Ungrasbekämpfung trotz wachsender Anforderungen und resistenter Gräser

Marc Fricke-Müller, Beratungsteam Pflanzenbau

Die Ungrasbekämpfung im Ackerbau ist ein dauerhaft aktuelles Thema, das kontinuierlich Herausforderungen mit sich bringt. Mit dem absehbaren Wegfall des Pflanzenschutz-Wirkstoffs Flufenacet und perspektivisch auch anderen Bodenherbiziden wird die Problematik nicht geringer werden. Hinzu kamen schwierige Anwendungsbedingungen für die Frühjahrsherbizide in 2025. Damit ist wieder davon auszugehen, dass sich auf einigen Flächen speziell der Ackerfuchsschwanz (AFU) zum Ährenschieben zeigt.

Entscheidungsmatrix: Ackerfuchsschwanz
Bekämpfungsschema Ackerfuchsschwanz: Gezielt die richtige Strategie wählen!

Doch wie kann solchen Problemen begegnet werden – trotz zunehmender Restriktionen und Einschränkungen in der Bewirtschaftung? Das Beratungsteam Pflanzenbau des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) bietet fundierte Fachinformationen zu diesem Thema und gibt nachfolgend praxisnahe Empfehlungen. Dabei sind zunächst zwei Situationen zu unterscheiden:

Hohe AFU-Belastung und Samenreife im Bestand

Der Standort hat ein hohes AFU-Potenzial UND im Bestand kommt eine deutliche Menge AFU zur Samenreife. In diesem Fall ist es wichtig, den Samen nicht in den Bodenvorrat zu überführen – dies wäre jedoch bereits bei einer Bodenbearbeitung von tiefer als 2-3 cm der Fall. Dementsprechend sollte bis dahin nur ultraflach gearbeitet werden. Hierfür bietet sich im Idealfall ein Strohstriegel an, aber auch Kombinationen aus Walze und zwei Striegelreihen sind besser als die klassische Kurzscheiben- oder Großfederzinkenegge. Mit der Auswahl des Bodenbearbeitungsgeräts ist es jedoch leider nicht getan. Der Fuchsschwanzsamen hat eine Art „inneren Wecker“, der ihm sagt, wann er keimt. Die Dauer dieser sogenannten Keimruhe hängt mit der Witterung zur AFU-Blüte zusammen. Warme, trockene Witterung zu diesem Zeitpunkt hat eine kurze Keimruhe zur Folge, wohingegen eine nass-kalte Witterung eine lange Keimruhe bewirkt. Somit kann es bis zu acht Wochen dauern, bis der frische AFU-Samen in Keimstimmung kommt. Daher ist es häufig schwierig, wenn es zu einem hohen Ausfallsamenpotential gekommen ist und danach Zwischenfrüchte oder Raps angebaut werden sollen. In der Regel bieten sich hier Sommerungen als Folgekultur an. Probleme entstehen in roten Gebieten, da hier zu Sommerungen eine Zwischenfrucht-Pflicht besteht.

Wenig AFU im Bestand, hohes Risiko im Boden

Die zweite Situation sieht folgendermaßen aus: Der Acker hat keinen bis sehr wenig AFU, der im Bestand steht, aber ein hohes Potential im Boden. In diesem Fall bietet sich mehrmaliges Bearbeiten bis zum geplanten Saattermin an. Gleichwohl kann hier ein „falsches Saatbett“ erstellt werden, welches dann mechanisch oder – da wo zulässig – auch chemisch bereinigt werden kann.

Weiterhin werden alle weiteren Aspekte aus dem integrierten Pflanzenschutz zur Gräserbekämpfung noch wichtiger, wenn sich die Palette an Bodenherbiziden ausdünnt. Der Saattermin ist eines dieser Werkzeuge, in jedem Jahr und auf jedem Standort ist der optimale Saattermin ein anderer. Es ist jedoch wichtig, den Saattermin zur Regulation von Gräsern so spät wie möglich zu wählen – leicht gesagt, zeigt aber Wirkung.

Vielfalt in der Fruchtfolge reduziert Gräserdruck

Ebenso spielt die Fruchtfolge eine ganz entscheidende Rolle. Eine ausgewogene Fruchtfolge mit einer Mischung aus Blatt- und Halmfrüchten sowie Winterungen und Sommerungen bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Gräserbekämpfung und wird von vornherein weniger Gräserbesatz haben. Als Nebeneffekt treten auch Krankheiten wie Halmbruch etc. seltener auf. Auch das Nährstoffmanagement lässt sich mit breiten Fruchtfolgen optimieren und eine Risikostreuung gegenüber Wetterextremen kann umgesetzt werden.

„Das Thema kombinierte Unkrautbekämpfung wird in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen, auch hiermit sollte man sich auseinandersetzen“, betont LLH-Pflanzenbauberater Marc Fricke-Müller. Aufgrund der künftig eingeschränkten Wirkstoffverfügbarkeit und zunehmenden Resistenzen bei Ungräsern ist davon auszugehen, dass die Bekämpfung weiterhin herausfordernd bleibt. Hier bieten Maschinen zur mechanischen Unkrautbekämpfung Möglichkeiten, die chemische Bekämpfung sinnvoll zu unterstützen; sei es in Reihenkulturen mit Hacken oder auch in verschiedenen Kulturen mit dem Striegel.

Fazit: Es ist wichtig, die Ungräser auf mehreren Ebenen zu bekämpfen – nur dies bringt am Ende Erfolg! Die Kombination aus indirekten Maßnahmen wie Fruchtfolge und Ausfallsamen-Management sowie direkter Bekämpfung durch Herbizide und mechanische Verfahren kann dort Entlastung schaffen, wo bereits große Probleme bestehen. Dort, wo Gräser „noch“ beherrschbar sind, sollten diese gezielten Maßnahmen trotz alledem ergriffen werden, um den Problemen von vornherein vorzubeugen.

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