7 Fragen und Antworten zur Saum- und Wegepflege
Larissa Blecker und Johannes Knab, Beratungsteam Biodiversität

In der hessischen Agrarlandschaft sind zahlreiche Feldwege und Säume zu finden. In ihnen spiegelt sich die Vielfalt der Äcker und Grünländer: von geteert, grasreich bewachsen bis bunt blühend. Damit verbunden ist auch eine regelmäßige Pflege, um die Befahrbarkeit und Feldrandhygiene zu gewährleisten. Doch Wege und Säume verbinden nicht nur Felder, sondern sind auch wichtige Wanderwege für Tiere und tragen so zur Artenvielfalt in der Landwirtschaft bei – nicht nur in Hessen. Ohne diese Randstrukturen fiele es beispielsweise Marienkäfern im Frühjahr schwer, die Getreidebestände zu bevölkern und als Nützlinge ihren Dienst im Kampf gegen Blattläuse zu verrichten. Es wird deutlich: Aus unterschiedlichen Perspektiven ergeben sich auch unterschiedliche Fragen. Sieben davon haben wir gesammelt und für Sie beantwortet:
1. Wie kann ich verhindern, dass Disteln, Trespen und andere Unkräuter in meine Ackerfläche einwandern?
Trespen und Quecken am Saum und Wegesrand sollten besonders beachtet und vor dem Aussamen, idealerweise Ende Mai bis Anfang Juni, gemulcht werden. Eine Arbeitshöhe von mindestens 10 cm verhindert offene Bodenstellen im Weg und Saum und beugt so der Etablierung weiterer Problem-Ungräser vor.
Auch Disteln sollten nicht aussamen und rechtzeitig gemulcht werden. Stehen nur vereinzelt oder nesterweise Disteln im Saum, kann es ausreichen, nur diese Bereiche zu mulchen und die übrige Vegetation bei dieser Maßnahme zu schonen. Ist die Distel bereits in die angrenzende Ackerfläche eingewandert, kann eine intensive Bodenbearbeitung im Frühjahr, wenn die Ackerkratzdistel nur wenig Reservestoffe in ihren Wurzeln gespeichert hat, die Distel schwächen und zurückdrängen. Der überwiegende Teil der Pflanzenarten, die im Saum und Weg vorkommen, spielt in der Regel keine große Rolle als Unkraut. Eine genauere Betrachtung der Säume lohnt sich also, um zwischen Handlungsbedarf und keinem Risiko zu unterscheiden..

2. Was kann ich tun, um den Druck von Schadinsekten aus den Säumen möglichst gering zu halten?
Viele Schädlinge überwintern im Ackerboden oder Stoppelresten. Einige, darunter auch der Kohlschotenrüssler oder das Getreidehähnchen, ziehen sich in benachbarte Gehölze oder Feldsäume zurück. Doch genau dort sind auch ihre natürlichen Feinde: Marienkäfer, Schwebfliegen oder Schlupfwespen.
Ein Beispiel: In Feldsäumen findet man im Frühjahr häufig Blattläuse, die für Getreide selbst keine Gefahr darstellen. Ihre Fressfeinde können sich dadurch in den Säumen frühzeitig im Jahr vermehren, da sie dort ausreichend Nahrung vorfinden. So sind sie startklar, wenn es in der Vegetation auf dem Acker ernst wird und die Getreidelaus das Getreide befällt oder die Grüne Pfirsichlaus in die Zuckerrübenbestände einfliegt. In diesen Situationen können gestärkte Nützlings-Populationen aus den Säumen einen merklich positiven Effekt auf der Ackerfläche erzielen. Schwebfliegenlarven vertilgen beispielsweise in ihrer Entwicklungszeit von 2 Wochen zwischen 400 und 700 Blattläuse. Ein Saum ist daher nicht ausschließlich positiv oder negativ in Bezug auf Schadinsekten zu bewerten. Vielmehr kommt es auf die natürlichen regulatorischen Mechanismen an.
