Getreide in Weiter Reihe: Vom Anbauversuch zur HALM-Maßnahme
Beratungsteam Biodiversität

Getreidereihen in einem Abstand von mindestens 30 cm und dazwischen ein blühender Teppich aus Klee, Koriander, Ringelblume und Co.? Klappt das in der Praxis? Und welchen Mehrwert hat dieses Anbauverfahren?
Nach erfolgreichen Voruntersuchungen des IFAB/KTBL erproben seit 2024 hessische Landwirtschaftsbetriebe und der LLH den Anbau von Getreide in erweitertem Reihenabstand, mit reduzierter Aussaatstärke und einer blühenden Untersaat. Beratungskräfte für Biodiversität, Pflanzenbau und Betriebswirtschaft sowie des Projekts 100 Nachhaltige Bauernhöfe haben, gemeinsam mit den Praxisbetrieben nun eine Fördermaßnahme entwickelt. Seit 2025 ist das Anbauverfahren der Weiten Reihe in Hessen im Rahmen von HALM 2 H.2 förderfähig.
Lebensraum für Wildtiere und Förderung der Bodenfruchtbarkeit
In der Weiten Reihe finden Feldvögel wie die Feldlerche günstige Brutbedingungen. Wird eine blütenreiche Untersaat eingesät oder werden ackerbaulich unproblematische Ackerwildkräuter zugelassen, profitieren Insekten vom Nektar- und Pollenangebot zwischen den Getreidereihen. Das Rebhuhn wiederum profitiert vom umfangreicheren Insektenvorkommen. Neben den positiven Effekten auf die wildlebenden Arten finden sich auch betriebliche Vorteile. Die Untersaat kann nach der Ernte des Getreides als Zwischenfrucht oder Futter genutzt werden, wodurch zusätzlich positive Effekte auf Bodenleben und Bodenstruktur resultieren.



Erfahrungen aus dem Demovorhaben
Das neue Anbauverfahren bringt einige Fragen mit sich – wir haben die Antworten:
- Überwächst die Untersaat das Getreide? Die kurze Antwort ist: manchmal, je nach den Bedingungen.
- Was wird aus der üblichen Bestandesführung und dem Einsatz von Fungiziden und Insektiziden? Insektizide sollten nicht eingesetzt werden.
- Wie entwickelt sich der Ertrag? Im Durchschnitt ist mit ca. 25 % Ertragsverlust zu rechnen.
- Was passiert mit der Untersaat nach der Getreideernte? Die Untersaat kann nach der Getreideernte als Viehfutter genutzt, als Zwischenfrucht belassen oder in eine Brache (Öko-Regelung 1) überführt werden.
Ausführliche Antworten auf die Fragen sowie weitere Vorteile der Untersaat in Weiter Reihe sind für Landbewirtschaftende in einem Praxisblatt zusammengefasst (link). Hier finden sich auch Tipps und Tricks zur erfolgreichen Etablierung im Getreidebestand.



Fazit
„Landwirtschaft ist Teil der Natur“, sagt einer der Landwirte über seinen Anbauversuch. „Nicht auf die Ernte verzichten zu müssen, sondern Naturförderung und Landwirtschaft zu verbinden – das hat mich gereizt.“
Das Anbauverfahren erbringt zahlreiche ökologische Vorteile und ist mit der neuen HALM 2-Förderung auch wirtschaftlich.
Damit der Anbau von Getreide mit erweitertem Reihenabstand und Untersaat gelingt, beraten Sie die LLH-Beratungskräfte für Biodiversität gerne zur Anlage und Bestandsführung.