Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktinformation & Preise

Rapspreise mit Ladehemmung

Trotz einer schwachen Rapsernte in Deutschland und einer vergleichsweise knappen Versorgungsbilanz in der EU, gelingt es den Rapspreisen bislang nicht, im Schlepptau der Fundamentaldaten Fahrt aufzunehmen.

Trockenheit bei der Aussaat im Herbst sowie Spätfröste in die Blüte hinein beeinträchtigten das Ertragspotenzial beim Raps ganz erheblich. Nach den Niederschlägen vor und während der Ernte rechneten selbst ausgemachte Optimisten nicht mehr mit einer durchschnittlichen Ernte. Mittlerweile ist klar, dass die Rapsernte in weiten Teilen Deutschlands nicht einmal das schwache Vorjahresergebnis erreichen wird. Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) geht in seiner letzten Schätzung für dieses Jahr nur noch von einer Rapsernte in Höhe von 4,3 Mio. t aus, was einem Minus gegenüber dem Vorjahr (4,57 Mio. t) von 6% entspricht. Für Hessen rechnet das Statistische Landesamt in dieser Kampagne nur noch mit 203.000 t Raps. Damit liegt das diesjährige Ernteergebnis in Hessen fast 11% unter der Vorjahreslinie.

Europaweit mehr Raps

Ungeachtet der schwachen Rapsernte in Deutschland wird die Rapsernte 2017 in der EU mit 21,9 Mio. t wohl um 2 Mio. t höher ausfallen als im Vorjahr. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass Frankreich sowohl in Menge als auch in Qualität eine gute Ernte eingefahren hat. Aktuelle Hochrechnungen gehen Dank der hohen Hektarerträge bereits von 5,2 Mio. t aus, womit Frankreich fast 1 Mio. t mehr von den Feldern holte als in 2016. Überdies konnten u.a. auch Polen, Rumänien, und Großbritannien ihre Produktion steigern.

EU-Rapsbilanz dennoch knapp

Wenngleich in der EU mengenmäßig gegenüber dem Vorjahr also eine gewisse Entspannung zu erwarten ist, kann bei 21,9 Mio. t von einer komfortablen Versorgung keine Rede sein. Denn nach jetzigem Sachstand dürfte der Verbrauch in 2017/18 etwa ein Niveau von 25 Mio. t erreichen. Daraus folgt in der Bilanz eine Versorgungslücke von 3-4 Mio. t, die über Importe aus anderen Destinationen geschlossen werden muss. Für die EU sind Australien, Kanada und die Ukraine die wichtigsten Herkünfte, wobei alleine auf Australien mit 1,7 Mio. t in 2016 ein Exportanteil von ca. 50% entfiel. In dieser Kampagne deutet Vieles darauf hin, dass Australien durch Trockenheit im Westen des Landes nicht mehr die Mengen liefern kann wie im Vorjahr. Experten erwarten bereits einen Ernterückgang im Umfang von 1 Mio. t. Demgegenüber wird Kanada voraussichtlich eine Canola-Ernte einfahren, die ca. 2 Mio. t höher ausfällt als in 2016. Das Exportpotenzial dürfte aber wohl kaum höher sein als im Vorjahr, da der weltgrößte Rapsexporteur nach den Zahlen von Stats-Can bereits so gut wie ausverkauft ist. Bleibt noch die Ukraine. Aufgrund einer Flächenausdehnung dürfte die Ukraine eine deutlich höhere Ernte erzielt haben als in 2016.  Es bleibt abzuwarten, inwiefern damit die Mengendefizite Australiens wieder ausgeglichen werden können.

Und der Weltmarkt?

Weltweit gehen die Experten des USDA von einer Rapsproduktion in Höhe von 72,7 Mio. t aus. Gegenüber 2016/17 wäre dies ein Plus von 3,5 Mio. t. Der Lagerendbestand wird durch den Verbrauchsanstieg mit 4,8 Mio. t aber sogar leicht unter das Vorjahresniveau fallen (5 Mio.t). Vergleichsweise üppig ist die Versorgung jedoch im gesamten Ölsaatenkomplex. In seiner aktuellen Prognose rechnet das USDA über alle Ölsaaten hinweg mit einem Lagerbestand von 109 Mio. t, was einem Plus von 4,5 Mio. t gegenüber 2016/17 entspricht. Dazu tragen maßgeblich große Soja-Ernten in den USA und Südamerika bei.  Die weltweiten Vorräte an Soja dürften infolgedessen um ca. 3,8 Mio. t auf 97,8 Mio. t steigen, da der Verbrauch gleichzeitig um ca. 2 Mio. t nach unten korrigiert wurde.

Rapspreise noch unterentwickelt

Erstaunlicherweise spiegeln die Rapspreise die relative Knappheit bislang nicht wieder. An der Produktenbörse Mannheim bewerten Großhändler die Rapssaat aktuell mit 372 – 374 EUR/t. Die Erzeugerpreise in Hessen bewegen sich in einer Range von 338 – 347 EUR/t frei Erfasser. Erinnern wir uns: Noch zu Beginn des Jahres wurden in der Spitze über 400 Euro/t gezahlt. Dem Rapsmarkt fehlen im Moment die nötigen Impulse. Die Erzeuger sind bei dem jetzigen Preisniveau nicht bereit, sich von ihrer Ware zu trennen. Die Ölmühlen halten sich ihrerseits mit Anschlusskäufen zurück, da die Erlössituation beim Rapsöl unbefriedigend ist. Impulse müssten idealerweise vom europäischen Terminmarkt kommen. Aber auch hier ist mit 366 EUR/t (Stand 07.09.2017) momentan kein Knappheitssignal zu beobachten.

Prognose

Die weitere Preisentwicklung beim Raps dürfte maßgeblich davon abhängen, wie hoch das amtliche Druschergebnis für die EU am Ende ausfällt. Bei einer Rapsproduktion unterhalb von 21 Mio. t wäre eine Annäherung an die 400 Euro-Marke durchaus plausibel. Die aktuelle Schätzung der EU geht jedoch von 21,9 Mio. t aus, was tendenziell für eine Seitwärtsbewegung der Preise spricht. Allerdings bleibt dabei zu beachten, dass die EU als Defizitregion auch bei diesem Ernteergebnis auf Einfuhren aus Drittländern angewiesen ist. Im Falle rückläufiger Importe aus Australien und Kanada wäre nicht auszuschließen, dass die Rapskurse im Winter wieder durch die Decke gehen.

Quelle: www.barchart.com; Rapsnotierung in EUR/t, Euronext Paris, November-Termin

Abb.: Rapsnotierung in EUR/t, Euronext Paris, November-Termin; Quelle: www.barchart.com


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