Chancen und Baustellen rund um Agroforst

Oliver Döll und Friederike Kaplan, LLH

Das bewegte Agroforst-Interessierte in 2024

Wie können Landwirtschaft und die Ernährung der Zukunft aussehen? Wie können Humus aufgebaut, Bodengesundheit erhalten und Standortbedingungen verbessert werden? Zum Beispiel mit Agroforstwirtschaft! Im Jahr 2024 gab es mehrere Veranstaltungen zum Thema. Der Höhepunkt bildete in Hessen der Agroforstkongress am 01. und 02. Oktober an der Uni Kassel. Eine Veranstaltung, voll mit geballtem Wissen über Agroforstwirtschaft und voller Tatendrang, etwas zu bewegen.

Publikum von hinten, vorne der Referent vor einer PowerPoint Präsentation
Einer von vier Seminarräumen des Agroforstkongresses

Die Anwesenden auf dem Kongress waren sich einig: Wenn unsere Landwirtschaft fit gemacht werden soll für die Zukunft, dann gehören Bäume auf den Acker! Auch die Herausforderungen der Ernährung der Zukunft ließen sich so lösen, indem beispielsweise mehr pflanzliche Proteine in Form von Nüssen erzeugt werden könnten und die Flächenproduktivität insgesamt steigen würde.

Das Potential von Agroforst CO2 zu speichern, landwirtschaftliche Flächen klimastabiler zu machen und dem Artensterben entgegenzuwirken ist ebenfalls groß.

Viele Landwirtinnen und Landwirte sind sich aber unsicher, ob Bäume auf dem Acker wirklich die gewünschten Effekte erzielen. Gleichzeitig ist die Motivation jener Betriebe und Akteure, die sich mit Agroforst auseinandersetzen, groß, das System in großem Stil in die Fläche zu bringen.

Insgesamt gibt es nur wenige Pioniere, die solche Systeme umsetzen. Warum ist das so?

Bisher gibt es in Deutschland und Hessen nur wenige Modellbetriebe mit Agroforstsystemen, die zudem alle noch sehr jung sind. Funktionierende Beispiele mit alten Bäumen in vollem Ertrag fehlen. Damit fehlt auch die Weitergabe von Expertise in der Landwirtschaft.

Die finanziellen und rechtlichen Hürden werden als hoch wahrgenommen. Das Fehlen einer praxistauglichen Investitionsförderung, die geringen Fördersätze für bestehende Agroforstsysteme und der oft hohe Aufwand bei der Suche und Inanspruchnahme außerstaatlicher Förderungen sind einige Gründe dafür. Der Agroforstkongress und die Online-Veranstaltungen und Feldtage des LLH im Juni und Oktober 2024 haben jedoch unter anderem gezeigt: Es ist möglich, das eigene Agroforstsystem fördern zu lassen. Einige Beispiele hessischer Betriebe, die verschiedene Agroforstförderungen in Anspruch genommen haben, finden Sie im Beitrag: Nachlese: Praxisnaher Austausch zu Agroforstsystemen

Viele Betriebe verzichten auf die Förderung der ÖR 3, da die dafür zu erfüllenden Vorgaben auf den Flächen nicht oder nur schwer umsetzbar sind. Andere Betriebe teilen Flurstücke, auf denen ein Agroforstsystem angelegt werden soll, in einzelne Schläge auf, um es betriebsfreundlicher gestalten zu können und verzichten damit auf den Erhalt des Ackerstatus. Ab 2025 wird es hier jedoch Erleichterungen geben: Die Vorlage eines Nutzungskonzeptes wird wegfallen, einige Vorgaben der ÖR3 zu Abstandsregelungen werden geändert und in Brandenburg wird eine Investitionsförderung eingeführt. Bisher gibt es Investitionsförderungen nur in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen.

Streifen mit jungen Walnussbäumen auf einer grünen Ackerfläche, der Himmel ist stark bewölkt
Walnussanlage der Domäne Frankenhausen – eines der Exkursionsziele des Agroforstkongresses

Eine weitere große Hürde für Agroforstsysteme: Pachtflächen. Mehr als 60 % der landwirtschaftlichen Flächen sind Pachtflächen. Hier sieht man sich oft einem Problem gegenüber: Beide Parteien müssen sich einig werden. Das setzt gleiche Ansichten zur langfristigen Bewirtschaftung voraus, sowie Einigkeit bei der vertraglichen Verankerung von Zuständigkeiten und Besitzverhältnissen. Diese Fragen müssen eindeutig geklärt werden.

Weiterhin können naturschutzfachliche Gegebenheiten Hürden darstellen. Liegt die Fläche in oder angrenzend an ein Schutzgebiet können Interessenskonflikte entstehen, zum Beispiel beim Thema Offenlandarten. Hier ist es wichtig, die betreffenden Naturschutzbehörden von Anfang an in die Planung miteinzubeziehen und nach Kompromissen zu suchen.

Insgesamt ist das Bewusstsein für Agroforst im Jahr 2024 sowohl bei den Landwirtinnen und Landwirten als auch bei den politischen Entscheidungsträgern gestiegen und das Thema Agroforst stellt keine absolute Unbekannte mehr dar.

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
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