Mikronährstoffdüngung im Getreide

Frank Hahn, Beratungsteam Pflanzenbau

Zum Teil zeigen Bestände Stressreaktionen und Nährstoffmangelsymptome. Dabei spielt neben der aktuellen Wetterlage auch die teils ungünstigen Aussaatbedingungen im vergangenen Herbst eine entscheidende Rolle. Eine schlechte Bodenstruktur und eine mangelnde Wurzelausbildung beeinträchtigten die Pflanzenentwicklung. So begrenzt dies die Nährstoffaufnahme aber auch Nährstoffverfügbarkeit. Daher sollte man sich bei schlecht entwickelten Beständen etwas näher mit dem Thema Mikronährstoffe auseinandersetzen.

Mikronährstoffe werden überwiegend über die Wurzel aus dem Boden aufgenommen. Bei der Bodenuntersuchung besteht die Möglichkeit, die Gehalte an Mikronährstoffen zu analysieren. Sie ermöglicht einen Rückschluss auf die Situation am Standort. Man sollte jedoch berücksichtigen, dass weniger die absoluten Gehalte an Mikronährstoffen eine Rolle spielen, sondern vielmehr deren Verfügbarkeit. Das heißt, auch auf ausreichend versorgten Böden können deutliche Mangelerscheinungen auftreten.

Verfügbarkeit von Mikronährstoffen in Abhängigkeit von Standorteigenschaften

StandorteigenschaftenBorKupferManganZinkEisenMolybdän
Trockenheit
pH-Wert über 7,0++
pH-Wert unter 5,5++++++
Staunässe +++
Hoher Humusgehalt (hoher Sauerstoffgehalt)++++++ 
Bodenverdichtung (Sauerstoffmangel)  ++  
Hohe P2O5     
Nach Jackobs, Remmersmann; + = Gute Verfügbarkeit; – = Schlechte Verfügbarkeit/Mangel

Welcher Mikronährstoffbedarf zu welchem Zeitpunkt?

SpurenelementAufwandmengeZielBemerkung
BBCH 31/32Mangan40-80 g/ha  Kohlenhydratbildung
Trieberhalt
Krankheitstoleranz
Bei akutem Mangel
Kupfer30 g/ha  Nitratabbau
Gewebefestigkeit
Mehltautoleranz
Humose Böden
ehemaliges Grünland
Bor30-50 g/haGewebebildung
Krankheitsabwehr
Geringe Verfügbarkeit
Zink40-80 g/ha  Auxinhaushalt
Translokation
Strahlungsschutz
pH > 7
sehr hohe P-Gehalte
Molybdän10-20 g/haNitratreduzierung
Fertilität
pH < 5,5 auf sandigen Böden
pH < 6,1 auf lehmigen Böden
BBCH 39/49Kupfer30 g/ha  Proteinbildung
Gewebefestigkeit
Fertilität
Humose Böden
ehemaliges Grünland
Bor20-30 g/haGewebebildung
Fertilität
Krankheitsabwehr
Bei Trockenheit  
Zink40 g/ha  Proteinbildung
Strahlungsschutz
pH > 7
sehr hohe P-Gehalte

Welche Folgen hat ein Mangel im Frühjahr?

Bor:

  • Verstärktes Auftreten von Halmbasiserkrankungen und Schwächung des Gewebes
  • Ährchen an der Ährenspitze nicht befruchtet

Kupfer:

  • Geringe Gewebefestigkeit, Pflanze fühlt sich sehr weich an
  • Blattspitze sind meist weiß und schmal.
  • Schlechte Einkörnung besonders auf humosen Böden

Mangan:

  • Schlechte Bestockung des Getreides
  • Weniger Spindelstufen
  • Pflanze empfindlicher bei Trockenstress
  • Stressflecken
  • Pflanzen zeigen eine höhere Anfälligkeit auf Herbizide, besondere auf Sulfonylharnstoffe und FOP-Herbizide

Zink:

  • Deutliche aufgehellte Blattstreifen zwischen den Blattadern
  • Hemmt Zellbildung in Wurzel und Sprossspitzen
  • Pflanzen beginnen deutlich später zu Schossen, jüngere Triebe sterben vorzeitig ab
  • Niedrige Protein- und Sedigehalte im Korn

