Wirtschaftlichkeit im Pferdebetrieb

Dr. Cordula Kipp, Beratungsteam Tierzucht

Jährlich organisiert der Pferdesportverband Hessen auf der Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen eine Vortragsveranstaltung für Pferdehaltende. Dieses Jahr lag der Schwerpunkt auf der Wirtschaftlichkeit. Das Thema zog viele Interessierte nach Baunatal.

Die Ansprüche steigen, die Kosten auch

Der Diplomkaufmann Martin Otto, Abt. Pferdesportentwicklung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), war aus Warendorf angereist, um vor dem Hintergrund allgemeiner Preissteigerungen und Entwicklungen die Wirtschaftlichkeit von Pferdebetrieben zu durchleuchten. Pferdebesitzer, aber auch Politik und Gesellschaft, stellen immer höhere Ansprüche an Pferdebetriebe. Hierzu gehören zum Beispiel Tierwohl, Serviceansprüche, behördliche und bürokratische Auflagen, Inflation und stetig wachsende Kosten in allen Bereichen. Daher empfiehlt Otto alle drei Monate die Wirtschaftlichkeit des Betriebs und somit die Preise zu analysieren. Bei der Kalkulation müssen alle betrieblichen Aufwendungen reell angesetzt werden. Investitionen und die (eigene) Arbeitszeit dürfen dabei weder vergessen noch unterschätzt werden. Betriebe mit mehreren Betriebszweigen müssen darauf achten, dass jeder einzelne Betriebszweig (z.B. Pension, Reitschule und Zucht) wirtschaftlich ist. Eine weitere Empfehlung des Referenten für Pensionsstallbetreiber ist, in den Verträgen den Hinweis auf spontane Preiserhöhungen aufgrund von unvorhersehbaren Umweltereignissen und schlechten Ernten zu verankern.

Beispielrechnungen für Deckungsbeiträge

In einer Beispielrechnung führte Martin Otto die Kosten der Pferdehaltung auf. Die variablen Kosten sind Kraftfutter, Grundfutter und Einstreu, Wasser und Strom, Dungausbringung, die Tierhüterhaftpflichtversicherung, die Tierseuchenkasse und Stallgeräte. Unter die fixen Kosten fallen Gebäudekosten und Fahrzeugkosten sowie die dazugehörigen Instandhaltungskosten und Versicherungen und der Beitrag zur Berufsgenossenschaft. Mit den Personalkosten kommt man laut Otto auf einen Betrag von ca. 435 € pro Pferd und Monat. Hierbei sei zu beachten, dass die verwendeten Zahlen natürlich betriebsindividuell sind.

Auch für Schulbetriebe hatte der Referent eine Deckungsbeitrag-Beispielrechnung mitgebracht. Neben den genannten Kosten für die Haltung kommt hier die Anschaffung für das Pferd und die Ausrüstung hinzu. Außerdem fallen Tierarzt, Hufschmied, eine Tierhalterhaftpflicht mit gewerblicher Nutzung und Korrekturberitt an. Die Gesamtkosten pro Schulpferd und Monat lagen in diesem Beispiel bei ca. 695 €. In einem weiteren Beispiel wurde deutlich, dass der Gewinn insbesondere davon abhängt, wie oft das Schulpferd pro Monat eingesetzt wird. Es sei aber durchaus möglich einen zufriedenstellenden Gewinn zu erzielen. Dies wird auch durch Umfragen gestützt, die zeigen, dass Reitschulunterricht gut nachgefragt wird. Rund 44 % der anbietenden Vereine und Betriebe würden Wartelisten führen.

Lösungsansätze für eine wirtschaftliche Optimierung

Ein kundenfreundliches Angebot seien Service-Pakete und die entsprechende Staffelung der Preise. So können Kunden individuell entscheiden, ob sie beispielsweise ihre Pferde selber auf die Koppel bringen möchten oder diesen Service lieber bezahlen. Eine Vereinbarung, bei der Kunden im Betrieb mitarbeiten und dafür einen geringeren Preis bezahlen, ist jedoch in Bezug auf Schwarzarbeit und Sozialversicherungsrecht problematisch. Für die Preiskalkulation von Serviceleistungen sei eine genaue Zeitmessung mit einer Stoppuhr sinnvoll.

