Soja aus Hessen - Networking entlang der Soja-Wertschöpfungskette
Katharina Rusch und Julian Ingenbleek, Fachinformation Ökologischer Landbau

Am 13. März 2025 lud der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) die Soja-Branche nach Büttelborn in Südhessen ein. Unter dem Motto „Soja aus Hessen – Networking entlang der Soja-Wertschöpfungskette“ wurden die Teilnehmenden vom Anbau bis zur Vermarktung vielseitig informiert. Die Veranstaltung wurde von der Hessischen Eiweißpflanzeninitiative und vom Leguminosen-Netzwerk organisiert und diente den Akteuren vor allem dazu, sich zu vernetzen.
Sojaanbau in Hessen
Hinsichtlich ihrer Anbaueignung verspricht die Sojabohne in Hessen durchaus mehr Potenzial, als dieses bisher genutzt wird. So lag der Anbauumfang hier im vergangenen Jahr bei rund 900 ha, obwohl Soja zuvor bereits auf fast 2.000 ha angebaut wurde. Dabei bietet das Bundesland eine durchaus noch höhere Anbauwürdigkeit: „In Hessen liegt der Anteil der Ackerflächen mit Sojaeignung bei 51%. Das macht eine Sojamenge von 65.000 Tonnen pro Jahr auf einer Anbaufläche von 23.500 Hektar aus – bei einem Anteil von 10% Soja in den Fruchtfolgen“, prognostizierte Martin Miersch, Vorsitzender des Deutschen Sojaförderrings. Miersch hob in seinem Vortrag die Potenziale und Ansprüche der „Königin der Körnerleguminosen“ hervor. Bei der Sortenzulassung hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan: So wurden vom Bundessortenamt nach landeskulturellem Wert viele neue Sorten zugelassen. Dadurch erhöhte sich die Sortenvielfalt bei der Sojabohne, von fünf Sorten (2018) auf 46 (2025). Hinzu kommen viele Sorten aus Österreich, die in Deutschland ebenfalls anbauwürdig sind.
Miersch empfiehlt: „Gehen Sie bei der Sortenwahl nach der Reifestufe des BSA vor. Diese Einteilung ist detaillierter als die der Reifegruppe. Die Reifestufen drei bis fünf gelten in Hessen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen als anbauwürdig, mit einem hohen Ertragspotenzial.“ Thomas Bickhardt, Pflanzenbauberater im LLH, ergänzte in seinem Vortrag zur Kulturführung und zu ackerbaulichen Vorteilen von Sojabohnen: „Die Reifegruppe sehr früh (000) entspricht der Körnermais Reifegruppe 230-250. Als Beispiele für empfohlene Sojasorten für Hessen sind Acardia, Adelfina, Merlin, SU Ademeria und Proteline zu nennen. Die Reifegruppe früh (00) entspricht der Körnermais Reifegruppe 260-280. Hier können als Beispiele für Hessen ES Mentor, ES Compositor, Atacama, RGT Sakusha und Kofu genannt werden.“ Zusätzlich riet Bickhardt: „Wer Soja anbauen möchte, sollte sich früh um das Saatgut kümmern, denn gute Sorten sind schnell ausverkauft.“
Neben einer geeigneten Sortenwahl ist auch das Impfmittel mit Bedacht zu wählen. Hinweise zur Impfung von Sojabohnen und Wahl eines wirksamen Impfmittels finden Interessierte auf der Website des deutschen Soja Förderrings e. V.

