Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Presse

Landwirte präsentieren Rebhuhn-Projekt

Bad Zwesten. In der vergangenen Woche stellten Landwirte des Feldflurprojektes „Bad Zwesten“ Vertretern des Hessischen Umweltministeriums, dem Regierungspräsidium Kassel und dem Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung des Schwalm-Eder-Kreises ihr Rebhuhn Projekt vor. Projektkoordinatorin Andrea Imhäuser vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen hatte zu diesem Treffen eingeladen, um mit den Akteuren Wege zur langfristigen Sicherung des Projektes zu diskutieren.

Lebhafte Diskussionen

Diskussionsrunde an der Blühfläche

Während die Blühflächen besichtigt und erläutert wurden, nutzten die Landwirte die Gelegenheit, in einer lebhaften Diskussion die Behördenvertreter auf Herausforderungen durch die Agrarpolitik, ökonomische Zwänge der Landwirtschaft, komplizierte Verwaltungsvorschriften, fehlende Wertschätzung aus der Bevölkerung, steigende Flächenverluste und Zielkonflikte zwischen Nahrungsmittelproduktion und Naturschutz hinzuweisen. „Die Herausforderung besteht darin, die Produktion gesunder, heimischer Lebensmittel mit der Förderung der Artenvielfalt in Einklang zu bringen – beide Ziele sollen auf begrenztem Raum erfüllt werden können“, betonte Thomas Buck, stellvertretender Leiter des Fachbereichs für Landwirtschaft und Landentwicklung in Fritzlar.
Die Landwirte unterstrichen ihre Bereitschaft, den Artenschutz in der Agrarlandschaft aktiv zu unterstützen, forderten aber dringend mehr unbürokratische und praxistaugliche Vorgehensweisen.

Feldflurprojekt findet bundesweit Beachtung

Obwohl erst im zweiten Halbjahr 2018 gestartet, kann das Projekt um Bad Zwesten bereits große Erfolge verzeichnen: Rebhuhn-Blühflächen wachsen auf zurzeit rund 30 ha Ackerfläche. Somit sind zurzeit rund 1 % des Projektgebietes mit mehrjähriger, strukturierter Blühfläche bestellt, hinzu kommen in ähnlichem Umfang ein- und mehrjährige Honigbrachen sowie eine Vielzahl nicht gemulchter Böschungen, Wegränder und Raine.

Das wiederholte Vogel-Monitoring bestätigt als Erfolgskontrolle den deutlich positiven Einfluss der mehrjährigen Blühflächen. Rebhühner und Feldhasen haben merklich zugenommen. Etwa 40 weitere Vogelarten profitieren vom Futterangebot durch Insekten und Samen, sowie von der Bereitstellung möglicher Brutplätze.

Das Projekt findet inzwischen hessen- und bundesweit Beachtung und führt zu vielen Nachahmern in Form kleinerer, lokaler Projekte, die vom Erkenntnisgewinn in Bad Zwesten profitieren.

Landwirte arbeiten Hand in Hand mit den Behörden

Die beteiligten Landwirtinnen und Landwirte arbeiten Hand in Hand mit der Projektkoordinatorin und verschiedenen Behörden daran, die Feldflur mit passenden Schutzmaßnahmen wieder zu geeigneten Lebensräumen für Rebhühner und weitere Feldvögel und Insekten aufzuwerten. Durch die Anlage mehrjähriger, strukturierter Blühflächen schaffen sie vielfältige Lebens- und Rückzugsräume für Bodenbrüter. Die gezielte Wahl ihrer ökologischen Vorrangflächen (z.B. Brachen) und maßvolles, spätes Mulchen der Weg- und Feldränder unterstützt diese Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität sehr effektiv.

Wertschätzung durch Behördenvertreter

Die Vertreter der Behörden bedankten sich für das außerordentliche Engagement und zeigten großen Respekt gegenüber der in kurzer Zeit erreichten Erfolge der Landwirte.

Als einstiger Projektinitiator überreichte der HGON-Vertreter Christian Gelpke abschließend jedem der anwesenden Landwirte ein Exemplar des Brutvogelatlas „Vögel in Hessen“ als kleines Dankeschön und Motivation zum Weitermachen im Rebhuhn-Projekt.

Im Projektgebiet werden weitere geeignete Ackerflächen zur Anlage von mehrjährigen Blühflächen gesucht, um den Lebensraum für Feldvögel und Insekten weiter aufzuwerten.


Hintergrund

Eines der Ziele der hessischen Biodiversitätsstrategie ist es, die Arten der Acker-Landschaften stärker als bisher in den Fokus des Naturschutzes zu rücken. Stellvertretend für viele weitere Arten zählen dazu in Hessen insbesondere der Feldhamster, das Rebhuhn und die Grauammer.

Das Feldflur-Projekt Bad Zwesten ist eines von zurzeit neun ausgewählten Schwerpunkträumen in Hessen.  Im Projektgebiet um Bad Zwesten lebt heute noch ein autochthones Vorkommen der einstmals überall häufigen Rebhühner.


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