Unternehmensführung
Testbetriebsnetz
Um die wirtschaftliche Lage der landwirtschaftlichen Unternehmen (einschließlich des Weinbaus, des Gartenbaus, der Forstwirtschaft sowie der kleinen Hochsee- und Küstenfischerei) in Deutschland darzustellen, werden in möglichst repräsentativ ausgewählten Betrieben (sogenannte Testbetriebe) Buchführungsabschlüsse erstellt. Diese werden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ausgewertet und für verschiedene Zwecke (z.B. für den Agrarbericht der Bundesregierung) verwendet.
Das Testbetriebsnetz ist daher von grundsätzlicher Bedeutung
- zur Darstellung der Ertragslage in den Buchführungsstatistiken von Bund und Ländern,
- als Bestandteil des Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen der Europäischen Union (EU) und
- zur Vorbereitung und Bewertung agrarpolitischer Maßnahmen auf nationaler und EU-Ebene.
Die Rechtsgrundlagen des Testbetriebsnetzes sind u. a. das Landwirtschaftsgesetz vom 05. September 1955 sowie entsprechende Verordnungen der Europäischen Gemeinschaft zur Bildung eines Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen. Die Gruppenbildung für die Auswahl und Auswertung der Betriebe erfolgt nach dem einheitlichen Klassifizierungssystem der EU. Es basiert auf wirtschaftlichen Kriterien für die Merkmale „Betriebsform“ (betriebswirtschaftliche Ausrichtung) und „Betriebsgröße“.
Die hessische Regionalstatistik
Die hessische Regionalstatistik (oder auch „Buchführungsergebnisse landwirtschaftlicher Betriebe in Hessen“), ist eine jährlich vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen veröffentlichte Statistik. Sie stellt die Einkommenssituation der landwirtschaftlichen Betriebe in Hessen dar. Neben den hessischen Testbetriebsabschlüssen werden, um die Stichprobenzahl zu erhöhen, weitere Abschlüsse von geförderten Betrieben (Agrarinvestitionsförderprogramm) einbezogen.
Die Ergebnisse der ausgewerteten Betriebe werden nach der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung („Betriebsform“), Größenklasse, Haupt- oder Nebenerwerb usw. sowohl konventionell wie auch ökologisch wirtschaftend erörtert. Sie liefern unseren Beratungskräften, den Fachlehrern, den Sachverständigen, den Betriebsleitern und nicht zuletzt allen Interessierten eine umfangreiche Datengrundlage und Übersicht über die wirtschaftliche Situation der hessischen Betriebe im jeweiligen Wirtschaftsjahr.
Was unterscheidet den Agrarbericht von der Regionalstatistik?
Der Agrarbericht der Bundesregierung stellt nicht nur Betriebe der Landwirtschaft einschließlich Gartenbau, Dauerkultur und Weinbau, sondern auch Forstbetriebe und Betriebe der kleinen Hochsee- und Küstenfischerei dar. In der Regionalstatistik Hessen hingegen sind nur landwirtschaftliche Betriebe „im engeren Sinn“, also die Betriebsformen Ackerbau, Futterbau, Veredlung und Verbund, abgebildet.
Des Weiteren liefert – im Gegensatz zum Agrarbericht – die Regionalstatistik kein repräsentatives Ergebnis, sondern nur ein Durchschnittsergebnis der Jahresabschlüsse der verfügbaren Betriebe. Dadurch stimmen die Ergebnisse beider Auswertungen auch nicht überein.
In der Regionalstatistik Hessen werden die Ergebnisse nach dem arithmetischen Mittel (Durchschnittsbildung) berechnet. Das BMEL wendet hingegen die freie Hochrechnung an. Bei der freien Hochrechnung werden die Durchschnittswerte der einzelnen Testbetriebsgruppen (Betriebsformen und Größenklassen) mit dem Anteil gewichtet, den die jeweilige Betriebsgruppe an der Gesamtheit hat (Agrarstrukturerhebung (ASE) 2010).
Vereinfachtes Beispiel für die Haupterwerbsbetriebe Hessen WJ 2014/15
SO in Tsd. € | Betriebe/ASE in % | Betriebe/Ist in % | Gewinn in € |
---|---|---|---|
50-100 | 35 | 15,0 | 16.804 |
100-250 | 42 | 44,2 | 43.339 |
>250 | 23 | 40,8 | 71.269 |
Der Standardoutput (SO) ist der durchschnittliche Geldwert (netto) der landwirtschaftlichen Erzeugung zu Ab-Hof-Preisen. Die Verteilung der Betriebe in Größenklassen basiert auf der Agrarstrukturerhebung (ASE) 2010 mit entsprechender Anpassung für das WJ 2014/15. Betriebe/Ist zeigt den Anteil der ausgewerteten Betriebe in den drei Größenklassen.
Gewinn arithmetisches Mittel
Summe der Einzelergebnisse dividiert durch Anzahl der Betriebe/Ist; Ergebnis: 50.750 €.
Gewinn freie Hochrechnung
Hier wird der Durchschnittsgewinn jeder Gruppe mit dem Anteil der Betriebe/ASE gewichtet; Ergebnis: 40.500 €.
Die Ergebnisse der Betriebsgruppen gehen also mit dem der Wirklichkeit entsprechenden Anteil, nicht mit dem Anteil der Betriebe der Stichprobe, in das hochgerechnete Gesamtergebnis ein. Dadurch wird gewährleistet, dass die Ergebnisse repräsentativ sind.
Die Länderstatistiken werden auf Basis der Durchschnittsbildung (arithmetisches Mittel) erstellt. Betriebe mit extremen Werten werden vorher nach Selektionskriterien aussortiert.
Tendenziell führt die Durchschnittsbildung (arithmetisches Mittel) zu deutlich höheren Ergebnissen als die Hochrechnungsmethode. Die Ursache hierfür ist, dass kleinere Betriebe in der Testbetriebsstichprobe unterrepräsentiert sind, aber infolge der Hochrechnung ihr tatsächliches, höheres Gewicht entsprechend des Gesamtanteils erhalten. Zum anderen stehen für die Regionalstatistikauswertung neben den Testbetrieben noch weitaus mehr große Betriebe mit ihren höheren Gewinnen zur Verfügung als Kleinbetriebe.
(Quelle: BMEL, Grundlagen zur Testbetriebsbuchführung)