Die Aussaat von Soja erfolgt, sobald die Böden ab Mitte April gut aufgewärmt sind. In wärmeren Regionen kann bereits früher ausgesät werden. Bickhardt empfiehlt: „Für das zügige Auflaufen ist nicht das Datum essentiell, sondern dass eine warme Witterungsperiode folgt. Für eine gleichmäßige Tiefenablage ist langsames Fahren angeraten. Bei zu flachen Aussaaten besteht ansonsten die Gefahr von Herbizidschäden. Außerdem besitzen einige Sorten eine hohe Sensitivität gegenüber dem Herbizidwirkstoff Metribuzin, welche aber bei den LSV-Auswertungen mit gekennzeichnet ist. Zusätzlich empfiehlt sich bei steinigen Böden nach der Saat zu walzen, damit zur Ernte eine tiefe Schneidwerksführung möglich ist.“
Zur Unterdrückung von Unkräutern ist zu achten auf:
- Sorten mit schneller Jugendentwicklung
- Verzweigende Sorten mit breiten Blättern
- Langstrohige Sorten mit üppigem Massenwachstum (Achtung: meist schlechte Standfestigkeit; kein Problem im Trockengebiet, nachteilig in feuchten Regionen)
- Reihenweiten so wählen, dass der Bestand schließt
- Saatstärke nicht zu gering wählen
- Richtige Saatzeit: Ziel ist ein schneller Feldaufgang und eine zügige Jugendentwicklung
Sojaaufbereitung
Die Sojaernte kollidiert häufig mit der Körnermaisernte, sodass zu diesem Zeitpunkt reger Betrieb an den Trocknungsanlagen herrscht. Stehen dann mehrere Trocknungsanlagen zur Verfügung, die auf die jeweilige Kultur passend eingestellt sind, bietet dies Vorteile. Sofern grünes Unkraut im Erntegut ist, muss es sofort herausgereinigt werden, um ein Schimmeln der Ware zu verhindern. Gerold Winkler vom Remsperger Agrarhandel, betonte: „Die Anlieferung der Ware muss mit dem Händler abgestimmt werden, damit dann auch direkt gereinigt und getrocknet werden kann.“ Dirk Steltig, Raiffeisen Warendorf eG, erklärte: „Wir vereinbaren mit den Landwirten Termine, wann sie dreschen können, damit wir die Reinigung und Trocknung planen können.“
Nachdem die Sojabohne lagerfähig aufbereitet wurde, muss diese je nach Verwendung weitere Aufbereitungsschritte durchlaufen: „Die Sojabohne ist für Monogaster, wie Schweine oder Geflügel aufgrund der enthaltenen Trypsininhibitoren schlecht verwertbar. Für Wiederkäuer begrenzt der Fettgehalt die Futteraufnahme“, erklärt Bickhardt. Für die Geflügel- und Schweinefütterung müssen die sekundären Inhaltsstoffe durch eine Wärmebehandlung, dem Toasten, inaktiviert werden. Doch aufgepasst: Ein zu langes Erhitzen führt zu einem Denaturieren von Proteinen (irreversible Zerstörung der Proteinstruktur). Nur Wiederkäuer können eine begrenzte Menge an unbehandelten Sojabohnen aufnehmen. Für die Fütterung an Schweine und Geflügel muss in der Regel das Fett herausgepresst werden. Es sind also fast immer zwei Aufbereitungsschritte notwendig. Daniel Goldhammer, Wetterauer Soja und Demonstrationsbetrieb vom LeguNet, erklärte: „Bei uns wird die Soja aus dem Toaster über eine Schnecke in ein Kühlsilo und erst dann in die Ölpresse gefördert. Dieses Vorgehen ist untypisch, hat sich aber bei uns aufgrund der vorhandenen Technik bewährt und führt so zu einer besseren Entölung der abgekühlten Bohnen.“
Sojahandel und -vermarktung in Hessen
„Mit Händlern sind wir bei uns in der Region gut aufgestellt, sodass wir auch günstige Transportkosten haben“, stellte Wolfgang Wegfahrt, Sojaanbauer in Südhessen fest. In Südhessen sind neue Entwicklungen bezüglich der Sojavermarktung interessant. Winkler von Remsperger erklärte: „Unsere regional angebaute Soja haben wir überwiegend als Futtersoja regional an einzelne Betriebe angeboten. Aufgrund der rückläufigen Viehbestände beliefern wir mittlerweile auch das Unternehmen ADM. Die ADM in Mainz vermarktet seit 2023 auch europäische gentechnikfreie Soja. Mit der Zunahme von Anbauenden und der Verarbeitung über die ADM als abnehmende Hand ist Soja mittlerweile interessant für uns Händler.“ Steltig ergänzte: „Auch wir im Münsterland sind überregionaler Erfasser für Futtersoja als auch regionaler Erfasser für Lebensmittelsoja für die Veprona GmbH. Diese verfolgt den Ansatz, regional und mit kurzen Transportwegen die Lebensmittelindustrie mit pflanzlichem Protein aus heimischen Sojabohnen zu versorgen. Wir garantieren eine Ernteabnahme jeglicher Qualität, in unserer Region.“ Bezüglich des Anbaus von Speisesoja riet Martin Miersch: „Für Soja-Anfänger‘ empfehle ich den Anbau von Futtersoja. Wenn der Anbau gut funktioniert, kann man anstreben, für die Humanernährung zu produzieren.“ Im Hinblick auf die Erzeugung von Speisesoja nannte er als wesentliche Aspekte: „Sortenwahl, äußere Sauberkeit und die Unversehrtheit der Schale.“
