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Treibhausgas-Einsparpotential im Gebäudesektor nutzen

Natürlichen Baustoffen wieder mehr Beachtung schenken

Der Gebäudesektor (inkl. aller vor-und nachgelagerter Bereiche) trägt mit 40% zu den Gesamt-Treibhausgasemissionen Deutschlands bei1 und hat 2021 erneut sein Klimaschutzziel verfehlt, wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz jüngst veröffentlichte 2. Ein verstärkter Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen beim Neubau, aber auch bei Sanierungsmaßnahmen, kann einen großen Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität leisten. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) bietet ein vielfältiges Fortbildungsportfolio für verschiedenste Akteure der Baubranche und Interessierte an.

„Insbesondere die Materialgewinnung und ~herstellung konventioneller Baustoffe (u.a. Zement, Ziegel und Stahl) sind ressourcen-und energieintensiv. Im Gebäudebestand steckt also Material und Herstellungsenergie in unermesslichem Ausmaß (graue Energie), die es zu erhalten gilt“, erklärt Eva Riks vom LLH. Die Expertin für den Einsatz nachwachsender Rohstoffe und Nachhaltigkeit in der Baubranche nennt wichtige Maßnahmenzur Reduzierung des CO2-Ausstoßes:

Der Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen kommt eine besondere Bedeutung zu. Holz und Naturfaserdämmstoffe reduzieren das Treibhauspotential, denn während des Biomasseaufbaus wird der Atmosphäre CO2 entzogen. Je nach Bautyp hat ein ökologisch errichtetes Gebäude einen zwei-bis dreimal niedrigeren CO2-Fußabdruck als ein konventionell erbautes Gebäude gleichen Volumens.

Zudem stehen – qualitätsgerecht verbaut –natürliche Baustoffe statisch und wärmetechnisch den konventionellen nicht nach und bieten zusätzlich Schutz vor Sommerhitze, höheren Schallschutz und einen natürlichen Umgang mit Feuchte.

Angesichts der erforderlichen Klimaziele sollten, laut Riks, diesen speziellen Fachinhalten im Rahmen der Aus-und Fortbildung mehr Beachtung geschenkt werden :„Es geht um das Umdenken in der Baubranche und dafür muss auch das entsprechende Planungswissen und der Umsetzungswille viel mehr in den Vordergrund rücken. Daher hat sich das Fachgebiet ‚Biorohstoffnutzung / Kompetenzzentrum Hessenrohstoffe‘, das beim LLH angesiedelt ist, unter anderem der Fortbildung im Bereich des nachhaltigen Bauens verschrieben.“

Nebenbei eröffnen sich mit dem Anbau von Hanf und dem Einsatz von Stroh als Baustoffe neue Wertschöpfungsketten und Wirtschaftszweige für unsere heimischeLandwirtschaft. Strohbaugebäude mit Innen-Lehmputzen lassen in Sachen Wohnkomfort keine Wünsche offen und erfüllen die Kriterien an Klimaschutz und Wohngesundheit in allerbester Weise. Mit einem, aus Mitteln des Integrierten Klimaschutzplans Hessen, eigens angefertigten Strohbau-Modell im Tiny-House-Format wird der LLH über den Strohbauauch auf Messen und Ausstellungen wie z.B. bei den Ökofeldtagen 2022 in Vilmar informieren.

Auch das Vorurteil, dass ökologisches Bauen teurer sei, kann Riks entkräften: „Grundsätzlich gilt: Holzbau, Strohbau und Naturfaserdämmung müssen nicht teurer sein als konventionelles Bauen und Sanieren. Es muss nur von Anfang an durchgeplant sein. Erst das Gesamtsystem ist preislich bewertbar.“ Mittlerweile kann man nachhaltig produzierte Fertighäusernach eigenen Wünschen schlüsselfertig und technisch auf dem neuesten Stand bestellen.

Übrigens: Alle Bau-und Sanierungsmaßnahmen, die der Energieeffizienz dienen, sind über die aktuell geltende Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) förderfähig. Das Land Hessen fördert zusätzlich mit einem Zuschuss bei der Kreditvariante.

Weiterführende Informationen zum Bauen und Sanieren mit nachhaltigen Rohstoffen:
https://llh.hessen.de/umwelt/biorohstoffnutzung/

Bildungsangebote des LLH:
https://llh.hessen.de/beratung/veranstaltungen/?event_category=402

Quellen (abgerufen am 18.01.2022):
https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/bbsr-online/2020/bbsr-online-17-2020-dl.pdf?__blob=publicationFile&v=3
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/Energie/220111_eroeffnungsbilanz_klimaschutz.html