Kichererbsenanbau in Deutschland

Nahaufnahme eines Kichererbsenbestands mit noch grünen Blättern und Hülsen; © Holzhauer
Kichererbsen sind für wärmere und trockenere Standorte eine interessante Kultur.
© Holzhauer

Die Kichererbse wird in Deutschland zunehmend beliebter: Aufgrund der Trockenheitstoleranz der Kichererbse aber auch wachsender Nachfrage nach regionaler Ware, steigt das Interesse der Landwirtinnen und Landwirte. Aktuell wird an vielen Stellschrauben wie Züchtung, Anbau und Vermarktung gedreht, um den Kichererbsenanbau hierzulande anzukurbeln.

Saatgut: Typen und Verfügbarkeit

Bei Kichererbsen wird zwischen zwei Typen unterschieden: Desi und Kabuli. Kabuli-Typen zeichnen sich durch große, rundliche Samen aus, welche von einer hell-cremefarbenen Samenhülle umgeben sind. Das Tausendkorngewicht liegt je nach Sorte bei 250 bis 500 Gramm. Auf dem deutschen und europäischen Markt sind vor allem Kichererbsen dieses Typs zu finden. Erhältliche Sorten sind z. B. Cicerone, Sultano, Orion und Flamenco. Die Desi-Typen sind anhand ihrer kleineren, teils kantigen und dunkel gefärbten Samen mit etwas dickerer Samenschale zu erkennen. Das Tausendkorngewicht liegt bei 200 bis 250 Gramm. Ein bekannter Desi-Typ ist die Sorte Nero. Gulabi-Typen sind ein Untertyp des Desi-Typs und haben runde, rötliche Samen. Hierzu zählen die Sorten Olga und Irenka. Desi-Sorten sind erfahrungsgemäß toleranter gegenüber feuchter Witterung und Krankheiten. Mehrere Verarbeitende erkennen die Vorteile im Anbau dunklerer Kichererbsensorten und investieren in neue Produktentwicklungen mit den Desi-Sorten.

Das in Deutschland erhältliche Kichererbsen-Saatgut stammt vorwiegend aus Vermehrungen aus Italien und Frankreich. Auf der Homepage des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) ist eine Liste von Saatgut-Anbietern einsehbar.

Da die Kichererbse eine neue Kultur in unseren Breiten ist, gilt es nun herauszufinden, welche Sorten sich für den Anbau in Deutschland eignen. Das Projekt „CilaKlima“ knüpft an dieser Frage mit einem Screening von Kichererbsen-Herkünften für den Anbau in Deutschland an. Ziel ist es, aus 100 Herkünften (sogenannten „Akzessionen“, die global und in der Genbank gesammelt wurden) circa 10 Herkünfte für den Anbau in Deutschland zu finden. Seit 2022 gibt es im Rahmen eines Ringversuches in den DACH-Ländern und den Niederlanden Sortenversuche zum Ertragspotenzial der Kichererbsen. Die ersten Versuchsergebnisse zeigen, dass der Standort der größte Einflussfaktor ist.  

Der bisherige Kichererbsenanbau in Deutschland zeigt Züchtungspotenzial in Höhe des Hülsenansatzes, Abreife- und Ertragssicherheit, Toleranz gegenüber diversen Pilzerkrankungen und einheitliche Kalibergröße. Problematisch ist aktuell zudem die Saatgutqualität. Keimfähigkeit und Triebkraft sind häufig nicht stimmig und unzureichend.  Durch das interdeterminierte Wachstum können fortlaufend neue Blüten gebildet werden, sodass eine gleichmäßige Abreife erschwert werden kann.

Standort, Aussaat und Feldaufgang

Die Kichererbse ist eine wärmeliebende Kultur. Als benötigte Wärmesumme für die Anbaueignung gilt ein Wert von 1745 Grad im Zeitraum vom 1. Mai bis zum 30. September. Die Niederschlagsmenge während der Vegetationszeit sollte zwischen 150 und 250 Millimeter liegen. Aufgrund des indeterminierten fortlaufenden Wachstums von Kichererbsen sind Gegenden mit trockenem Spätsommer und Herbst besser geeignet. Unter feuchten Bedingungen in diesem Zeitraum verzögert sich die Abreife, die Qualität des Ernteguts kann durch Pilzkrankheiten beeinträchtigt werden und es können sich neue Blüten sowie Hülsenansätze bilden. Leichtere, durchlässigere Böden, die sich schnell erwärmen und wenig Wasser speichern, sind für das Wachstum von Kichererbsen günstiger, während sie auf schwereren Standorten, die sich nur langsam erwärmen, weniger gut gedeihen.

Kichererbsen sollten vor der Aussaat mit einem geeigneten Impfmittel geimpft werden, da die Bakterien, mit denen die Kichererbsen eine Symbiose eingehen, nicht in deutschen Böden vorkommen. Bezugsquellen für Impfmittel sind auf der Homepage des LTZ zu finden.