Fördernde und hemmende Faktoren für den Sojaanbau
Zu Beginn der Podiumsdiskussion stellte Martin Miersch die fördernden und hemmenden Faktoren heraus: „Vorteilhaft für den Sojaanbau sind zum einen der Zuchtfortschritt bei den frühreifen Sorten sowie Wärmesumme und Niederschlagsverteilung aufgrund von Änderungen durch den Klimawandel. Gleichzeitig erleben wir eine steigende Wertschätzung regionaler gentechnikfreier Produkte und Unternehmen investieren bereits in diese Richtung.“

Die Förderung wird als ein wichtiger Garant für eine weitere Entwicklung gesehen. In Hessen und Rheinland-Pfalz werden Körnerleguminosen zusätzlich über die zweite Säule im Rahmen des Programms „Vielfältige Kulturen“ gefördert. Damit ist eine Förderung von 90-105 €/ha möglich, so Miersch. Er fügte hinzu, dass sich jedoch eine unberechenbare Förderung für die Zukunft des Leguminosenanbaus eher hemmend auswirken könne. Darüber hinaus fehlen Marktanreize: Aktuell gibt es Programme zur Tierhaltung, jedoch schließen diese Labels die Futterherkunft nicht mit ein. Außerdem fehlen regionale Erfassungsstellen. Goldhammer stimmte dem zu: „Wir können Soja anbauen, das funktioniert gut. Aber damit Wertschöpfungsketten funktionieren, fehlen Erzeugergemeinschaften und Marktanreize für regionale gentechnikfreie Ware.“ Steltig ergänzte: „Wir stehen im Wettbewerb mit Soja aus Übersee. Aufgrund des Preisdrucks ist unser Problem, heimische Ware zu vermarkten.“ Nichtsdestotrotz ist Steltig der Sojabohne gegenüber positiv gestimmt: „Wir machen nur Flächenverträge und gehen nicht über die Tonnagen, auch für Futtersoja. So gehen wir als Händler zwar ein Risiko ein, aber aus unserer Sicht ist das die einzige Möglichkeit, um den Sojaanbau weiter zu fördern. Je mehr Unsicherheit man den Landwirten nimmt, umso mehr profitieren alle davon und es wird mehr Soja angebaut.“
Unternehmen aus und für die Region
Bei einem anschließenden Soja-Speed-Dating haben sich Züchterhäuser und Agrarhändler aus und für die Region vorgestellt.
- Remsperger Agrarhandel
Der Agrarhandel mit Hauptsitz in Flörsheim-Weilbach nimmt konventionell und ökologisch erzeugte Sojabohnen an, kann diese aufbereiten, trocknen und vermarkten.
- Proland
Aus Rheinland-Pfalz kommend haben sich der Händler Proland und Agrarhandel Rupp vorgestellt. Am Standort des Agrarhandel Rupp in Framersheim werden konventionelle und Bio-Sojabohnen sowie am Wasserlager in Worms (Proland) konventionell erzeugte Sojabohnen angenommen.
- Saatbau Deutschland GmbH/ Bio-Sojaölmühle Nürnberg
Die Saatbau sucht Bio-Sojabohnen aller Verbände in einem Umkreis von 250 km rund um die Bio-Ölmühle in Nürnberg und bietet feste Anbaukontrakte wie auch langfristige Abnahmeverträge an. Die Sojabohnen werden zu Bio-Sojakuchen verarbeitet, um Betrieben regional Sojakuchen bzw. eine Eiweißfutterquelle anzubieten.
- Deutsche Saatgut
Die Deutsche Saatgut vermittelt deutschlandweit Sojaanbauer an Abnehmende von Sojabohnen für den Futtermittel- und Lebensmittelbereich. Seit diesem Jahr gibt es auch Erfassungsstellen in Hessen.
- Wetterauer Soja/ Daniel Goldhammer
Daniel Goldhammer bietet mit seiner eigenen Toast- und Entölungsanlage auch die Lohnverarbeitung (Toasten und Entölen) von Sojabohnen und weiteren Ölfrüchten an. Daneben vermarktet er getoastete Sojabohnen, -kuchen oder -öl, auch direkt an landwirtschaftliche Betriebe.
Weitere Abnehmende von Sojabohnen und Körnerleguminosen in Ihrer Region finden Sie über die UFOP-Abnehmerkarte.
Die Veranstaltung verdeutlicht: Soja aus Hessen ist möglich und gefragt! Gute Anbaubedingungen sind in ausgewählten Regionen Hessens gegeben.