Marktinformation & Preise
Nachlese: Markt-Webseminar Getreide/Ölsaaten beim VFL Höchst
„Die Preisprognosen sind gut, Düngemittel aber so teuer wie seit Jahren nicht mehr“, gab Jürgen Pauly, Vorsitzender des Vereins für Landwirtschaftliche Fortbildung (VLF) Höchst zu bedenken. Am vergangenen Mittwoch den 08.09.2021 informierte Dr. Nikos Förster aus dem Fachgebiet Ökonomie & Markt in einer Abendveranstaltung über die Entwicklungen an den Getreide- und Ölsaatenmärkten. An dem Seminar nahmen ca. 35 Landwirte teil. Erstmals wurde die Veranstaltung in diesem Jahr in einem virtuellen Format durchgeführt.
Getreidepreise im Höhenflug
Eine Reihe von Faktoren führte zuletzt dazu, dass die Preise sogar während der Ernte beträchtliche Aufschläge erzielten. Und dies, obwohl der Spread zwischen alter und neuer Ernte zunächst 35 bis 40 EUR/t betrug. Ein solcher Verlauf entspricht nicht der üblichen Saisonfigur, da mit den Erntearbeiten typischerweise Mengendruck aufkommt. Doch jede Saison hat ihre Besonderheiten und muss vor dem Hintergrund folgender vier Sphären betrachtet werden: (1) Fundamentale Faktoren, (2) Börsen und Spekulation, (3) Politik sowie (4) Geld und Rohstoffmärkte. Mit 783 Mio. t Weizen wird laut dem Internationalen Getreiderat (IGC) in dieser Saison eine erneute Rekordernte eingefahren. Doch dies ist nur die halbe Wahrheit, denn die Lagerbestände dürften bei den großen Exporteuren wegen schwacher Ernten in Kanada, Russland und den USA um ca. 6 Mio. t schrumpfen. Auch die EU-Ernte ist aufgrund der wetterbedingten Ernteunterbrechungen am Ende schlechter ausgefallen als erwartet. Vielerorts wird zudem von Beeinträchtigungen der Hektolitergewichte und Fallzahlen berichtet. Es ist daher zu vermuten, dass in dieser Saison mehr Futtergetreide an den Märkten zur Verfügung steht. Die Nachfrage wird aber durch die Deckungskäufe Chinas und Nordafrikas wohl ebenfalls zunehmen.
Die Vermarktung nicht „vergessen“
Die Vermarktungsstrategie für 2021 lässt sich verkürzt wie folgt zusammenfassen: Bei den jetzigen Preisen kann ein größerer Anteil ex-Ernte vermarktet werden. Futterweizen sollte früher geräumt werden als Qualitätsweizen, da hier zum Jahresende höhere Prämien möglich sind. Bei Preisen ab 190 EUR/t frei Landlager bzw. 200 EUR/t ab Hof sollten bereits Vorkontrakte für die Ernte 2022 abgeschlossen werden. Gleiches gilt für den Raps, der mit Preisen von bis zu 550 EUR/t aktuell immer neue Höchststände knackt und für 2022 mit ca. 450 EUR/t frei Lager in die Bücher geht. Jürgen Pauly schloss die Veranstaltung mit einem Appell an seine Berufskollegen, die Vermarktung bei den guten Preisen nicht außer Acht zu lassen.