Aussaat von Zwischenfrüchten mittels Drohne
Axel Vorwald, Beratungsteam Ökologischer Landbau
Ein Demonstrationsvorhaben evaluiert die neue Methode
Auch wenn das Jahr 2024 ungewöhnlich feucht war, bleibt der langfristige Trend einer zunehmenden Sommertrockenheit mit hohen Temperaturen und steigender Verdunstung bestehen. Die Etablierung einer Zwischenfrucht nach der Ernte der Hauptkultur wird dadurch immer herausfordernder. Wie kann eine klimaangepasste und ressourceneffiziente Aussaat in dieser ohnehin von Arbeitsspitzen geprägten Zeit erfolgreich gelingen? Eine Option könnte die Aussaat der Zwischenfrucht mittels Flugdrohne darstellen.
Drohnensaat: Vor- und Nachteile
Die Flächeneigenschaften bestimmen maßgeblich die Wahl der Aussaatmethode. Flächen mit starkem Beikrautdruck, etwa durch Gräser oder Disteln, erfordern gezielte phytosanitäre Maßnahmen und schließen eine Drohnensaat aus. Hier ist eine alternative Aussaatmethode mit angepasster Bodenbearbeitung sinnvoll. Auch bei Lagerstellen, die etwa durch Hagelschäden an der Vorkultur entstanden sind, kommt eine Drohnensaat nicht in Frage.

Auf der anderen Seite fördert jede Bodenbearbeitung die Mineralisation im Boden und reduziert die Bodenfeuchte. Die Aussaat aus der Luft in den stehenden Getreidebestand kann die vorhandene Bodenfeuchtigkeit für die Zwischenfrucht sichern. Dabei wird das Saatgut üblicherweise circa sieben bis zehn Tage vor dem Drusch der Hauptkultur ausgebracht. Dies verschafft den Zwischenfrüchten einen Vorsprung gegenüber traditionellen Verfahren, bei denen der Boden nach der Ernte mehrfach bearbeitet und erst danach gesät wird. Angesichts der oft knappen Arbeitskräfte, insbesondere zur Erntezeit, kann die von einigen Lohndienstleistern angebotene Drohnensaat etwa durch das Wegfallen von Arbeitsgängen punkten.
Die reduzierte Bodenbefahrung schont zudem den Boden und kann – im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren – Kosten sparen. Gleichzeitig fehlt bei der Drohnensaat der Bodenschluss, was insbesondere unter trockenen Bedingungen die Keimung erschweren kann. Aber auch in feuchteren Jahren ist die Drohnensaat anspruchsvoll. So können etwa Schneckenfraß und mechanische Einflüsse, etwa durch das Nachtrocknen von Strohschwaden, den jungen Zwischenfrüchten schaden.
Demonstrationsvorhaben vergleicht Aussaatmethoden
Um die recht neue Methode zu evaluieren und Erfahrungen für die Praxis sammeln zu können, wurden 2023 erste Pilottests durchgeführt. Diese bestätigten das große Interesse der Betriebe an der Luftaussaat. Dennoch gibt es noch viele offene Fragen, etwa
- zur optimalen Aussaatstärke,
- zur Stickstoffmineralisierung im Vergleich zu herkömmlichen Aussaatverfahren und
- zum idealen zeitlichen Abstand zwischen der Aussaat der Zwischenfrucht und der Ernte der Hauptkultur.

In 2024 wurde die Zwischenfruchtaussaat mittels Drohne daher in einem Demonstrationsvorhaben des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) aufgegriffen. Die Klimaschutzberatung des Beratungsteams „Ökologischer Landbau“ im LLH begleitet das Vorhaben, an dem sich ökologisch wie konventionell wirtschaftende Betriebe in Nord- und Mittelhessen mit Sommer- und Wintergetreideflächen sowie einer Winterrapsfläche beteiligen. Die Drohnensaat wird mit betriebsüblichen Aussaatverfahren, etwa der Direktsaat oder der flachen Vorbearbeitung mit Zinken- und Scheibenwerkzeugen in Verbindung mit Drillsaat, verglichen.
Die Aussaat der jeweils ökologisch und konventionell einheitlichen Zwischenfruchtmischung erfolgte im Juli wenige Tage bis knapp zwei Wochen vor den Druschterminen auf den Demoflächen in zwei Aussaatstärken. Von Interesse ist nicht nur, wie gut die Pflanzen in den unterschiedlichen Hauptfrüchten auflaufen, sondern auch, wie gut die Zwischenfrucht Nährstoffe in den unterschiedlichen Verfahren für die folgende Hauptfrucht sichern kann.
Das Vorhaben umfasst auch den Austausch mit regionalen Akteuren zu Erfahrungen, die sie mit weiteren Betrieben in der Drohnensaat sammeln.
Da die Jahresbedingungen stark schwanken, ist die Aussagekraft durch die bisherigen Beobachtungen eingeschränkt. Um fundiertere Erkenntnisse zu gewinnen, wird das Demonstrationsvorhaben im kommenden Jahr weitergeführt.
Dieser Beitrag ist dem LLH-Jahresbericht 2024 entnommen. Den vollständigen Bericht finden Sie hier als PDF.