Nahaufnahme eines unkrautfreien Kichererbsenbestands in der Jugendentwicklung; © Pietschmann
Wärmere Temperaturen begünstigen die Jugendentwicklung der Kichererbse.
© Pietschmann

Um den Feldaufgang zu simulieren, kann ein Triebkrafttest angewendet werden. Dabei wird Stress auf den Samen ausgeübt: Ein beispielhafter Test sieht vor, Samen in Ackererde 7 Tage lang im Dunklen 10 Grad auszusetzen – mit anschließendem Wechsel für 7 Tage 8 Stunden im Hellen und 16 Stunden im Dunkeln bei 25 Grad. Landwirtinnen und Landwirte können an die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Saatgut schicken und einen Triebkrafttest (hier Kalttest) beantragen. Dementsprechend kann der Aussaatzeitpunkt angepasst werden: Bei guter Triebkraft kann eine frühere Aussaat erfolgen, bei schlechter ist es ratsam, einen schnellen Aufgang bei warmem Boden zu ermöglichen.

Ab einer Bodentemperatur von mindestens 5 bis 7 Grad können Kichererbsen ausgesät werden. Mit dieser Temperatur ist in Deutschland von Mitte April bis Anfang Mai zu rechnen. Wichtig sind neben der Bodentemperatur die Bodenfeuchtigkeit sowie die Außentemperatur der folgenden 10 Tage. Das Saatgut muss innerhalb weniger Tage keimen, um einen lückenlosen Bestand zu generieren. Empfohlene Aussaatstärke sind 55 keimfähige Körner je Quadratmeter.

Beikrautregulierung

Langer Streifen eines grünen Kichererbsenbestands. Der Bestand ist frei von Unkraut und die einzelnen Reihen sind noch gerade so zu erkennen. © Berlinghof
Gelungener Einsatz von mechanischer Unkrautregulierung in Kichererbsen;
© Berlinghof

Da die Kichererbsen hypogäisch (unterirdisch) keimen, können sie gut blind gestriegelt werden. Neben der Beikrautregulierung wird mit dem Blindstriegeln der Boden eingeebnet und die Bodenkruste aufgebrochen. Das Blindstriegeln erfolgt circa 5 Tage nach der Aussaat. Ab dem Zwei- bis Dreiblattstadium können die Pflanzen mehrmals gestriegelt werden. Ab dem Vierblattstadium kann die Hacke zum Einsatz kommen. Hacken ist bis zum Schließen des Bestandes möglich. Für die chemische Unkrautregulierung sind nur wenige Herbizide verfügbar. Im Nachauflauf ist zum Beispiel „Fusilade Max“ für Kichererbsen zugelassen. Einzelfallgenehmigungen nach § 22 Pflanzenschutzgesetz der jeweiligen Bundesländer sind auf der Seite des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) einsehbar. In dem Kichererbsenbestand sollten keine Beikräuter wie Schwarzer Nachtschatten auftreten. Aufgrund seines Gehalts an giftigen Tropanalkaloiden stellt er ein Risiko für eine spätere Kontamination des Ernteguts dar.

Krankheiten und Schädlinge

Fußkrankheitentreten vor allem bei langanhaltender Staunässe auf. Die Erreger überdauern im Boden. Im Management ist eine Anbaupause von sechs Jahren, gesundes Saatgut, tiefes Pflügen sowie das Entfernen aller Ernterückstände zu beachten. Die Brennfleckenkrankheit kann in feuchten, kühlen Jahren zu erheblichen Ertragsverlusten führen. Im Management ist neben den genannten Maßnahmen zu beachten, dass das Risiko für die Brennfleckenkrankheit bei einer frühen Saat und hohen Bestandsdichte zunimmt. Eine räumliche Distanz zwischen dem aktuellen Schlag und der Fläche vom letzten Jahr ist ratsam. Generell sind Desi-Typen weniger anfällig für die Brennfleckenkrankheit als Kabuli-Typen. Grauschimmel wird begünstigt durch kühl-feuchte Bedingungen und eine hohe Bestandsdichte. Der Pilz überlebt auf oder im Samen, auf Ernterückständen oder im Boden. Die Sporen verbreiten sich über Wind.