3. Ein Saum steht voll mit Brennnesseln, der andere blüht bunt. Woher kommen die Unterschiede und was gilt es zu bedenken?

Unterschiedliche Standortgegebenheiten und Nutzungen der Säume sowie der angrenzenden Ackerschläge haben zu einer Vielfalt an Saumtypen geführt, die in der Agrarlandschaft zu finden sind. Ein artenreicher Saum findet sich in der Regel auf mageren bis mittleren Standorten und ist durch das vielfältige Blütenangebot sowohl für die Bewohner der Feldflur als auch für das menschliche Auge attraktiv. Zum Erhalt dieser Pflanzenvielfalt ist eine Pflege (bestmöglich Mahd mit Abfuhr) im Juni optimal.
Sehr häufig finden sich aber auch grasreiche Säume in der Agrarlandschaft. Zwar ist hier der Blühaspekt klein, jedoch bieten diese Struktur, Deckung, Erosionsschutz und verbinden nicht zuletzt Lebensräume miteinander. Wer den Gräseranteil im Saum reduzieren möchte, sollte im Mai pflegen. Möchte man jedoch das Deckungs- und Rückzugspotential optimal nutzen, bietet sich eine späte Pflege im September oder, bei entsprechender Befahrbarkeit des Bodens, noch vor Mai an. So profitieren Bodenbrüter, es bleiben Rückzugsorte zur Erntezeit erhalten und wenn der Saum über den Winter stehen bleibt, finden Insekten dort Überwinterungsquartiere.
Besteht ein Saum überwiegend aus Brennnesseln ist dies ein Hinweis darauf, dass dieser sehr nährstoffreich ist. Dies muss nicht unbedingt schlecht sein – Brennnesselfluren dienen zur Reproduktion von einigen Schmetterlingsarten. Auch diese Strukturen bieten Deckung, sind aber oft dicht und kühl und somit nicht ideal für viele Insektenarten der Agrarlandschaft. Um ihre Lebensraumqualität zu verbessern, sollte der Nährstoffeintrag aus den angrenzenden Kulturflächen bestmöglich vermieden werden.
4. Welches Ausgangspotenzial für Krankheiten geht von Säumen aus?
Ein häufiges Thema der Saumpflege ist das Befallsrisiko mit Mutterkorn. Der Pilz kann grundsätzlich alle Gräserarten befallen, verursacht aber im Roggenanbau durch die Fremdbefruchtung die größten Qualitäts- und Ertragsverluste. Daher ist insbesondere beim Roggenanbau dem Mutterkorn spezielle Aufmerksamkeit zu widmen. Entscheidend sind dabei mehrere Stellschrauben: eine passende Fruchtfolge, die Verwendung von Z-Saatgut und eine Bestandesführung, die auf eine möglichst gleichmäßige Blüte abzielt. Auch die rechtzeitige Pflege der Feldsäume zur Gräserblüte trägt dazu bei, das Infektionsrisiko zu senken.
Rostkrankheiten im Getreide breiten sich durch sehr leichte und flugfähige Sporen aus. Diese können teilweise kilometerweit getragen werden. Der Pilz überwintert insbesondere an Ausfallgetreide oder in Form von Dauersporen. Auch Gräser wie Weidelgras oder Knaulgras können von Gelbrost befallen werden. Allerdings ist der Wechsel zwischen den Grasarten selten und die Rostrassen der anderen Gräser sind weniger aggressiv im Weizen. Ein Rostbefall im Feldsaum kann ein gewisses Ausgangspotential darstellen. Ausfallgetreide auf nicht bearbeiteten Flächen oder in Zwischenfruchtbeständen stellt jedoch ein deutlich höheres Infektionsrisiko dar. Maßnahmen der Feldhygiene sind somit zielführender als ein vorbeugendes Kurzhalten der Saumvegetation. Viele Krankheitserreger sind in der Feldflur ohnehin präsent. Eine „Brutstätte“ für Krankheiten sind Feldränder nicht. Es ist wichtig, sie im Blick zu behalten, aber ackerbauliche Maßnahmen spielen meist eine größere Rolle.
