Marktinformation & Preise
Spotmarkt lässt auf steigende Erzeugerpreise hoffen
Reduziertes Mengenangebot und höhere Preise im Großhandel lassen Spotmarktpreise in Deutschland auf 39 Cent/kg steigen.
Nach einer temporären Schwäche im Frühjahr präsentiert sich der Milchmarkt aktuell wieder deutlich freundlicher. Infolge der höheren Notierungen für Butter und Milchfett im Großhandel haben die Spotmarktpreise für den Handel von Rohmilch zwischen den Molkereien seit April kräftig angezogen. Mit 39 Cent/kg erzielt die Rohmilch am Spotmarkt derzeit einen Preis, der 9 Cent/kg über dem korrespondierenden Referenzpreis des Monats Mai liegt und nur noch 2 Cent/kg unter der Preisspitze im Vorjahr 2016 (41 Cent/kg). Als Frühindikator spiegelt der Spotmarktpreis ein verändertes Angebotsregime wieder, das in Deutschland von rückläufigen Anlieferungsmengen geprägt ist.
Weniger Milch in Deutschland
Wie die Süddeutsche Butter- und Käsebörse in Kempten mitteilte, habe das reduzierte Milchaufkommen bereits Auswirkungen auf die Mengenplanungen der Molkereien. Schichten fielen aus, weil einige Betriebe nicht mehr in vollem Umfang ihre Produktion auslasten. Der Molkereiriese DMK plant derweil die Schließung von vier Produktionsstandorten, namentlich in Rimbeck (NRW), Bad Bibra (SA), Nordhackstedt (SH) und Bergen (Insel Rügen). Anlass sei eine Kündigungswelle bei den Mitgliedern, die dazu führe, dass in den kommenden zwei Jahren rund 1,7 Mrd. kg weniger Milch zur Verfügung stehe. Freilich wird diese Menge dem Markt aber nicht entzogen, sondern verteilt sich lediglich auf andere Mitbewerber.
Mehr Milch am Weltmarkt
Dessen ungeachtet bewegt sich die Milchanlieferung in Deutschland aber weiterhin unter der Vorjahreslinie. Im April wurde ein Milchaufkommen erfasst, das kumuliert etwa 3,7% unter dem Niveau des Vorjahres lag. Mitte Juni lag das Milchaufkommen immerhin noch 1,5% unter dem Vorjahresmonat. Damit schrumpfte die Produktion in Deutschland deutlich stärker als in den meisten anderen Mitgliedsstaaten, darunter auch Frankreich. Demgegenüber ist der globale Milchmarkt seit März wieder auf Wachstumskurs. Offenbar haben sowohl die gestiegenen Erzeugerpreise als auch die günstigen Witterungsbedingungen in zahlreichen Ländern eine gewisse Produktionsdynamik in Gang gebracht, die auch das Exportangebot erhöht. Höhere Milchmengen sind z.B. wieder in Neuseeland und den USA zu beobachten.
Prognose
Es besteht die begründete Annahme, dass die Erzeugerpreise für Rohmilch in nächster Zeit steigen. Nach den Marktgesetzen haben Börsenkurse, Spotmarktpreise und Erzeugerpreise die Neigung, im Zeitablauf zusammenzulaufen. Der ausgeprägte Gap zwischen Börsenmilchwert (40,2 Cent/kg), Spotmarktpreisen (39 Cent/kg) und den Erzeugerpreisen für Rohmilch (33 Cent/kg), legt die Vermutung nahe, dass die bessere Verwertung von den Molkereien noch nicht hinreichend honoriert wird. Hier dürfte es in nächster Zeit Anpassungsprozesse geben.
Abb. (1): Butternotierung in EUR/t, EEX Leipzig, August-Termin; Quelle: www.barchart.com