Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktinformation & Preise

Schwieriges Umfeld am Weizenmarkt

Zahlreiche Faktoren lasten aktuell wie Blei auf dem Getreidemarkt und dämpfen das Preispotenzial nach oben. Abweichend von den Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) geht die EU-Kommission inzwischen von einem Anstieg der Lagerbestände an Weizen aus.

Zwar dürften die Weizenexporte in dieser Saison mit 32 Mio. t ein höheres Niveau als im Vorjahr erreichen (29,25 Mio.). Gleichzeitig taxieren die Beamten die Weizenimporte bis zum Ende der Saison aber auf 6,5 Mio. t. Das wären ganze 3,7 Mio. t mehr als in 2021-22 (2,8 Mio.).

Bei Verrechnung sämtlicher Fluss- und Bestandsgrößen in der EU-Weizenbilanz ergibt sich daraus ein Lagerbestand von 17 Mio. t. In 2021-22 lagerten noch 15,4 Mio. t in den Silos der EU. Außer beim Mais kann von Knappheit am europäischen Binnenmarkt also keine Rede sein. Hinzu kommt, dass auch der Weltmarkt eine vergleichsweise komfortable Versorgungssituation aufweist. Zwar werden die globalen Endbestände an Weizen nach jetzigem Kenntnisstand von 276,7 Mio. t. auf etwa 269 Mio. t abschmelzen. Damit würde das Verhältnis von Lagerbeständen zum Verbrauch (Stock-to-Use-Ratio) aber immer noch 34 % betragen. Zum Vergleich: Von einer kritischen Versorgung wird typischerweise erst ausgegangen, wenn der Wert unter 20 % fällt.

Unter den jetzigen Bedingungen gibt es am Markt kaum Argumente für höhere Getreidepreise. Infolgedessen rauschen die Weizenkurse in Paris weiter nach unten. Derweil wurde auch die Unterstützungslinie von 280 EUR/t nach unten durchbrochen. Am gestrigen Handelstag (28.02.2023) erreichte der Weizenkontrakt für den März-Termin einen Schlusskurs von 274,25 EUR/t. In Hessen können die Landwirte gemäß Preisfeststellung des LLH für ihren B-Weizen frei Landlager damit noch 250 – 262 EUR/t erlösen.

Ein Unsicherheitsfaktor bleibt indessen der Exportkorridor über die Schwarzmeerhäfen der Ukraine. Derzeit geht der Markt davon aus, dass eine weitere Verhandlungslösung zwischen Russland und der Ukraine zustande kommt. Die Abfertigung der Schiffe geht aber nur schleppend voran. Zum jetzigen Zeitpunkt hängen 137 Schiffe in der Warteschleife. Dem Vernehmen nach möchte die ukrainische Regierung einen Fond mit einem Volumen von 500 Mio. Euro für Schadensfälle an zivilen Schiffen auflegen. Dies könnte etwas Unsicherheit aus dem Markt nehmen.

Aus jetziger Perspektive muss von weiteren Preiskorrekturen nach unten ausgegangen werden.

Getreidepreise, Hessen, in EUR/t

Frei LandlagerAb Hof
Stand 01.03.2023
Min.Max.ØMin.Max.Ø
Qualitätsweizen260280271270290279
Brotweizen250262258260270267
Brotroggen230250242240260252
Qualitätshafer250260252260260260
Braugerste275300291285310301

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