Bedeutung der Weideverträglichkeit von Grünlandarten

Dr. Anna Techow, Fachinformation Pflanzenbau

Grünland mit Margeriten
Die Schnittverträglichkeit, die Tritt- und die Weideverträglichkeit beschreibt die Reaktion der jeweiligen Pflanzenart auf das jeweilige Ereignis. Diese Parameter sagen nichts über die Verträglichkeit und den Wert für Nutztiere aus.

Häufig ist bei Grünlandarten von der Schnittverträglichkeit, Tritt- oder Weideverträglichkeit die Rede.

Auch in der hessischen Kennartenbroschüre werden solche Nutzungsmerkmale für einige Arten mit aufgeführt. Durch diese Nutzungsmerkmale wird die Toleranz der entsprechenden Pflanzenart gegenüber Schnitt, Tritt oder Fraß zum Ausdruck gebracht. Zur Einordnung der Pflanzen bei der Mahdverträglichkeit, der Weideverträglichkeit und beim Futterwert werden den Arten analog zu den standortbezogenen Wertzahlen (Zeigerwerte: Licht, Temperatur, Kontinentalität, Feuchte, Reaktion, Stickstoff) sogenannte „Nutzungswertzahlen“ zugewiesen. Wie bei den Zeigerwerten sind auch diese Vergleichszahlen in eine 9-stufige Skala gefasst. Die Mahdverträglichkeit (Schnittverträglichkeit) nach Briemle & Ellenberg (1994) steht bspw. mit dem Regenerationsvermögen und der Wachstumsgeschwindigkeit in enger Beziehung.

Bei der Weideverträglichkeit der Pflanzen können die Einflussgrößen, die die Einstufung u.a. beeinflussen wie folgt beschrieben werden (Tab. 1):

Tab. 1: Definition der Weideverträglichkeit (Briemle et al. 2002)

Eine Zuordnung der Weideverträglichkeitszahl erfolgt bspw. gemäß Tabelle 2:

Tab. 2: Zuordnung der Weideverträglichkeitszahl (W) zu verschiedenen Parametern (Briemle et al. 2002)

Somit gibt eine hohe Weideverträglichkeitszahl Auskunft über das wahrscheinliche oder mögliche Vorkommen einer Art bei Beweidung, unabhängig davon, ob sie die Beweidung gut verträgt oder bei der Beweidung ausgespart wird.

Durch die Schnittverträglichkeit, die Tritt- und die Weideverträglichkeit wird immer die Reaktion der jeweiligen Pflanzenart beschrieben. Diese Parameter sagen allerdings nichts über die Verträglichkeit und den Wert für Nutztiere aus. Weideverträgliche Pflanzen können also durchaus auch giftig sein, dies sollte auf Futterflächen beachtet werden. Auskunft über die Akzeptanz und Beliebtheit bei landwirtschaftlichen Nutztieren gibt die Futterwertzahl. Der Futterwert nach Briemle et al. (1996) basiert auf Klapp et al. (1953), verwendet dabei aber eine 9-stufige Skala. Die Kriterien für den Futterwert der lebenden Pflanze sind:

  • Eiweiß- und Mineralstoffgehalte (nach chemischen Inhaltsstoff-Analysen)
  • Schmackhaftigkeit und Beliebtheit beim Nutzvieh
  • Anteil wertvoller Pflanzenteile (Blätter, Stängel, Blüten, Früchte)
  • Zeitdauer der Vollwertigkeit als Futterpflanze
  • Nutzbarkeit und Aberntbarkeit der Art
  • Schädlichkeit, Giftigkeit und Schmarotzertum
  • Zulässiger Anteil im Pflanzenbestand (z. B. bei Giftpflanzen).

Somit werden die Verdaulichkeit, die Beliebtheit beim Tier, der Anteil wertvoller Pflanzenteile, die Nutzbarkeit und Aberntbarkeit (hinsichtlich Bröckelverlusten) sowie Giftigkeit und Schmarotzertum berücksichtigt.

Tab. 3: Einstufung Futterwertzahlen (Briemle 1996)

Futterwert der Kennarten

Kuh auf einer Weide
Die Futterwertzahl gibt Auskunft über die Akzeptanz und Beliebtheit bei landwirtschaftlichen Nutztieren. Sie umfasst u.a. Verdaulichkeit, der Anteil wertvoller Pflanzenteile sowie Giftigkeit und einige weitere Kriterien.

Auch solche Kennarten, die für Weidetiere giftig sein können, zählen zur typischen Ausprägung hessischer Grünlandlebensräume.
Dazu sind z. B. das Wiesen-Schaumkraut, die Sumpf-Dotterblume, die Trollblume, alle Hahnenfuß-Arten, alle Klappertopf-Arten sowie alle Wolfsmilch-Gewächse zu nennen.

Generell gilt:
Die Dosis macht’s. Zudem sind einige als giftig eingestufte Arten in konserviertem Futter (Heu und/ oder Silage) unbedenklich.

Der Futterwert der in der hessischen Kennartenliste aufgeführten Arten ist in Tabelle 4 aufgeführt.

Da in der Kennartenliste neben den Einzelarten auch Artengruppen aufgelistet sind, ist eine vollständige Auflistung der Futterwertzahlen nicht erfolgt.

Weitere Informationen, u.a. zur Verträglichkeit der Arten, sind auch in der aktuellen Auflage des Kompaktwissens „Kennart? Erkenn ich!“ aufgeführt.

Literaturhinweise

BRIEMLE, G. & ELLENBERG, H. 1994: Zur Mahdverträglichkeit von Grünlandpflanzen. Möglichkeiten der praktischen Anwendung von Zeigerwerten. – Natur und Landschaft 69: S. 139-147

BRIEMLE, G. (1996): Farbatlas Kräuter und Gräser in Feld und Wald. Ulmer Verlag, Stuttgart.

BRIEMLE, G.; NITSCHE, S. &NITSCHE, L. (2002): Nutzungswertzahlen für Gefäßpflanzen des Grünlandes. – Bonn (Bundesamt für Naturschutz). Schriftenreihe für Vegetationskunde 38: 203-225.

DIERSCHKE, H. & BRIEMLE, G. (2002): Kulturgrasland: Wiesen, Weiden und verwandte Staudenfluren. Stuttgart.

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
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