Ohne Torf erfolgreich Gärtnern: Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen gibt Tipps
Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Mit der bundesweiten Aktionswoche zum torffreien Gärtnern, die am 28. Februar startet, soll das Bewusstsein für klimafreundliche und nachhaltige Substratalternativen gestärkt und Hobbygärtner ermutigt werden, diese zu nutzen.
Doch wer auf torffreie Erde umsteigt, sollte ein paar Aspekte beachten, wie Sebastian Bartsch vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) weiß: „Torffreie Substrate speichern Wasser anders als Torf. Statt selten große Mengen zu gießen, sollte man häufiger kleinere Mengen geben.“ Auch die Düngung muss angepasst werden, da viele torffreie Erden Holzfasern als Ersatzstoff enthalten. Während deren Zersetzung binden Mikroben Stickstoff (N), der dann den Pflanzen fehlt. Gleichzeitig liefern häufig enthaltene Kompostanteile reichlich Phosphor (P) und Kalium (K). Bartsch rät daher, die Substratzusammensetzung zu prüfen und gezielt zu düngen – in diesem Fall mit reinem Stickstoffdünger statt eines Volldüngers.
LLH unterstützt hessische Gartenbaubetriebe beim Umstieg auf torffreie Substrate
Fest steht aber auch: In torffreien Substraten wachsen Pflanzen tendenziell etwas schlechter und ungleichmäßiger – das belegen Vergleichsstudien. „Hobbygärtnern mag dies kaum auffallen, doch im Erwerbsgartenbau birgt der Verzicht auf Torf Risiken. Die Produkte müssen bestimmte Qualitätskriterien erfüllen, insbesondere Einheitlichkeit innerhalb einer Partie ist entscheidend. Zudem tun sich einige Pflanzenarten mit torffreien Substraten schwer, beispielsweise Zitruspflanzen und Weihnachtssterne“, erklärt LLH-Versuchsingenieur Bartsch.
Um Gartenbaubetriebe bei der erfolgreichen Umstellung auf torffreie Substrate zu unterstützen, führt die Fachinformation Gartenbau des LLH am Gartenbauzentrum Geisenheim seit vielen Jahren praxisorientierte Versuche mit torffreien Substraten durch. „Mit unseren unabhängigen und fundierten Fachinformationen unterstützen wir die Transformation der Gartenbaubetriebe hin zur torfarmen Produktion“, so Bartsch weiter.
Im vergangenen Jahr testete die Arbeitsgemeinschaft der „Wiesbadener Friedhofsgärtner“ sechs torffreie Erden verschiedener Hersteller. Der LLH beteiligte sich an dem Projekt, das an 13 Standorten mit bepflanzten Grabschalen durchgeführt wurde. Die Blühergebnisse konnten durchweg überzeugen – der Verzicht auf Torf ist also möglich, wenn die Pflege professionell erfolgt.
Aktuell prüft die Fachinformation Gartenbau des LLH zehn torffreie Substrate verschiedener Hersteller auf ihre Eignung für Zitrusgewächse. Zitrusgewächse haben hohe Ansprüche an ihre Erde: Sie benötigen eine gute Drainage und ausreichend Nährstoffe. Selbst in torfhaltigen Substraten wachsen sie oft nur mäßig, was die Suche nach einer geeigneten torffreien Alternative besonders herausfordernd macht.
Langzeitversuch zum Substratvergleich: Obwohl die Zitruspflanzen gleich alt sind, variiert ihr Wachstum in den torffreien Erden deutlich:





Hintergrund: Warum torffreies Gärtnern wichtig ist
Torf war lange das bevorzugte Substrat im Gartenbau, da es Wasser speichert, gut durchlüftet und leicht zu handhaben ist. Doch der Abbau von Torf zerstört Moore, die als CO₂-Speicher eine wichtige Rolle im Klimaschutz spielen – weshalb der Umstieg auf torffreie Alternativen angestrebt wird.
Die Aktionswoche „Torffrei Gärtnern“ ist eine Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gemeinsam mit der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR).