Trendreport Ernährung 2025: Entwicklungen und Chancen für die Direktvermarktung

Franziska Böhm, Beratungsteam Erwerbskombinationen

Eine Frau steht an einem Gemüsestand auf dem Wochenmarkt und riecht an einem Rettich
Regionale, gesunde und nachhaltig erzeugte Lebensmittel greifen viele der identifizierten Ernährungstrends auf – eine Chance, die Direktvermarkter gezielt im Marketing nutzen können.
© Svenja Münzer, CC BY 4.0 (Bilddatenbank, Hessen Tourismus)

Die Direktvermarktung hofeigener Produkte wie Milch, Fleisch, Eier, Obst oder Gemüse ist für viele landwirtschaftliche Betriebe eine Möglichkeit, die eigene Wertschöpfung zu steigern und neue Einkommensquellen zu erschließen. Doch der Weg dorthin ist ebenso vielseitig wie herausfordernd – von der ersten Idee über die Konzeptentwicklung bis hin zur erfolgreichen Umsetzung braucht es einen klaren Plan und oft auch einen erfahrenen Blick von außen.

Hier setzt das Beratungsteam Erwerbskombinationen des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) an: In einzelbetrieblichen Beratungen rund um das Thema Direktvermarktung begleitet es landwirtschaftliche Betriebe individuell, praxisnah und zielorientiert. Wertvolle Impulse erhalten Betriebsleitungen z. B. bei der Auswahl passender Vermarktungswege, bei der Klärung wirtschaftlicher Fragestellungen oder wenn bestehende Strukturen optimiert werden können. Ziel ist es, Direktvermarktung so zu gestalten, dass sie wirtschaftlich tragfähig ist und zukunftssicher in die betriebliche Struktur eingebettet werden kann. Die Anforderungen an die Direktvermarktung verändern sich dabei stetig – nicht zuletzt durch neue Konsumgewohnheiten und ein wachsendes Bewusstsein für Regionalität, Nachhaltigkeit und transparente Lieferketten. Für Direktvermarktende empfiehlt es sich daher, sich zu informieren, welche Trends das Verbraucherverhalten prägen und wie diese Entwicklungen für die Direktvermarktung genutzt werden können. Hinweise liefern beispielsweise aktuelle Studien:

Ernährungstrends zeigen Entwicklungsmöglichkeiten

Ende Januar wurde der „Trendreport Ernährung 2025“ veröffentlicht. Diese Studie wurde von Nutrition Hub in Zusammenarbeit mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), der Dr. Rainer Wild-Stiftung, EIT FOOD und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) durchgeführt. Grundlage sind die Einschätzungen von rund 200 Expertinnen und Experten aus der Ernährungsbranche. Die nachfolgenden Studienergebnisse zeigen auf, welche Chancen sich daraus für die Direktvermarktung ergeben können.

Das zentrale Ergebnis des Trendreports: Ernährung wird zunehmend als Ausdruck von Identität, Verantwortung und Zukunftsgestaltung wahrgenommen. Die wichtigsten Einflussfaktoren sind Gesundheit, Nachhaltigkeit und Selbstbestimmung.

Die 10 Ernährungstrends 2025 im Überblick

  1. Pflanzenbetonte & flexitarische Ernährung – Der Trend geht zu mehr pflanzlichen Lebensmitteln, ohne strikte Verbote. Genuss und Gesundheit stehen im Mittelpunkt, während Fleischkonsum bewusster und reduzierter erfolgt.
  2. Personalisierte Ernährung – Individuell abgestimmte Ernährung wird durch moderne Technologien wie Apps und Wearables erleichtert. Besonders Frauengesundheit und maßgeschneiderte Nährstoffzufuhr stehen im Fokus.
  3. Nachhaltige & klimafreundliche Ernährung – Klimaschutz und Selbstfürsorge verschmelzen, während regionale, saisonale und umweltfreundliche Lebensmittel gefragter sind. Eigenanbau und regenerative Landwirtschaft gewinnen an Bedeutung.
  4. Funktionelle Ernährung – Ernährung wird zur Selbstoptimierung genutzt, insbesondere für Langlebigkeit und Leistungssteigerung. Nahrungsergänzungsmittel bleiben populär, werden aber zunehmend kritisch betrachtet.
  5. Ernährung für den Darm – Das Mikrobiom gilt als Schlüssel zur Gesundheit, weshalb fermentierte Lebensmittel, Pro- und Präbiotika immer beliebter werden. Bewusstsein für Darmgesundheit wächst.
  6. Blutzuckerfreundliche Ernährung – Technologien wie kontinuierliche Glukosemessung (CGM) ermöglichen eine gezielte Steuerung des Blutzuckerspiegels. Proteinreiche Lebensmittel und bewusste Kohlenhydrataufnahme rücken in den Fokus.
  7. Alkoholfreie Ernährung – Alkoholfreie Getränke werden immer beliebter, da Gesundheit, Genuss und gesellschaftliche Trends den Verzicht auf Alkohol attraktiver machen. Die Gastronomie bietet zunehmend kreative Alternativen.
  8. Terrapy (Selbermachen & Naturbelassenes) – Selbst fermentieren, backen oder Pflanzendrinks herstellen liegt im Trend. Menschen setzen verstärkt auf natürliche Zutaten und kurze Zutatenlisten.
  9. Snacking – Der Wandel zu flexibleren Essgewohnheiten lässt gesunde Snacks an Bedeutung gewinnen. Hochwertige Fertigprodukte und nahrhafte To-go-Lösungen werden immer gefragter.
  10. Achtsamkeit & Bildung – Bewusstes Essen ohne Ablenkung und mit Wertschätzung für Lebensmittel wird wichtiger. Gleichzeitig gewinnt Ernährungsbildung an Bedeutung, um nachhaltige und gesunde Entscheidungen zu fördern.

