Nachlese: Arbeitskreis „Legehennenhaltung“ besuchte NRW-Betriebe

Am 1. und 2. Juli besichtigte eine Delegation des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) mit dem Arbeitskreis Legehennenhaltung Mitgliedsbetriebe des mein-ei.nrw e. V. im Bergischen Land und im Münsterland.

Die Exkursion begann im Bio-Gut Rosenthal in Bergneustadt. Dort entstand aus einem kleinen landwirtschaftlichen Familienbetrieb ein mittlerweile hochmoderner Produktionsstandort. Geschäftsführer Jonathan Gauer führte die hessischen Gäste durch die in 2023 in Betrieb gegangene Eier-Packstelle. Hier werden wöchentlich über 600.000 Eier aus ökologischer Haltung sortiert. Diese stammen zu einem kleinen Teil aus der Erzeugung eines eigenen, separat betriebenen ökologischen Legehennenstalls. Das Gros der Bio-Eier kommt von 22 selbstständigen und zertifizierten Partnerbetrieben aus ganz NRW und angrenzenden Regionen. Die Partnerschaften mit den Höfen als auch mit dem Handel beruhen auf langfristigen Verträgen. Sie sind die Basis für eine effiziente, transparente und nachhaltige Wertschöpfungskette – regional verwurzelt und ökologisch ausgerichtet.

Die zweite Station lag im westlichen Münsterland. mein-ei.nrw-Vorstandsmitglied Johannes-Bernhard Amshoff und seine Familie begrüßten die Besuchergruppe in der B. Amshoff GmbH in Ahaus.
Das Familienunternehmen versorgt den Markt seit über 100 Jahren mit Frischeiern aus allen Haltungsformen sowie mit bunten und geschälten Eiern. Sortieranlage und Packstelle sind mit neuesten Technologien ausgestattet und zählen zu den modernsten in Deutschland. Dort werden wöchentlich circa sechs Millionen Eier sortiert und verpackt. Diese bezieht das Unternehmen von Vertragsfarmen in NRW und auch aus Niedersachsen und den benachbarten Niederlanden.

Anschließend wurden die Bedeutung von Standortsicherung und Zukunftsfähigkeit der Betriebe mit weiteren Mitgliedern des mein-ei.nrw e. V. im benachbarten Heek thematisiert. Zunächst veranschaulichte Dr. Eckard Meyer, Haneberg & Leusing GmbH & Co. KG, in einem Vortrag über Legehennenfutter wie beispielsweise Stressfaktoren mit einer fein abgestimmten Futterstruktur und hochwertigen Rohstoffen begegnet werden kann.
Im Anschluss präsentierte Carina Führer, LLH-Beratungsteam Tierhaltung, das bundesweite Verbundprojekt „Netzwerk Fokus Tierwohl“ vor, für das sie als Tierwohlmultiplikatorin tätig ist. Das Ziel, den Wissenstransfer in die Praxis zu verbessern, um schweine-, geflügel- und rinderhaltende Betriebe in Deutschland hinsichtlich einer tierwohlgerechten, umweltschonenden und nachhaltigen Nutztierhaltung zukunftsfähig zu machen, wird von Impulsbetrieben in Hessen und Nordrhein-Westfalen unterstützt.
Zum Abschluss der Vortragsrunde stellte Vorsitzender Dietrich Vriesen den Verein mein-ei.nrw e. V. vor. Aus der über 15-jährigen Vereinsgeschichte konnte er zahlreiche Beispiele für eine wirksame und zielführende Vereinsarbeit präsentieren, die in dieser Form für die Gäste durchaus Neuland bedeutete und zugleich genügend Gesprächsstoff für den sich anschließenden informellen Austausch beim westfälischen Abendessen bot.
Die letzte Etappe führte die hessische Gruppe schließlich nach Senden bei Münster. In der Brüterei Gut Averfeld stellte Burkhard Brinkschulte ein neues Verfahren der Geschlechtsbestimmung im Ei basierend auf KI-gestützter Absorptionsspektroskopie vor. Brütereibetrieb und ein Start-up haben sich 2023 für eine einzigartige Kooperation zusammengeschlossen, um eine alternative Sexing-Methode für die Geschlechtsbestimmung im Brutei zu entwickeln. Diese basiert einerseits auf den seit 2022 geltenden gesetzlichen Anforderungen, zum anderen auf den eigenen Zielvorgaben, dass das Verfahren nicht-invasiv, bereits in einem frühen Brutstadium möglich und zudem kostengünstig sein muss.
Für das Verfahren werden die Bruteier im Brutschrank regelmäßig spektroskopisch gescannt, die entstandenen Daten in der Cloud gesammelt und mit Hilfe maschinellen Lernens anhand verschiedener zeitabhängiger Indikatoren ausgewertet. Daraus resultiert bereits bis zum 7. Bruttag eine zuverlässige Angabe zum Geschlecht im Brutei. Männliche und nicht lebensfähige Eier können somit frühzeitig aus dem Brutprozess entnommen werden.
Die Partner bestätigten bei dieser Gelegenheit die Marktreife des Verfahrens und kündigten eine weitere großzügige Skalierung der Brutkapazitäten bis Ende des Jahres an.