Übersicht Mikronährstoffdünger: Feste Dünger – Angabe in %

NP2O5K2OMgOSCuMnZnBFeMo
Mangansulfat    19 32    
Folicin-Mix*6  4,215,50,1540,5 0,50,01
EPSO Top   1613      
Epso Microtop   1512,4 1 0,9  
Epso Combitop   1313,6 41   
Fetrilon Combi*   3,3 1,541,50,540,1
Nutribor6  59 10,18 0,04
*Cu, Mn; Zn Fe als Chelat

Übersicht Mikronährstoffdünger: Flüssige Dünger – Angabe in g/l

NP2O5K2OMgOSCuMnZnBFeMo
Lebosol Mangan Nitrat120     235    
Mangansulfat    78 150    
Folicin-Mg plus95  13015 20    
YaraVita Raps Pro69  118  70 60 4
YaraVita Mais 4407567   46   
YaraVita Getreide64  250 5015080   
YaraVita KombiPhos 4407567  105   
Wuxal Basis*386 72  0,722,860,720,280,720,01
Wuxal Microplant*78 15747817,523,515,74,515,70,15
Wuxal Top P6425564  0,050,150,050,130,260,01
Wuxal Boron Plus*70183   0,70,70,71081,40,01
Nutrimix fluid*  102  253825  0,4
*Cu, Mn; Zn Fe als Chelat

Fazit und Empfehlung

  • Unter den aktuellen Bedingungen können vor allem Mangan, Bor und Zink für die Pflanze begrenzend sein.
  • Für eine bedarfsgerechte Düngung ist eine Pflanzenanalyse aussagekräftiger als eine Bodenuntersuchung.
  • Pflanzenanalysen können über den Landesbetrieb Hessische Landeslabor durchgeführt werden.
    Download: Probenprotokoll
  • Insgesamt steht eine Vielzahl an Blattdüngern zur Verfügung. Meist werden Kombi-Lösungen aus verschieden Nährstoffen angeboten.
    Bei eigenen Mischungen sollte man darauf achten, dass es bei der Nährstoffaufnahme über das Blatt nicht zu einer Ionenkonkurrenz kommt. Es empfiehlt sich Mangan, Zink und Kupfer entsprechend ihrer Bedürftigkeit idealerweise im 3:2:1-Verhältnis für die Blattdüngung anzumischen. Die Kombination mit Magnesiumsulfat (Bittersalz) verbessert die Aufnahme zusätzlich.
  • Blattdüngungen sollten möglichst in den Morgen- oder Abendstunden erfolgen, da der Dünger tagsüber zu schnell auf dem Blatt kristallisiert. Durch die Zugabe von 10 % AHL kann der Prozess verlangsamt werden. Generell verhält es sich bei der Aufnahme ähnlich wie bei den Gräserherbiziden im Getreide: Eine hohe relative Luftfeuchte von über 60 % ermöglicht eine hohe Nährstoffaufnahme über das Blatt. Die Blätter sollten zudem homogen mit dem Nährstoffmix benetzt sein. Es ist darauf zu achten, dass der Blattapparat nicht so nass ist, dass der Spritzbelag sofort wieder vom Blatt abläuft.
  • Tritt ein Mangel auf, sollte zügig gehandelt werden. Das heißt aber nicht, dass „viel viel hilft“. Wiederholte Teilgaben im Splitting erhöhen die Effizienz der Blattdüngung deutlich.
  • Um einen Mangel schnell zu beseitigen, sind Nährstoffformen nötig, die die Pflanze effizient über das Blatt aufnehmen können. Bewährt haben sich Chelat- und Sulfatformulierungen.
  • Mangannitrat sollte nicht mit Wuchsstoffen gemischt werden (kann ausflocken). Ggf. vorher Mischprobe durchführen.
  • Die Düngung bietet sich aktuell in Kombination mit Wachstumsreglern an. Kombinationen mit Fungiziden sind ebenfalls möglich.

Ansprechpartner:
Frank Hahn


Dieser Beitrag stammt aus der Beratungs-Info Pflanzenproduktion Hessen. Sie haben Interesse an einem Abonnement? Hier geht es zur Anmeldung.

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