Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Technik, Energie & Bauen

Silage: Press-Wickelkombination oder geteiltes Verfahren?

Hohe Investitionskosten und Umweltauflagen für den Bau eines Fahrsilos, aber auch steigende Produktionskosten bei unsicheren Erlösen für die erzeugten Produkte, haben zu einer weiten Verbreitung der Wickelballensilage geführt.

Wickelballensilage in Feld und Flur
Wickelballensilage am Wegesrand

Einzelballen haben gegenüber einem Fahrsilo außerdem den Vorteil, dass sie leicht zu bewegen sind, an verschiedenen Orten gelagert und auch verkauft werden können. Wickelballen als Futtergrundlage für Milchkühe und Rinder sind daher am Wegesrand oder Feld und Flur häufig anzutreffen.

Das Pressen und Wickeln der Ballen kann in einem geteilten Verfahren erfolgen (wobei beide Arbeiten aus Qualitätsgründen parallel erfolgen sollten) oder mit der Press-Wickelkombination. Bei letzterem werden Futterbergung und Ballenproduktion in einem Arbeitsgang durchgeführt.

Zu Arbeitsspitzen sind qualifizierte Arbeitskräfte oft nicht in ausreichender Anzahl vorhanden und die Arbeitsbelastung im Betrieb hoch. Daher bietet es sich an, komplette Arbeitsverfahren oder einzelne Maschinenarbeiten bei Organisationen der überbetrieblichen Maschinenverwendung (ÜMV) einzukaufen. Dazu zählen z.B. Lohnunternehmen, Maschinenringe oder Wasser- und Bodenverbände. Sie verfügen nicht nur über qualifiziertes Personal, sondern meist auch über neuere und innovative Technik.

Die beiden Verfahren zur Silagewerbung sollen hier verglichen werden.

Wickelballen im geteilten Verfahren

Ballenwickelgerät

Rundballenpressen und Wickelgeräte sind in vielen landwirtschaftlichen Betrieben vorhanden und so kann der Landwirt, die Wickelballen selbst produzieren. Die Kosten, die dem Landwirt entstehen, werden unter dem Gesichtspunkt „die Maschinen sind eh da“ oft vernachlässigt. Für die Ersatzinvestition, nach dem technischen Lebensalter, muss mit höheren Investitionskosten gerechnet werden. Ebenfalls wird die eigene Arbeitsleistung nicht bewertet. Hinzu kommt, dass zu Arbeitsspitzen in der Außenwirtschaft die Innenwirtschaft oft vernachlässigt wird. So kann gerade in dieser Zeit die Milchleistung der Herde sinken. Diese sogenannten Terminkosten sind erst zu einem späteren Zeitpunkt erkennbar und nur schwer zu bewerten.

Für die Futterproduktion sollen die gepressten Silageballen möglichst schnell gewickelt werden, damit es nicht zu einer kräftigen Nachtrocknung und dem Verlust des optimalen Trockenmassegehaltes kommt. Im Balleninneren kann es zu Verlusten durch Veratmung und Erwärmung kommen. Deshalb sollte das Pressen und Wickeln parallel erfolgen und es werden zwei Arbeitskräfte und zwei Schlepper benötigt.

Der Betrieb hat jedoch auch die Möglichkeit, lediglich eine Teilleistung, entweder Pressen oder Wickeln, von Organisationen der ÜMV erledigen zu lassen. Die Arbeitsbelastung wird dadurch gemindert.

Tabelle 1: Geteiltes Verfahren RB – mit Siloplatte

Einheit€/Ballenm³/Ballendt/m³Ballen/ha€/m³€/ha€/dt€/t€/Ballen
Mähen mit Großmähwerk
(8,5 m Arbeitsbreite)
4,81,8132,010,383,772,88
Schwaden mit Großschwader
(7 m Arbeitsbreite)
4,81,1119,640,232,311,77
Ballen pressen
(1,3 m Netzbindung)
7,951,594,8115,0088,481,0410,417,95
Ballen wickeln
(1,3 m, 6 fach)
11,591,594,8117,28128,881,5215,1611,59
Abtransport und Einlagern der Siloballen
(10 min pro Ballen; 35 €/h)
5,834,8113,6664,890,767,635,83
Jahreskosten Siloplatte2,0336,020,424,243,24
Entsorgung Folie0,354,80,223,890,070,730,35
Summe Verfahrenskosten21,11373,814,4244,2533,61

 

Press-Wickelkombination

Press-Wickelkombination

Die Landtechnikbranche hat mit der Press-Wickelkombination eine Maschine entwickelt, die den Ballen presst, wickelt und einzeln ablegt. Da Press-Wickelkombinationen sehr teuer sind (ca. 95.000 €), ist eine Anschaffung nur bei hoher Auslastung wirtschaftlich darstellbar. Die Bedienung der Maschine erfordert geschultes Personal und so wird die Press-Wickelkombination vorrangig von Organisationen der überbetrieblichen Maschinenverwendung angeschafft.

Die Arbeit wird von einem Fahrer und einem Schlepper bewältigt. Der Ballen wird unmittelbar nach dem Pressen luftdicht abgeschlossen und die Silierung kann einsetzen. Betriebsmittel wie Bindegarn und Wickelfolie werden von den ÜMV Organisationen im Großeinkauf bestellt und Landwirte profitieren von dem erzielten Preisnachlass. In der Regel werden auch Mengenrabatte ab einer bestimmten Ballenzahl angeboten. Der Landwirt übernimmt nur den Transport zum Lager und reduziert so seine Arbeitsbelastung.

Tabelle 2: Verfahren RB – Silage-Press-Wickelkombination

Einheit:€/Ballenm³/Ballendt/m³Ballen/ha€/m³€/ha€/dt€/t€/Ballen
Mähen mit Großmähwerk
(8,5 m Arbeitsbreite)
4,81,8132,010,383,772,88
Schwaden mit Großschwader
(7 m Arbeitsbreite)
4,81,1119,640,232,311,77
Ballen pressen und wickeln
(1,3 m Netzbindung, 6 fach)
19,671,594,81112,35218,742,5725,7319,67
Abtransport und Einlagern der Siloballen
(10 min pro Ballen; 35 €/h)
5,834,8113,6664,890,767,635,83
Jahreskosten Siloplatte2,0336,020,424,243,24
Entsorgung Folie0,354,80,223,890,070,730,35
Summe Verfahrenskosten21,19375,194,4444,4133,73

Kosten der Verfahren nahezu identisch

Die Kosten von beiden Komplettverfahren sind in den Tabellen 1 und 2 aufgeführt, wobei die Kosten sich lediglich beim Ernteverfahren unterscheiden. In unserem Beispiel sind die Kosten nahezu identisch, wobei beim Press-Wickelverfahren nur eine Arbeitskraft und ein Schlepper benötigt werden. In der Praxis sind die Anschaffungskosten der Maschinen, die Auslastung der Maschinen und die Anzahl der geernteten Ballen pro Stunde für die Kostenbelastung entscheidend.

Fazit

Die Arbeitsbelastung im landwirtschaftlichen Betrieb kann durch die Vergabe von Arbeitsschritten an Organisationen der überbetrieblichen Maschinenverwendung gemildert werden. Die Betriebsleitung hat somit Zeit, sich um die Betriebszweige zu kümmern, in denen sie das Einkommen erwirtschaftet. Ebenfalls sollte die Zeit für Erholung und für die Familie nicht zu kurz kommen.


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