Lupinen anbauen in Hessen
Julian Ingenbleek, Fachinformation Ökologischer Landbau
Nachdem in den vergangenen Jahren die Anbaufläche mit Süßlupinen stetig anwuchs, ist sie in den letzten zwei Jahren wieder leicht zurückgegangen. Doch der Anbau ist durchaus eine Überlegung wert, denn Süßlupinen bieten tierhaltenden Betrieben, die z. B. standortbedingt keine Sojabohnen anbauen können, eine gute Alternative bei der Suche nach einer ertrag- und rohproteinreichen Körnerleguminose. Die folgenden Informationen sollen helfen, Lupinen erfolgreich anzubauen und die Herausforderungen bei Anbau und Verwertung zu erkennen.
Arten und Wuchstypen
Zur Gattung der Süßlupinen gehören die Blaue bzw. Schmalblättrige Lupine (Lupinus angustifolius), Weiße Lupine (Lupinus albus) und Gelbe Lupine (Lupinus luteus).
Lupinen werden in zwei Wuchstypen unterschieden: Endständige Sorten bilden einen aufrechten Blüten- und Hülsenstand und reifen zuverlässig ab. Verzweigte Wuchstypen bilden Seitentriebe, an denen ebenfalls Blüten und später Hülsen gebildet werden. Die Sortenwahl ist entsprechend der Verwendung zu treffen.
Im Folgenden gehen wir aufgrund ihres größeren Anbauumfangs auf die Blaue und Weiße Lupine ein.
Standortansprüche

Die Blaue Lupine bevorzugt leichte bis mittelschwere Böden, die keine Schadverdichtungen und Staunässe aufweisen. Der Boden sollte einen pH-Wert zwischen 5,0 und 6,8 aufweisen. Blaue Lupinen zeichnen sich im Vergleich zu Weißen Lupinen durch eine frühere Abreife aus.
Die Weiße Lupine bevorzugt mittelschwere Böden, mit pH-Werten von 5,5 bis 6,8, die keine Schadverdichtung und Staunässe aufweisen.
Eine gute Durchwurzelbarkeit fördert die Ausbildung der tiefgehenden Pfahlwurzel. Eine gute Wasserversorgung und Niederschlagsverteilung während der Vegetationsperiode wirken sich positiv auf Ertrag und Proteingehalt aus. Aufgrund der Standortansprüche werden in Hessen vermehrt Weiße Lupinen angebaut. Auf leichteren Standorten mit niedrigen pH-Werten kann aber auch über den Anbau Blauer Lupinen nachgedacht werden.
Bodenbearbeitung
Die Bodenbearbeitung kann betriebsüblich erfolgen. Ziel ist es, ein gares, trockenes Saatbeet ohne Schadverdichtungen zu schaffen, damit die Lupine mit ihrer Pfahlwurzel den Boden gut und tief durchwurzeln kann.
Impfung
Die Lupine ist zur Fixierung von Luftstickstoff (N) auf die Symbiose mit spezifischen Knöllchenbakterien angewiesen. Bei Erstanbau und langen Anbaupausen sollte das Saatgut mit einem spezifischen Rhizobakterium (Bradyrhizobium lupini) beimpft werden, um die Stickstofffixierleistung zu sichern. Angaben zur sachgemäßen Impfung des Saatgutes entnehmen Sie bitte den Hinweisen der Anbieter.
Aussaat
Die Aussaat erfolgt bei Bodentemperaturen ab 3 bis 4°C, Mitte März bis Mitte April in 2 bis 3 cm (Blaue) bzw. 3 bis 4 cm (Weiße) Tiefe. Einige Weiße und Gelbe Lupinensorten sind relativ frosttolerant (bis -5°C). Die Gelbe Lupine benötigt sogar eine Vernalisation.
Die Aussaatstärken variieren je nach Art und Wuchstyp (Tab. 1):
Tab. 1: Saatstärken (keimfähige Körner/m²) bei den Lupinen
Blaue bzw. Schmalblättrige Lupine | Weiße Lupine | Gelbe Lupine |
verzweigter Typ: 90 – 100 endständiger Typ: 100 – 120 | verzweigter Typ: 50 – 60 endständiger Typ: 70 – 90 | 80 – 100 |
Fruchtfolge
Es sind Anbaupausen von 5 bis 6 Jahren zwischen Lupinen, und 3 bis 4 Jahren zu anderen Leguminosen einzuhalten, um Fruchtfolgekrankheiten zu vermeiden.
Düngung
Eine N-Düngung der Leguminosen ist aufgrund ihrer Fähigkeit Luftstickstoff zu binden, nicht erforderlich bzw. würde die legume N-Bindung sogar reduzieren.
Zudem sollte die Vorfrucht nur wenig N im Boden zurücklassen, damit die N-Fixierungsleistung der Leguminosen nicht minimiert wird. Die Folgekultur sollte in der Lage sein, den Stickstoff aufzunehmen, um N-Auswaschungen zu vermeiden.
Unkrautregulierung
Herbizidmaßnahmen zur Unkrautregulierung erfolgen bei Körnerleguminosen meist im Vorauflauf. Im Nachauflauf ist der Einsatz von Herbiziden nur eingeschränkt möglich. Ebenso ist eine mechanische Unkrautregulierung mit Striegel- und/oder Hacktechnik möglich. Bei intensivem mechanischen Einsatz sollte die Aussaatmenge um 10 bis 15 % erhöht werden.
