Nachwuchs bei den Rebhühnern: Die Küken sind geschlüpft

Feldflurprojekt im Schwalm-Eder-Kreis

Die Getreideernte im Schwalm-Eder-Kreis ist in vollem Gange, somit verändert sich momentan für unsere Wildtiere die Landschaft sehr deutlich. Viele bislang gute Versteckmöglichkeiten in den Getreidefeldern verschwinden nach und nach, die Tiere suchen nach Ausweich-Deckung.

Ernteschock für viele Wildtierarten

Rebhuhn mit Küken
Rebhuhn mit Küken

Nach Abschluss der Getreideernte bieten nur noch Rüben-, Mais- und Kohlfelder sowie Hecken, Feld- und Weg-Säume Sichtschutz. Beutegreifer wie Waschbär, Fuchs oder Habicht haben jetzt leichteres Spiel, denn sie überblicken nun ihr Revier auf der Suche nach möglichen Beutetieren.

Besonders die sehr spät brütenden Rebhühner sind mit ihren direkt nach dem Schlupf aus dem Nest flüchtenden Küken auf eine gute Deckung angewiesen. Die beste Deckung bieten ihnen Altgrasstreifen und Säume entlang von Feldern, Wegen, Gräben und Hecken sowie abwechslungsreiche Strukturen auf Brach- und Blühflächen.

Häufig werden kurz vor oder nach der Ernte viele Feldsäume und Wegränder ordentlich gemulcht und dadurch die ohnehin schon wenigen noch vorhandenen Strukturen auch noch beseitigt.

Leicht und kostenfrei könnte etwas für Wildtiere getan werden, indem nur die wirklich dringend notwendigen Weg- und Feldränder (Verkehrssicherungsgründe oder massives Auftreten von „Ackerunkräutern“) gemulcht oder gemäht werden würden. In diesen Säumen schlummert großes, ungenutztes Potenzial zur Unterstützung der Feldtiere: Würden diese Säume effektiv und mit Konzept gepflegt, könnten sie wieder ein blühendes und insektenreiches Rückzugsgebiet für viele Tier- und Pflanzenarten darstellen.

Rebhuhnküken sind Nestflüchter

Kaum sind sie nach rund 25 Tagen Brutzeit – meist im Juli – aus dem Ei geschlüpft, verlassen die Rebhuhn-Küken auch schon mit ihren Eltern das Nest und begeben sich auf Nahrungssuche. Typisch ist der Anblick, wenn sie unter Führung der Elterntiere als „Kette“ hintereinander übers Feld laufen.

Junge Rebhühner leben sehr gefährlich; nur etwa die Hälfte aller geschlüpften Küken überlebt den Monat August. Neben der ständigen Gefahr, gefressen zu werden, haben die Witterung und das ausreichende Vorkommen von Insektennahrung großen Einfluss auf das Überleben der Junghühner. Anhaltend nasskaltes Wetter ist lebensgefährlich für die jungen Feldhühner, denn ihr Gefieder durchnässt bei Dauerregen schnell und sie sterben dann an Unterkühlung. Bei kurzen Regenschauern nimmt die Henne ihre Küken schützend unter ihre Flügel und hält sie trocken und warm.

In den ersten Lebenswochen ernähren sich junge Rebhühner ausschließlich von Insekten. Sie benötigen diese eiweißreiche tierische Nahrung für ein schnelles Wachstum, denn bereits nach zwei Wochen können junge Rebhühner kurze Strecken fliegen. Erwachsene Rebhühner bevorzugen neben Insekten auch grüne Pflanzenteile, Getreidekörner und Wildkräutersamen.

Perfekt getarnt im freien Feld

Feldhühner sind nicht leicht zu beobachten. Ihr braun-graues Gefieder ist ein optimales Tarnkleid. Sie verstehen es zudem ausgezeichnet, selbst kleinste Geländestrukturen als Versteck zu nutzen. Bei Gefahr drücken sie sich flach auf den Boden. Kommt ihnen ein Mensch zu nahe, fliegen sie häufig erst im letzten Moment auf und versuchen schnell, eine nahe gelegene Deckung zu erreichen.

Feldflurprojekt im Schwalm-Eder-Kreis

Der Bestand der Rebhühner ist bundesweit seit vielen Jahren stark rückläufig. Ursachen hierfür sind sich verändernde Lebensräume durch intensivere Landwirtschaft, mehr Fressfeinde, ungünstige Wetterbedingungen sowie ein Mangel an Insekten im Rahmen der Küken-Ernährung.

Das nordhessische Feldflurprojekt ist eines von zehn Projektgebieten im Sonderprogramm „Förderung der Leitarten der Feldflur“ im Bundesland Hessen zur Umsetzung der Biodiversitätsstrategie. Ein Ziel der Hessischen Biodiversitätsstrategie ist, die Arten der Ackerlandschaften stärker als bisher in den Fokus des Naturschutzes zu rücken. Im Projektgebiet werden Landwirtinnen und Landwirte bei der Anlage von Rebhuhn-gerechten Blühflächen intensiv durch die Projektkoordinatorin sowie die beteiligten Behörden beraten und gefördert. Weitere Akteure und Interessierte werden vernetzt, informiert und können sich aktiv beteiligen.

In der Feldflur zwischen Borken und Gilserberg kommen wieder vermehrt Rebhuhn-Familienverbände („Ketten“) vor: Sie haben auch in diesem Sommer wieder erfolgreich gebrütet, was bereits anhand etlicher Sichtungen durch Landwirtinnen und Landwirte sowie ornithologisches Monitoring bestätigt werden konnte.

Durch die umfangreichen, lebensraumverbessernden Maßnahmen zur Förderung einer besonders sensiblen Feldvogelart wie dem Rebhuhn werden gleichzeitig auch viele weitere Arten der Feldflur wie Feldhase, Feldlerche, Grauammer und weitere Feldvögel sowie seltene Ackerwildkräuter gefördert.


Wenn auch Sie viel in der Natur im Schwalm-Eder-Kreis unterwegs sind und Rebhühner gesichtet haben, notieren Sie bitte Datum, Ort und Uhrzeit sowie die Anzahl der gesichteten Tiere bzw. die Gegebenheiten Ihrer Sichtung. Auch z. B. Totfunde und Federn oder sonstige Begebenheiten im Zusammenhang mit Rebhühnern sind von Interesse und unterstützen unser Projekt!

Bitte per Mail an: Andrea.Imhaeuser@llh.hessen.de


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