Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktinformation & Preise

Rapsmarkt unter Druck

Mit dem Übergang zur neuen Ernte erfolgte eine kräftige Korrektur der Rapspreise. Zugegeben: verglichen mit dem mehrjährigen Mittel ist das Preisniveau immer noch hoch. Am Terminmarkt bewegte sich der Kurs seit Ende Juni innerhalb einer Schwankungsbreite von 650 bis 680 EUR/t, was am hessischen Kassamarkt aktuell Erlösmöglichkeiten von 625 bis 640 EUR/t bedeutet.

Als Faustregel galt lange Zeit, dass sich der Rapsanbau ab einem Preis von 400 EUR/t rechnet. Doch zu diesem Zeitpunkt waren die Kosten im Pflanzenbau noch deutlich geringer. Und eine weitere Regel besagt, dass im Gleichgewicht von Weizen und Raps eine Preisrelation von 2,0 gilt. Erst hier entsteht ein hinreichend hohes Anbausignal. Stand heute beträgt diese Kennzahl aufgrund der hohen Weizenpreise lediglich 1,8. Hinzu kommt, dass am gestrigen Handelstag in Paris die Unterstützungslinie bei einem Schlusskurs von 630 EUR/t nach unten durchbrochen wurde. Am heutigen Vormittag dem 21.07.2022 fielen die Kurse weiter auf nur noch 610 EUR/t. Es stellt sich die Frage, auf welche Faktoren dieser Kursverlust zurückzuführen ist?

Rapsmarkt in 2022/23 wieder deutlich besser versorgt

Höchstpreise von 1.000 EUR/t sind vorerst definitiv passé. Ein weiteres Kursfeuerwerk ist momentan nicht in Sicht. Neben dem Angebotsdruck in der Ernte spielt hier eine Rolle, dass der Rapsmarkt in der neuen Vermarktungskampagne 2022/23 wieder deutlich besser versorgt sein dürfte. Nach derzeitiger Einschätzung wird die Welterzeugung von 70 auf 80 Mio. t steigen, denn Kanada ist mit guten Beständen in den Prärien und einer Ernteschätzung von 20 Mio. t wieder „back-to-normal“. Über alle Ölsaaten hinweg steht am Weltmarkt sogar ein Plus von 43 Mio. t.

Preise für Pflanzenöle im Abwärtstrend

Im direkten Zusammenhang damit stehen die fallenden Preise für Pflanzenöle, die mit einer schlechteren finanziellen Verwertungsmöglichkeit der Rapssaat einhergehen. Als wichtiges Leitprodukt hat das Palmöl inzwischen den gesamten Ölsaatenkomplex nach unten gezogen. Die fallenden Rohölpreise haben derzeit ein geringeres Gewicht. Statistisch betrachtet, erklären die Rohölnotierungen derzeit lediglich 68 % der Variation in den Rapskursen. Demgegenüber haben die Sojakurse mit 85 % und die Palmölnotierungen mit 87 % einen deutlich größeren Erklärungsgehalt. Vor dem Hintergrund des erheblichen Preisverfalls beim Palmöl müssen sich die Ackerbauern demnächst auf weitere Rücksetzer bei der Rapssaat einstellen.

Abb. 1: Korrelation Raps- und Rohölnotierungen
Abb. 2: Korrelation Raps- und Sojanotierungen
Abb. 3: Korrelation Raps- und Palmölnotierungen

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