Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktinformation & Preise

Milchpreise tendieren seitwärts

Infolge des gedämpften Rohmilchaufkommens konnten sich die Milchpreise in der zweiten Jahreshälfte 2016 etwas erholen. Gegenwärtig ist in zahlreichen Erzeugerregionen weltweit jedoch zu beobachten, dass die Anlieferungsmengen wieder langsam anziehen und der Abstand zum Vorjahr somit schrumpft.

Im Einklang mit der besseren Rohstoffverfügbarkeit haben die Spotmarktpreise für den Handel von Milch zwischen den Molkereien bereits nachgegeben. So liegen die Preise für den Intra-Handel in Deutschland mit 29 – 30 Cent/kg inzwischen deutlich unter dem mittleren Auszahlungspreis der Molkereien an die Erzeuger (32,7 Cent/kg). Aus den Niederlanden wurden Anfang April ca. 32 Cent/kg gemeldet, im Monat November des Vorjahres notierte der niederländische Spotmarktpreis noch bei 42 Cent/kg.

Die Auszahlungspreise an die Erzeuger verlaufen momentan ungefähr in Gestalt einer S-Kurve. Mathematisch betrachtet, lässt die S-Kurve auf zwei Kräfte schließen, die gegeneinander arbeiten. Das gedämpfte Rohmilch-Aufkommen hat in der zweiten Jahreshälfte 2016 offensichtlich zu einem deutlichen Anstieg der Milchpreise geführt. Seit Jahresbeginn lässt sich jedoch eine Stagnation der Milchpreise bzw. sog. Kontraktion beobachten, die in einen temporären Gleichgewichtszustand mündet. Erklären lässt sich dieser Verlauf mit einer besseren Rohstoffverfügbarkeit bei gleichzeitig schlechteren Verwertungsmöglichkeiten der Milch.

Sowohl die Spotmarktpreise als auch der Börsenmilchwert gelten gemeinhin als wichtige Frühindikatoren für die weitere Preisentwicklung am Milchmarkt. Für Lieferungen im laufenden Monat April 17 erreichte der Börsenmilchwert am 18.04 ein Niveau von 32,2 Cent/kg, womit eine Konvergenz zwischen Termin- und Kassamarkt gegeben ist. Bei Betrachtung der hinteren Termine kommen die Zukunftserwartungen der Anleger zum Ausdruck: In den kommenden Monaten rechnen die Marktbeteiligten offenbar mit einer Seitwärtsbewegung der Milchpreise. So notiert die Oktober-Milch aktuell bei 31,7 Cent/kg, was lediglich einem Abschlag von 0,5 Cent/kg gegenüber dem jetzigen Preisniveau entspricht.

Diese Markteinschätzung scheint vor dem Hintergrund der schlechteren Verwertungsmöglichkeiten der Milch durchaus plausibel zu sein. Entsprechendes lässt sich dem Kieler Rohstoffwert ablesen, der mit 30,1 Cent/kg gegenüber dem Vormonat um 2,5 Cent/kg einbüßte. Ursächlich sind hier die Preisabschläge bei einigen Käsesorten und v.a. dem Milchpulver. Im Gegensatz dazu konnten die Exportpreise an der Global-Dairy-Trade im laufenden Monat wieder um 4,8% zulegen, was zumindest eine intakte Nachfrage am Weltmarkt impliziert.

Prognose

Angesichts der besseren Rohmilchverfügbarkeit bei gleichzeitig begrenzten Verwertungsmöglichkeiten der Milch ist mit einem weiteren Anstieg der Milchpreise vorerst nicht zu rechnen. Es ist sogar nicht gänzlich auszuschließen, dass die Erzeugerpreise im Sog der rückläufigen Preise an den Produktenmärkten ihr Niveau nicht halten können.


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