Blütenpracht in Wendershausen: LLH sichert Sortenvielfalt bei Süßkirschen
Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit

In den vergangenen Jahren war Wendershausen nicht nur ein Ort der Blütenpracht, sondern auch ein Versuchsstandort rund um den Süßkirschenanbau. Seine Tätigkeit in der Süßkirschen-Versuchsanlage hat der LLH inzwischen eingestellt. Die Flächen, die sich im Eigentum des Landes Hessen befinden, werden seit 2024 von der Gesellschaft für Nachhaltige Entwicklung (GNE) bewirtschaftet. Der LLH betreut in Wendershausen aber weiterhin ein bedeutendes Areal: die Genbank Obst Kirschen.
LLH erhält seltene und alte Süßkirschensorten
Die rund ein Hektar große Fläche beherbergt etwa 20 Süßkirschensorten, darunter viele alte und seltene Varietäten. Seit 2007 ist die Sammlung Teil der Deutschen Genbank Obst (DGO) und dient dem Erhalt genetischer Ressourcen. Mit dieser Arbeit leistet der LLH einen aktiven Beitrag zur Biodiversität und zur Sicherung der genetischen Vielfalt im Obstbau.
„Wir erhalten beispielsweise die Adlerkirsche von Bärtschi, Büttners Rote Knorpel und die Napoleon, aber auch neue Sorten wie Kordia, Sweetheart oder Summit“, erklärt Gerd Bergmann von der beim LLH angesiedelten Hessischen Gartenakademie (HGA).
Zukunftsfähiger Kirschenanbau in Hessen

Mit Blick auf den Kirschenanbau in Hessen wird deutlich: Zunehmend an Bedeutung gewinnen jene Sorten, die besser an die veränderten klimatischen Bedingungen angepasst sind. Extremwetterereignisse wie starke Regenfälle zur Erntezeit und längere Trockenphasen stellen Herausforderungen dar, die durch den Klimawandel immer häufiger auftreten. „Interessant werden solche Sorten sein, die eine höhere Platzfestigkeit aufweisen und auf trockenheitstoleranteren Unterlagen veredelt sind“, betont Bergmann.
Der Kirschenanbau in Hessen hat sich verändert. Statt großer Hochstammbäume werden heute vermehrt kleinwachsende Kirschbäume in sogenannter Spindelerziehung gepflanzt. Diese sind leichter zu pflegen und zu ernten und können gezielt bewässert werden. Streuobstwiesen mit Kirschen werden im Erwerbsanbau nach Einschätzung von Bergmann langfristig nicht mehr berücksichtigt.
Spätfrost trifft frühe Sorten
Neben Trockenheit und Sonnenstrahlung hat sich 2024 vor allem ein Spätfrost negativ auf den Kirschenanbau ausgewirkt. Damit sehe man sich nun auch in der Süßkirschenregion Witzenhausen wieder konfrontiert: „Anfang April hatten die früh blühenden Sorten erste Frostschäden, bei Temperaturen von minus drei Grad Celsius. Etwa 50 bis 60 % der Blüten sind dabei erfroren“, sagt Gerd Bergmann. Erkennbar sind die Frostschäden an einem schwarz gewordenen Blütenstempel und dunklen Blütenblättern – dann kann keine Frucht mehr entstehen.
Diese Frosteinwirkungen können sich noch bis zu den Eisheiligen um Mitte Mai ereignen. Daher lässt sich kein genauer Erntezeitpunkt bestimmen. Durchschnittlich vergehen aber zwischen der Vollblüte und dem Erntebeginn 55 bis 70 Tage. Je nach Witterungsverlauf kann dieses Jahr dann voraussichtlich Anfang bis Mitte Juni mit den ersten süßen Früchten gerechnet werden.
Bestäuberinsekten fördern Fruchtansatz
Die Blüte einer Kirschsorte dauert je nach Wetterlage vier bis acht Tage. Dabei öffnen sich die unzähligen Blüten nicht gleichzeitig. Diese natürliche Strategie schützt die Pflanzen vor ungünstiger Witterung und sichert die Bestäubung durch Insekten. Süßkirschen können sich nämlich nicht selbst befruchten. Für einen erfolgreichen Fruchtansatz sind sowohl ein reger Insektenflug als auch verschiedene Bestäubersorten im Umkreis von 50 m entscheidend. Ohne die Bestäubungsleistung der Insekten würden unter optimalen Bedingungen nur maximal 20 % der Blüten befruchtet.
Im Raum Witzenhausen zeigt sich jedoch eine positive Entwicklung: „Die Verfügbarkeit von Bestäuberinsekten ist gut. Es gibt genügend Imker in der Region und Wildbienen und Hummeln werden gefördert“, betont Gerd Bergmann. Außerdem ist es geplant, auf der Genbank Obst Kirschen des LLH Bienenvölker aufzustellen.