Mediation – Ein neues Beratungsangebot des LLH

Benedikt Sachs und Stefan Weber, Beratungsteam Ökonomie & Verfahrenstechnik

Das Beratungsteam „Ökonomie und Verfahrenstechnik“ des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) bietet seit Anfang des Jahres 2024 – unter anderem im Rahmen einer Kooperation mit der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) – Mediationen für landwirtschaftliche Betriebe an. Hintergrund dieser Kooperation ist die hohe physische und psychische Belastung in den landwirtschaftlichen Familienbetrieben.

Häufig wohnen und arbeiten mehrere Generationen auf dem Hof. In der Fülle des täglichen Arbeitsanfalls kommt es vor, dass man nur noch nebeneinander her arbeitet. Man fühlt sich sowohl der Familie als auch dem Betrieb, wie auch der Familientradition verpflichtet. Konflikte und klärende Gespräche werden oft hintenangestellt und schwelen dahin. Bis die Last zu groß wird. „Denn die Arbeit muss ja erledigt werden, egal wie!“ In dieser Situation entstehen dann auch schnell gesundheitliche Probleme, die im schlimmsten Fall bis zu Suizidgedanken reichen. Hier kann eine Mediation helfen.

Mediation als selbstbestimmte Konfliktlösung

Per Definition ist die Mediation ein freiwilliges, außergerichtliches Verfahren zur eigenverantwortlichen Regelung offener Streitfragen. Sie hat zum Ziel, dass die Parteien mit Unterstützung eines neutralen Dritten (Mediator) selbstbestimmte Vereinbarungen entwickeln, die die Bedürfnisse und Interessen aller Konfliktparteien berücksichtigen. Im Gegensatz zu einem Gerichtsverfahren wird in der Mediation nicht über die Frage der Schuld entschieden, sondern über die Lösung gesprochen.

Von zentraler Bedeutung ist, dass die Konfliktbeteiligten freiwillig an dem Mediationsverfahren teilnehmen. Die Mediatorin bzw. der Mediator begleitet das Verfahren und nimmt dabei eine allparteiliche Stellung ein, während die Teilnehmenden die Lösungsansätze erarbeiten. Dies hat den Vorteil, dass die Lösungen in der Regel eine höhere Akzeptanz bei den Parteien finden und nachhaltiger sind. Wichtig bei einer Mediation ist die umfängliche Vertraulichkeit.

Die Mediation läuft in fünf Phasen ab.

  • Phase 1: Rahmen der Zusammenarbeit
  • Phase 2: Herausarbeiten der zu besprechenden Themen
  • Phase 3: Interessenklärung / Bedürfnisse             
  • Phase 4: Entwicklung von Lösungen
  • Phase 5: Abschließende Vereinbarung

Innerhalb der Mediation gibt es folgende Schwerpunkte:

  • Familienmediation: Ehe / Scheidung, Familienstreitigkeiten, Generationskonflikte, Erbstreitigkeiten
  • Wirtschaftsmediation: Konflikte mit Arbeitskollegen, Konflikte in Teams, Konflikte zwischen Unternehmen

In Familienbetrieben stehen die Familienmitglieder vor der Herausforderung, dass Aspekte aus beiden Bereichen angesprochen werden, da die Familienmitglieder häufig verschiedene Rollen in Familie und Betrieb innehaben: Tochter und Chefin, Vater und Mitarbeiter, Sohn und Kollege, Mutter und Vermittlerin etc.

Verständnis durch Kommunikation und Zuhören

Die Nachfrage nach Mediationen steigt stetig. Dies ist auch im Erfolg des Konzeptes begründet.

Die betriebswirtschaftliche Beratung des LLH hat bereits Mediationen zu anstehenden Hofübergaben, zu Generationenkonflikten, zu Konflikten mit Partnern oder eingeheirateten Familienmitgliedern erfolgreich durchgeführt. Außerdem ist die gestiegene Arbeitsbelastung der Betriebsleitungen und ihrer Familien und dem daraus resultierenden Wunsch, womöglich etwas zu ändern und vielleicht über Jahre gewachsene Strukturen innerhalb der Betriebe auf neue Wege zu führen, wiederholt Thema.

Häufig herrscht die Meinung vor, dass man keine fremden Personen braucht, um sich über die anstehenden Probleme zu unterhalten. Doch oft nehmen sich die Konfliktparteien nicht die notwendige Zeit für ein klärendes Gespräch. Zudem sind sie ab einem gewissen Zeitpunkt auch nicht mehr in der Lage, ein Gespräch zu führen, da sich die Positionen längst verhärtet haben. Erstaunlicherweise zeigt sich im Verlauf der Mediation, dass – so verschieden die Parteien zu Anfang scheinen – die Themen und Interessen sehr ähnlich gelagert sind. Durch das Aussprechen und vor allem das aktive Zuhören erkennen die Beteiligten, warum sich der andere auf eine bestimmte Weise verhält.

Mediationen sind wertvolle Investitionen in die Zukunft

Das Resümee der Kundinnen und Kunden nach der Mediation ist meist, dass jetzt endlich ausgesprochen wurde, was in den letzten Jahren nur gedacht wurde. Dies geht in aller Regel mit der Frage einher, warum diese Themen nicht bereits früher angesprochen wurden, da viele Missverständnisse so wesentlich früher hätten geklärt werden können.

Für den Einstieg in die Mediation sollten sich die Beteiligten die Frage stellen, was sie in eine mögliche Lösung der Problemsituation investieren wollen. Durch die Zusammenarbeit mit der SVLFG und deren Kostenübernahme ist es für die ersten zehn Beratungsstunden nur die Zeit, die man sich nehmen sollte und die Frage, was die Alternative zu einem guten Gespräch ist.

Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresbericht 2024.

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
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