Blindstriegeln: erfolgt flach; der Keimling darf nicht geschädigt werden. Daher ist beim Blindstriegeln aufgrund der teils flachen Aussaat höchste Vorsicht geboten.
Striegeln: Lupinen sind im Keimblatt- bis zum Dreiblattstadium sehr empfindlich und sollten in dieser Zeit nicht gestriegelt werden. Striegeleinstellungen und Arbeitsintensität erfolgen abhängig vom Lupinenbestand und vom Unkrautaufkommen.
Hacke: Einsatz bei entsprechenden Reihenabständen (ab 25 cm) möglich und muss bereits zur Aussaat mit geplant werden.
Aktuelle Hinweise zur Zulassung und zu den Anwendungsbestimmungen von Pflanzenschutzmitteln entnehmen Sie bitte der LLH-Beratungsempfehlung, dem Pflanzenschutzdienst oder wenden Sie sich an Ihre Pflanzenbauberatungskraft beim LLH.
Krankheiten
Pilzliche Schaderreger
Vorfrüchte wie Kartoffeln (Rhizoctonia-Infektion), Mais (Fusarium-Befall) und Raps (Sklerotinia-Befall) werden nicht empfohlen. Der Befall mit Sklerotinia und Botrytis wird bei sehr dichten Beständen in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit begünstigt.
Die wichtigste Pilzerkrankung im Lupinenanbau ist die Anthraknose (Brennfleckenkrankheit). Der Befall kann zu Totalausfällen führen. Neue Sorten der Weißen Lupine sowie der Blauen Lupine sind weitestgehend tolerant gegenüber einem Befall. Eine Verbreitung erfolgt wie bei der Lupinenwelke über das Saatgut. Daher ist die Verwendung von Z-Saatgut obligatorisch. Der Nachbau von Lupinen ist nicht zulässig.
Tierische Schaderreger
Großer Lupinenrüssler (Charagmus gressorius) und Grauer Blattrandkäfer (Charagmus griseus) zeigen einen typischen Buchtenfraß an den Blättern, deren Larven an den Knöllchen fressen. Die Fraßschäden, die auch durch den Befall von Lupinenblattläusen verursacht werden können, bilden Eintrittspforten für pilzliche Erreger. Daneben sind Blattläuse Überträger von Virosen.
Informationen zu den kulturartspezifischen Schaderregern und zum integrierten Pflanzenschutz in Körnerleguminosen gibt Ihnen die Leitlinie des integrierten Pflanzenschutzes von der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP).
Ernte
Die Ernte der Blauen Lupine erfolgt im August, die Ernte der Weißen Lupine ab Mitte August bis Mitte September. Die Abreife verzweigter Sorten erfolgt je nach Witterungsbedingungen nicht immer gleichmäßig.
Ertrags- und Proteinpotenzial
Die Lupinenarten weisen unterschiedliche Rohproteingehalte auf:
Tab. 2: Rohproteingehalte der Lupinenarten (% in der TM)
Blaue Lupine | Weiße Lupine | Gelbe Lupine |
28 – 32 % | 32 – 37 % | 37 – 40 % |
Die aktuellen Sortenempfehlungen und Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) aus Hessen finden Sie unter:
Sortenempfehlungen für Hessen – Frühjahrsaussaat 2025 LSV konventionell
Sortenempfehlung Weiße Lupine – Öko-LSV
Lupinen können sowohl in der Humanernährung als auch in der Tierfütterung eingesetzt werden. Besonders zu beachten sind hierbei allerdings die auch in Süßlupinen vorkommenden Alkaloide. Ein erhöhter Gehalt an Alkaloiden kann zu bitterem Geschmack führen und bei übermäßigem Verzehr gesundheitsschädlich für Mensch und Tier sein. Die LeguNet-Broschüre Umgang mit Alkaloiden in Lupinensamen beschreibt, welche Alkaloide in den einzelnen Lupinenarten vorkommen und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die Alkaloidgehalte gering zu halten.
Humanernährung
Für die Humanernährung wird international ein Alkaloidhöchstwert von 200 mg/kg (= 0,02 %) in der Trockensubstanz der verwendeten Lupinenrohware angewandt. Dieser Wert orientiert sich damit an Verordnungen aus anderen Ländern. Um ein sicheres Lebensmittel zu gewährleisten, sollten die Lupinen vor der Verarbeitung auf den Alkaloidgehalt getestet werden. Neben koffeinfreiem Lupinen-Kaffee, den viele direktvermarktenden Betriebe anbieten, kann z.B. auch Lupinenmehl vielfältig eingesetzt werden. https://lupinenverein.de/wertschoepfung/lebensmittel/
Tierfütterung
In der Tierfütterung können Lupinen unter Beachtung der geltenden Alkaloidhöchstwerte von 500 mg/kg (= 0,05 %) in der Trockensubstanz der Rohware eingesetzt werden. Es empfiehlt sich, Tiere langsam an Rationen mit Süßlupinen heranzuführen. Die Einsatzmengen können dann in Absprache mit Ihrem LLH-Fütterungsberater/in, vorsichtig an die empfohlenen Höchstmengen (in %) und je nach Tierart gesteigert werden. Unter dem Link finden Sie weitere Informationen zum Einsatz von Lupinen in der Fütterung von Legehennen, Schweinen und Rindern:
Weitere Informationen zu Leguminosen und zur Hessischen Eiweißpflanzeninitiative finden Sie unter https://llh.hessen.de/pflanze/eiweissinitiative.