5. Macht es einen Unterschied, ob ich den Saum/Weg mulche oder mähe und das Mahdgut abfahre?
Ja, es macht einen Unterschied, ob der Weg/Saum gemäht oder gemulcht wird. Wird das Mahdgut gemäht und abgefahren, ist dies zwar mit einem hohen Aufwand verbunden, bringt allerdings auch positive Auswirkungen auf die Pflanzenzusammensetzung des Saumes. In der Vergangenheit wurden Säume und Wege gemäht und der Aufwuchs für das Vieh genutzt. Dies förderte eine artenreiche Vegetation, da auf diese Weise Nährstoffe entzogen wurden. So stimmten die Bedingungen für konkurrenzschwache Kräuter, von deren Vorkommen zahlreiche Insekten abhängig sind. Heute ist das Mulchen aufgrund der Effizienz, Praktikabilität und der fehlenden Verwendungsmöglichkeit des Aufwuchses Standard. Da hierbei das Mulchgut als Filzschicht auf der Fläche verbleibt, ist vielerorts eine durch Nährstoffanreicherung bedingte Vegetation aus wenigen starkwüchsigen Arten entstanden. Wird der Aufwuchs gemäht und abgefahren, kommt es wieder zu einem Abtransport der Nährstoffe. Dies begünstigt einen artenreichen und bunten Feldrand. Bei sehr nährstoffreichen Böden ist eine solche Aushagerung, allein durch Abfuhr des Aufwuchses, allerdings nicht zielführend. Eine Aushagerung lohnt sich insbesondere auf ohnehin weniger nährstoffreichen Standorten.
6. Wann ist der optimale Zeitpunkt für die Pflege meiner Feldränder?

Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht. Mit Blick auf die vorangehenden Fragen wird deutlich, dass unterschiedliche Gegebenheiten auch zu verschiedenen Empfehlungen bezüglich des Pflegezeitpunktes führen. Wenn beispielsweise Problemunkräuter im Saum auftreten, sollte der Schnitt vor deren Samenbildung erfolgen, um ihre Ausbreitung zu verhindern. Da dies aber auf längst nicht alle Säume zutrifft, bietet sich hier die Möglichkeit, unterschiedliche Pflegezeiträume – auch im Sinne des Betriebsablaufs – auszuprobieren. So entsteht im Idealfall ein Mosaik aus Lebensräumen von hohem Wert für Insekten und Niederwild.
Um dieses Mosaik an Strukturen weiter zu fördern, bietet sich beispielsweise auch eine abschnittsweise Pflege an. Der optimale Pflegezeitpunkt leitet sich zudem von dem vorhandenen Saumtyp (siehe Frage 3) ab.
7. Welche gesetzlichen Bestimmungen muss ich bei der Saum- und Wegepflege beachten?
Eine pauschale Gesetzgebung zur Pflege von Feldwegen und Säumen gibt es nicht. Wegesatzungen der Kommunen können Vorgaben zum individuellen Pflegeregime enthalten.
Rechtlich relevant ist der Verbotszeitraum für die Pflege von Gehölzen im Zeitraum vom 01. März bis zum 30. September.
Der von Stilllegungsflächen bekannte Zeitraum des Pflegeverbots zwischen dem 01. April und dem 15. August gilt nicht für Wege und Säume. Er kann aber als Orientierung dienen, wenn man beispielsweise die Schonung von Niederwild anstrebt.
Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf der Ackerfläche ist auf die Einhaltung der mittel-spezifischen NT-Auflagen zum Schutz von Lebewesen in Kleinstrukturen wie Säumen zu achten. Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sowie von Rodentiziden zur Bekämpfung von Mäusen ist auf Wegen und Säumen nicht zugelassen.