Schäden durch Insekten sind bei Kichererbsen in Deutschland bisher nicht dokumentiert. Als Schadinsekten sind die Erbsenblattlaus, der Blattrandkäfer und der olivbraune Erbsenwickler zu nennen. Dem Blattrandkäfer kann durch Stärkung der Pflanze mit einer angepassten Düngung der Pflanze entgegengewirkt werden. Zusätzlich sollte die Distanz von Leguminosenschlägen maximiert werden. Der olivbraune Erbsenwickler hat die Brack- und Schlupfwespe als natürliche Gegenspieler. Außerdem kann man diesen durch eine Pflugfurche kontrollieren. Ein weiterer Schädling ist die Baumwollkapseleule, welche mehrere Teile der Pflanze befällt. In Sachsen gab es 2023 und 2024 durch die Larven der Bohnensaatfliege Schäden beim Auflauf der Kichererbsen. Sie fressen das keimende Saatgut und können zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen. Optimale Bedingungen für eine schnelle Keimung sowie intensive Bodenbearbeitung könnten effektive Maßnahmen gegen die Bohnensaatfliege sein. Hierzu werden in den kommenden Jahren weitere Untersuchungen durchgeführt. Mit Ausnahme der Brennfleckenkrankheit bestehen momentan keine massiven Probleme mit Pilzkrankheiten oder Schadinsekten. Eine hohe Feuchtigkeit in der frühen Wachstumsperiode kann den Krankheitsdruck erhöhen. Dahingegen könnten Insekten eher von trocken-wärmeren Phasen im späten Frühjahr profitieren.

Abreife und Erntetechnik

Kichererbsen können gedroschen werden, wenn die Pflanzen zu mindestens 90 Prozent gelb sind und die Samen in den Hülsen rascheln. Meistens braucht der Erntezeitpunkt allerdings einen Kompromiss. Auch wenn circa 75 Prozent der Pflanzen gelb sind und die meisten Hülsen davon reif, kann geerntet werden, sofern keine Verbesserung der Wetteraussichten zu erwarten ist. Bei Tau sollte vor allem wegen der Erdhaftung nicht gedroschen werden. Bei einer zu frühen Ernte sind viele unreife Samen, hohe Feuchtigkeit, Aussortierung unreifer Kichererbsensamen und Qualitätsmängel die Folgen. Eine zu späte Ernte zieht Qualitätsverluste wegen ungünstiger Witterungsbedingungen, ein erhöhtes Ausfallrisiko, Verpilzung und Bruch mit sich. Die Kornfeuchte sollte etwa 16 Prozent betragen, bei weniger als 14 Prozent steigt das Risiko, dass die Kichererbsen bei der Ernte beschädigt werden. Bei einer hohen Kornfeuchte ist mit einem hohen Energie- und damit Kostenaufwand für die Trocknung zu rechnen. Meist wird die Erntereife etwa ab Mitte August erreicht. In feuchten Jahren kann dies aufgrund des indeterminierten Wachstums auch erst später der Fall sein.

Axiale Mähdrescher sind zur Kichererbsenernte besser geeignet als solche mit einem tangentialen Dreschsystem, um mit Leguminosenblechen möglichst sauber und bruchfrei ernten zu können. Dank Leguminosenblechen fallen die Kichererbsen schnell durch und werden nicht durch verlängerten Kontakt mit grünen Pflanzenresten und Beikraut verfärbt. Flexschneidwerke erleichtern zudem die Ernte auf unebenen Feldern. Axiale Mähdrescher dreschen das Erntegut längs durch einen Rotor, während bei tangentialen Systemen das Korn quer über eine Trommel ausgeschlagen wird.

Die Aufbereitung sollte schonend erfolgen, sodass von Förderschnecken abgeraten wird. Die Aussortierung des Besatzes erfolgt mit der Siebreinigung. Nach der Ernte sollte sofort auf circa 13,5 bis 14,5 Prozent getrocknet werden. Eine rasche Temperaturregelung auf unter 12 Grad verringert die biologische Aktivität. Für eine optimale Haltbarkeit eignen sich 6 Grad im Lager. Eine gute Belüftung ist wichtig für die Qualität.

Für die Fein-Speisereinigung sind neben der Saatgutaufbereitung wichtige zusätzliche Reinigungsschritte essentiell: Zwischen Steinauslese, optischer Auslese per Farbausleser und finaler Speiseware ist die Aspiration (das Absaugen) besonders wichtig. Bürstenmaschinen eigen sich gut zur Entfernung von Mikrobiologie (z. B. mesophile Keime). Per Magnet kann sichergestellt werden, dass unerwünschte metallhaltige Objekte, die z.B. durch den Verschleiß von Maschinen ins Erntegut geraten sind, aussortiert werden. Das Schälen von Kichererbsen ist je nach Endprodukt aber vor allem für die Desi-Typen von Bedeutung.

Hintergrund

Es gibt einige Netzwerke, welche sich mit Kichererbsen beschäftigen: KIWERTa hat das Ziel, eine Wertschöpfungskette für Kichererbsen in Berlin und Brandenburg aufzubauen. LeguNet demonstriert bundesweit beispielhafte Wertschöpfungsketten mit dem Ziel, den Selbstversorgungsgrad Deutschlands mit Körnerleguminosen auszuweiten. Regiopakt erforscht in der Zukunftsregion Franken-Hohenlohe, wie digitale Lösungen nachhaltige Wertschöpfungsketten für Nischenkulturen schaffen können.

Weitere Informationen im Beitrag Kicherbsen-Forum: Praxis trifft Wissenschaft

Kontakt:

legunet@llh.hessen.de

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