Weitere Ansätze zur wirtschaftlichen Optimierung sei die Verbesserung des Grünlandmanagement und damit eine effizientere Nutzung der vorhandenen Fläche. Die Bildung einer Strohmatratze biete eine ressourcensparende und arbeitseffiziente Alternative zum täglichen Misten. In vielen Betrieben sei außerdem zu beobachten, dass zu große Mengen an Kraftfutter verfüttert würden. Ein weiterer Ansatz sei der gemeinsame Einkauf mit dem Nachbar, der zu Mengenrabatten führen kann. Ein automatisches Ausschalten von beispielsweise Licht über eine Zeitschaltuhr spart Stromkosten. Bei Preiserhöhungen sei eine klare und transparente Kommunikation mit dem Kunden wichtig, so Martin Otto. Was wurde für den Stallbetreiber teurer? Welche Kosten muss er an seine Kunden weitergeben?

Betriebsvorstellungen: Individuelle Kundenwünsche nehmen zu

Im zweiten Teil der Veranstaltung stellten zwei Betriebsleitungen ihre Betriebe vor. Astrid Hilpert beheimatet auf dem Soodehof in Hofgeismar, Ortsteil Hombressen, ca. 90 Pferde. Der ehemalige Schweinemastbetrieb mit Ackerbau hat 1990 die ersten Einsteller aufgenommen und sich seitdem stetig weitergewickelt. Der Betrieb hat drei Standbeine: Pension, Reitschule und Zucht. Wobei die Zucht in den letzten Jahren deutlich reduziert wurde. In der Reitschule wird Unterricht in Einzel- oder Zweiterstunden auf gut ausgebildeten Schulpferden gegeben. Die ehemals vorhandene Ponyreitschule wurde eingestellt. Im Pensionsbereich beobachtet Hilpert, dass sie mehr Freizeitreiter und weniger Turnierreiter im Betrieb hat. Auch sie berichtet von der Herausforderung Tierwohl, Kundenzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen.

Astrid Hilpert stellte heraus, dass für sie die Schwerpunkte in dieser Reihenfolge liegen: Tierwohl – Kundenzufriedenheit – Wirtschaftlichkeit. Es sei ihr wichtig ist, dass sich die Pferdebesitzer ihr Hobby auch weiterhin leisten können. Das Buchen von Service-Paketen sieht sie aufgrund der fehlenden Planbarkeit an benötigten Arbeitskräften als herausfordernd an. 

Stefan Althans betreibt in Kaufungen einen Hof mit 190 Pferden. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um Islandpferde. Der Betriebe hat ebenfalls verschiedene Standbeine. Neben der Pension, der Zucht (inkl. Pferdeverkauf) und der Reitschule betreibt er einen Reitsportartikelladen, eine Deckstation und bietet Beritt an. Zudem organisiert Althans Reitturniere. Er erzeugt außerdem Solarstrom und betreibt Landschaftspflege. So werden die Jungpferde über den Sommer auf Naturschutzflächen gehalten. Die Zucht hat der Betrieb Althans ebenso wie Hilpert in den letzten Jahren stark reduziert.

Die Pferde werden in verschiedenen Haltungssystemen aufgestallt. In der Gruppenhaltung achtet Althans auf Geschlechtertrennung. Zudem wird nach den Fütterungswünschen (Heu oder Heulage) sortiert. Im Sommer werden die Pferde auf die Weide getrieben, was eine arbeitseffiziente Lösung ist.

Auch Althans beobachtet, dass die Wünsche der Kunden individueller werden und hat mit der zusätzlichen Aufstallung von Kleingruppen mit zwei bis drei Pferden reagiert. Der Betrieb bietet Reitkurse an, zu denen auch externe Teilnehmer mit ihren Pferden kommen. Die Gastboxen befinden sich zum Schutz vor ansteckenden Krankheiten etwas abseits des Betriebs. Seit 2023 hat der Betrieb ein digitales Verwaltungssystem für die Reitschule und den Pensionsbetrieb.

Die drei Referenten mit Präsenten, rechts der Geschäftsführer des Pferdesportverbandes.
Als Dank für die informativen Vorträge überreichte der Geschäftsführer des Pferdesportverbandes Hessen, Hendrik Langeneke (rechts), Präsente an die drei Referenten (v.l. Stefan Althans, Astrid Hilpert und Martin Otto)
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
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