Marktinformation & Preise
Getreidemarkt: Roggenbilanz knapp, Futtergetreide gefragt
Die Ernte 2016 dürfte nach Einschätzung der Marktbeteiligten weitgehend durchgehandelt sein. Doch die Vermarktungssaison ist noch nicht gelaufen.
In der Hoffnung auf höhere Preise halten einige Betriebe ihre Restpartien zurück und spekulieren auf Knappheit bis zur neuen Ernte. Damit könnten Sie durchaus recht behalten, denn der Markt ist global überversorgt, regional aber durchaus knapp. So lagern nach den Projektionen des USDA weltweit ca. 255,35 Mio. t Weizen in den Silos, was einem Verhältnis von Lagerbeständen zu Verbrauch (Stock-to-Use-Ratio) von 35% entspricht. In der EU markiert der Lagerbestand mit 11 Mio. t hingegen seinen niedrigsten Stand seit 13 Jahren. Der Stock-to-Use-Ratio nimmt unter Berücksichtigung eines Verbrauchs von 128,5 Mio. t lediglich einen Wert von 8,5% an.
Auch beim Roggen ist die Versorgungsbilanz in der EU auf der letzten Kante genäht. Während in der Saison 2014/15 noch üppige Lagerbestände von 1,6 Mio. t zur Verfügung standen, geht die Kommission in Ihrer aktuellen Schätzung für 2016/17 nur noch von 0,75 Mio. t aus. Am physischen Markt ist daher aktuell kaum noch Ware greifbar. Im Einklang mit der ökonomischen Theorie spiegeln die Roggenpreise diese Knappheit wieder. Am Hamburger Hafen bewerten Händler den Roggen bereits mit 169 Euro/t (loko, prompt). Damit haben die Preise im Großhandel inzwischen ihren höchsten Stand seit zwei Jahren erreicht.
Ähnlich limitiert ist die Versorgungsbilanz bei der Gerste. Bedingt durch die schwache Ernte in 2016 sind die Vorräte an Gerste innerhalb eines Jahres um 1,98 Mio. t auf 5,67 Mio. t geschrumpft. Gleichzeitig wird Futtergerste von den nordwestdeutschen Veredelungsregionen und den niederländischen Futtermischern rege nachgefragt, was auch für den Futterweizen gilt. Infolgedessen konnten sich die Preise für Futtergetreide in dieser Saison gut behaupten und begrenzten über weite Strecken sogar die Preisausschläge nach unten. An der Rheinschiene wurden für den Futterweizen zuweilen Offerten abgegeben, die mit 175 EUR/t ungefähr den Preisen für Brotweizen entsprachen.
Prognose
Bis zur neuen Ernte dürften bei den Mühlen und Futtermischern noch Versorgungslücken auftreten. Im Falle einer Ernteverzögerung ist sogar nicht auszuschließen, dass es noch zu einem gewissen Wettbewerb um alterntige Partien kommt. Kurzfristige Preisausschläge nach oben sind in den kommenden Monaten also durchaus denkbar.
Abb. Der Abbildung ist zu entnehmen, dass sich die Getreidepreise am hessischen Kassamarkt in der zweiten Jahreshälfte 2016 etwas erholen konnten. In den letzten Wochen sind der Weizen und die Braugerste allerdings in eine Seitwärtsbewegung eingeschwenkt. Die Futtergerste und der Brotroggen konnten hingegen hinzugewinnen (Quelle: Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen).