Diplodia – der Schwarze Rindenbrand breitet sich aus

Tobias Storch, Beratungsteam Gartenbau

Vermehrt Baumausfälle im Streuobst und zunehmend auch in Tafelobstanlagen

Es ist schon auffällig: Seit Winter 2018/2019 mehren sich die Beratungsanfragen aus dem Streuobstbereich zu dieser Pilzkrankheit. Es sind immer ähnliche Symptome, die geschildert werden: Die Apfelbäume auf den Streuobstwiesen bekommen schwarze Stellen an der Rinde und sterben schließlich ab. Der Pilz der Gattung Diplodia ist in Hessen kein Unbekannter, daher ein kurzer Blick zurück.

Nach dem Extremjahr 2003 mit starker Trockenheit und Hitze war in den Folgejahren die Rede von einem regelrechten Apfelbaumsterben in Mittelhessen mit hohen Baumausfällen, verursacht durch einen Pilz der Gattung Diplodia.
Seit 2018 mehren sich vor allem die Meldungen aus dem Streu- und Kelterobstbereich, aber in den letzten Jahren ebenso aus ökologischen sowie konventionellen Intensiv-Obstanlagen. Erste Apfelanlagen mussten gerodet werden. Tendenz steigend!

Schwarzer Rindenbrand – ein Schwächeparasit

Diplodia: Betroffene Rindenpartien färben sich schwarz
Betroffene Rindenpartien färben sich schwarz

Als „Schwarzer Rindenbrand“ wird das Krankheitsbild bezeichnet, dass durch verschiedene Arten der Gattung Diplodia am Kernobst hervorgerufen wird. Es handelt sich bei den Pilzen um Schwächeparasiten, die vor allem durch Trockenstress und Hitze gefördert werden und somit infolge ungünstiger Witterungsbedingungen am Kernobst starke Schäden hervorrufen können. In den vergangenen sieben Jahren waren die Bäume immer wieder genau diesen Extrembedingungen ausgesetzt.

Der Erreger selbst scheint auch in der Vergangenheit die Bäume ohne erkennbare Krankheitssymptome besiedelt zu haben, kann aber bei extremen Stressbedingungen für den Baum in Kombination mit vorhandenen Verletzungen, ins Gewebe eindringen und dann zu teils erheblichen Krankheitssymptomen führen. Nachdem Rindeninfektionen zunächst symptomlos verlaufen können, färben sich betroffene Rindenpartien im späteren Krankheitsverlauf schwarz. Daran ist ein vorhandener Befall schließlich gut zu erkennen. Verwechslungen sind theoretisch mit Bakterienbefall (Feuerbrand, Pseudomonas-Bakterienbrand), anderen pilzlichen Erregern (Krebs, Phomopsis-Rindenbrand, Kragenfäule u.a.) und Sekundärbesiedlung durch Schwärzepilze auf Honigtauausscheidungen von Blattläusen möglich.

Eine natürliche Wundreaktion in Form von Wundüberwallung ist gestört, was dem Pilz, welcher selbst eine Braunfäule im Holz verursacht, eine Türöffner-Funktion für weitere holzzersetzende Pilze, wie den Spaltblättling (Schizophyllum commune) zukommen lässt.

Vitalität der Bäume stärken: vorbeugende Maßnahmen ausschöpfen

Derzeit werden in Deutschland der Pilz und seine Auswirkungen auf Kernobst erforscht. Aus anderen Bundesländern ist der Befall an Birne bekannt und die Funde häufen sich.

Offene Fragen gibt es viele und bereits erste Antworten:

  • Sind bestimmte Sorten- oder Unterlagen anfälliger als andere?
  • Welche Bekämpfungsmaßnahmen gibt es?
  • Können betroffene Bäume sich regenerieren?

Da das Wissen um den Pilz bisher begrenzt ist, konzentrieren sich die Empfehlungen aktuell größtenteils auf vorbeugende Maßnahmen und die Pflege der Bäume. Neben der Auswahl des Standortes (keine Frostlagen, Südhanglagen stärker betroffen), spielt eine optimale Wasser- und Nährstoffversorgung eine wesentliche Rolle. Auch wenn eine Zusatzbewässerung in langanhaltenden Trockenphasen im Streuobstbereich in der Praxis oft unrealistisch erscheint, ist Wasser zukünftig das A und O und bei Mangel der limitierende Faktor.

In Baden-Württemberg wurden in den vergangenen Jahren Erfahrungen zu Standort- und Sortenunterschieden zusammengetragen, um das Wissen rund um den Erreger zu vergrößern und der Praxis zur Verfügung zu stellen. So gelten beispielsweise die Sorten Bohnapfel, Brettacher, Rewena und Winterrambur als widerstandsfähiger, während Glockenapfel, Topaz oder Gewürzluike als verhältnismäßig anfällig gelten.

Verletzungen/Stammwunden sollten verhindert werden, z.B. durch Baumanstriche (Weißeln), Wühlmausbekämpfung (Drahtkörbe) und Wildverbissmanschetten. Eine freie Baumscheibe (Wasserkonkurrenz des Unterbewuchses) und ein fachgerechter Schnitt tragen dazu bei, die Vitalität jedes einzelnen Baumes zu erhalten.

Was tun mit erkrankten Bäumen?

Zeigt der Baum bereits eindeutige Symptome, sollten Astpartien mit starken Absterbeerscheinungen durch den Rindenbrand und seine Folge- und Nebenbesiedler (v.a. holzzersetzende Pilze, Borkenkäfer) entfernt werden. Entstandene Wunden gegebenenfalls mit Wundverschluss behandeln.

Die Sanierung von Einzelbäumen, also das großzügige Herausschneiden von Befallsstellen kann im Frühsommer (Wundheilung) in Einzelfällen bei wüchsigen Bäumen sinnvoll sein, stellt aber keine Lösung für starken Befall und eine umfangreiche Betroffenheit in der Anlage dar. Bei Sorten oder auch Unterlagen, die vermehrt zur Adventivwurzelbildung (Luftwurzeln) neigen und hier der Erreger eindringen kann, empfehlen sich derartige Schnittmaßnahmen nicht.

Wenn die Rindenbrand-Symptome bereits stammumfassend auftreten (vor allem bei jüngeren Bäumen) und die Vitalität des Baumes stark eingeschränkt ist, besteht die Möglichkeit, diese Bäume aus der Anlage zu entfernen.

Das entfernte Holz sollte, wenn möglich, vor Ort verbrannt werden oder zumindest abgedeckt gelagert werden, um eine Verbreitung der Sporen in die benachbarten noch gesunden Bäume zu vermeiden. Bei Rodungen und Schnittmaßnahmen sind stets die Vorgaben der zuständigen unteren Naturschutzbehörde zu beachten.

Klimawandel begünstigt Auftreten des Schwarzen Rindenbrandes

Wenn die vergangenen Jahre mit ihren Wetterextremen, wie wir es auch aktuell zu spüren bekommen, zur Regel statt zur Ausnahme werden, müssen wir uns mit den Klimawandelgewinnern unter den Krankheiten und Schädlingen auseinandersetzen und noch mehr Augenmerk auf die Pflege der Bäume geben. Diese Krankheit wird im Zuge des Klimawandels sicher weiter zunehmen.

Weitere Informationen: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg

Kontakt zum Beratungsteam Gartenbau des LLH

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
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