Restpartien auch jetzt zu höheren Preisen vermarkten und das Lager räumen. Mit weiteren Vorverkäufen der neuen Ernte sollte man sich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings zurückhalten und die weitere Entwicklung zunächst beobachten.