Strategien zur ressourcensparenden Freilandbewässerung im Gemüsebau
Maximilian Sandmann, Beratungsteam Gartenbau

Dürre ist ein Mangel an Wasser, der durch weniger Niederschlag und/oder durch eine höhere Verdunstung auf Grund erhöhter Temperaturen als üblich hervorgerufen wird, so definiert es der Deutsche Wetterdienst (DWD) (2022). Genau diese Situation hatten wir in vergangenen Jahren zur Genüge. Besonders schwierig stellte sich die Situation für Betriebe dar, die Sonderkulturen wie Gemüse oder Obst produzieren. Kaum eines der Produkte hat einen Wassergehalt unter 85 %. Da versteht es sich von selbst, dass ohne Bewässerung nichts mehr geht.
Die Wasserbedarfe steigen
Im Jahr 2022 wurden Forschungsergebnisse veröffentlicht, die eine erhöhte Verdunstung von Gemüsearten und damit verbunden erhöhte Bewässerungsbedarfe aufzeigen (Zinkernagel et al. 2022). Die Hochschule Geisenheim und das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz betrachteten auf Grundlage der klimatischen Wasserbilanz den Zusatzwasserbedarf von 31 Anbausätzen an 17 Standorten in Deutschland. Bei der Untersuchung wurden die Perioden 1961 – 1990 und 1991 – 2020 verglichen. Dabei wurde deutlich, dass in einzelnen Sätzen in der Periode 1991 – 2020 ein gestiegener Bewässerungsbedarf zu verzeichnen war. Besonders im frühen Anbau machten sich die fehlenden Frühjahrsniederschläge bemerkbar. Zudem zeigte sich in der Studie, dass auch auf schwereren Böden der Bewässerungsbedarf zunimmt.
Viele Systeme sind im Einsatz
Bei der Bewässerung im Freilandgemüsebau spielt immer noch die Überkopfberegnung eine große Rolle. Der Einsatz von Trommelberegnungsmaschinen und der klassischen Rohrberegnung mit Schwinghebelregnern sind vor allem im Hessischen Ried noch sehr präsent. Aber auch Tropfbewässerung, Beregnung mit Düsenwägen oder großen Linearberegnungsmaschinen werden eingesetzt. Je nach Kultur und Einsatzzeitpunkt muss die Wahl der Systeme angepasst werden. Hinzu kommen viele Möglichkeiten, die eine Überwachung oder Automatisierung der Bewässerung zulassen.
Wasser und Energie sparen
Sei es über eine Standortkontrolle, Leckageerkennung, eine automatische Sektorenregelung bei Trommelregenmaschinen oder Steuerung einer Tropfbewässerung über Bodenfeuchtesensoren, es gibt viele Komponenten die den Einsatz der Bewässerungstechnik erleichtern und die Effizienz steigern können.Einige digitale Technologien lassen sich über das Förderprogramm „Innovation und Zusammenarbeit in der Landwirtschaft und in ländlichen Gebieten sowie Digitalisierung in der Landwirtschaft“ fördern.
Nicht nur klimatisch stehen die aktuellen Zeiten im Zeichen des sparsamen Umganges mit den Ressourcen. Daher ist eine möglichst effiziente Bewässerung zu realisieren. Ansätze dazu können sein:
- Reduzierung von Druckverlusten bei Bewässerungsanlagen durch genaue Auslegung oder Modernisierung der Leitungen
- Bestimmung der Bodenfeuchte mit Sensoren oder Berechnung des Wasserverbrauchs der Kultur zur Identifizierung des optimalen Bewässerungszeitpunkts über die potentielle Verdunstung (Evapotranspiration)
- Verminderung von Abdriftverlusten und Energieverbrauch durch die Verwendung von Düsenwagen bei mobilen Trommelregenmaschinen
- Optimierung von Regnerverbänden bei der Rohrberegnung durch Abstimmung der einzelnen Komponenten zueinander
- Der Einsatz Wasser- und Drucksparender Bewässerungssysteme wie Tropfbewässerung oder Mikrosprinkler
Informationen zum Thema Feldbewässerung und den verschiedenen Verfahren finden sich auch im Beratungsblatt „Technik in der Feldberegnung – Systemvergleich“ der Fachgruppe Bewässerung der DLG. Darin werden die verschiedenen Techniken beschrieben und miteinander verglichen.
Eigene Wasserreserven nutzen?
Zunehmend denken Betriebe über eigene Wasserspeicher nach. Die Idee, Regen- oder Oberflächenwasser in Zeiten zu sammeln, wenn genug vorhanden ist, um es in trockenen Phasen zu verwenden, leuchtet ein. Natürlich gibt es einige Punkte, die bei der Planung eines solchen Speichers berücksichtigt werden müssen. Es ist sicherlich nicht für jeden Betrieb möglich oder sinnvoll diesen Ansatz zu verfolgen. Aber auf Grund der zunehmenden Trockenheit sollte auch diese Möglichkeit in Betracht gezogen werden.
2025 – wieder ein Dürresommer?
Das überdurchschnittlich trockene Frühjahr verheißt nichts Gutes, lässt aber keine gesicherten Prognosen zu. Klar ist, der Klimawandel schreitet voran. Das Werkzeug „Bewässerung“ wird immer wichtiger, um sicher produzieren zu können.









Bei Fragen zu Bewässerungstechnik, Förderungen oder Anbautechnik steht Ihnen das Beratungsteam Gartenbau gerne zur Verfügung – sprechen Sie uns an!
Literaturverzeichnis
Zinkernagel, Prof. Dr. Jana; Weinheimer, Dr. Sebastian; Herbst, Mathias; Kleber, Jürgen; Mayer, Norbert (2022): Der Bewässerungsbedarf von Freilandgemüse steigt. Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft, Aktuelle Beiträge. In: Berichte über Landwirtschaft – Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft, Aktuelle Beiträge (100). DOI: 10.12767/buel.v100i2.432.