Bedeutung für die landwirtschaftliche Direktvermarktung

Durch die Berücksichtigung der analysierten Trends können Direktvermarktende neue Zielgruppen erschließen und ihre Absatzmöglichkeiten erweitern. Darüber hinaus wird ein zukunftsorientiertes Image und Offenheit für neue Entwicklungen vermittelt. Die Umsetzung erfordert jedoch Anpassungen in der Vermarktung und Kommunikation mit den Endverbrauchern.

Mögliche Marketingstrategien wären beispielsweise:

  • Trendbegriffe, die zu Produkt und Betrieb passen in der Kommunikation nutzen: Ballaststoffreich, proteinreich, Omega-3-haltig, „fermentierbar“, aber auch: saisonal, nachhaltig, regional.
  • Storytelling intensivieren: Die Nähe zur Produzentin bzw. zum Produzenten und die hohe Qualität des Produkts gezielt hervorheben.
  • Kooperationen mit Ernährungsberatungen eingehen.
  • Gesundheitsvorteile wissenschaftlich untermauern und an die Kundschaft kommunizieren. Achtung: keine Heilungsversprechen machen!
  • Workshops oder Rezepte anbieten: Beispielsweise zur Fermentierung von Lebensmitteln.

Ein anderer Ansatz wäre, auf die Trends angepasste neue Kulturen anzubauen, neue Produkte zu entwickeln oder neue Absatzmöglichkeiten anzubieten. Dies erfordert größere Zeit- und finanzielle Ressourcen und bedarf eines wesentlich höheren Motivationsniveaus.

Angebotsentwicklung mit Beispielen:

  • Neue Kulturen anbauen: Hülsenfrüchte, Ölfrüchte oder Kulturen mit bestimmten Nährstoffeigenschaften.
  • Neue Absatzwege aufbauen: Gemüse-Kisten, Selbsterntegärten, Kooperationen mit Unternehmen/Initiativen, die die Interessen der Zielgruppe vertreten.
  • Produkte weiterverarbeiten: Herstellung von Aufstrichen, fermentierten Lebensmitteln oder hochwertigen Ölen.
  • Getränkeinnovationen entwickeln: Kräuterlimonaden, alkoholfreie Cider-Varianten oder fermentierte Getränke.
  • Hochwertige Snacks anbieten: Trockenobst-Mischungen, Müsliriegel oder proteinreiche Snacks.
  • Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergreifen/stärker kommunizieren: plastikfreie Verpackungen.
  • Bildungsveranstaltungen anbieten: z.B. Themenführungen wie „Vom Acker auf den Teller“, Gemüserundgang zu Saisonalität, tierwohlgerechte Fleischerzeugung, Fahrradtouren als Hofrundfahrten in Kooperation mit anderen Betrieben in der Nähe.

Von Trends zu Taten: Vermarktung zukunftsorientiert gestalten

Das Integrieren der Ernährungstrends in die Direktvermarktung kann große Chancen bieten, bringt aber zunächst auch Herausforderungen mit sich. Im ersten Schritt sollte geprüft werden, welche zeitlichen Ressourcen, finanziellen Möglichkeiten und wie viel Engagement vorhanden sind, um Veränderungen anzustoßen. Anschließend gilt es zu analysieren, welche Trends bereits im eigenen Produktsortiment vertreten sind. Darauf aufbauend können authentische Marketinganpassungen vorgenommen werden. Ob Marketingstrategie oder Produkterweiterung – ein klares betriebliches Ziel hilft, strukturiert vorzugehen. Wichtig ist, Veränderungen regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um langfristigen Erfolg zu sichern! Beispiele für Ziele können sein:

  • Optimierung der Marketingstrategie unter Verwendung der Trendbegriffe für einen definierten Zeitraum; Fazit ziehen.
  • Testlauf eines neuen Produkts über einen definierten Zeitraum. Abschluss mit Kundenumfrage.
  • Einen Koch-Workshop, eine Bildungseinheit, eine Verköstigung oder einen Vortrag zusammen mit einer Ernährungsexpertin durchführen und die Teilnehmenden im Anschluss befragen, ob weiteres Interesse an diesen Formaten besteht.
  • Eine Umfrage unter der Kundschaft zu machen, an welchen neuen hofeigenen Produkten sie am meisten Interesse hätten (Auswahl vorgeben).

Bei Interesse an Veränderungen oder Anpassungen ihrer Direktvermarktung – egal ob es um die Ernährungstrends geht oder um ganz andere Fragen, wenden Sie sich gerne an die Beratungskraft für Erwerbskombinationen in ihrer Region. Für eine erfolgreiche Umsetzung lohnt es sich, frühzeitig Kontakt aufzunehmen.

Weitere Informationen und den vollständigen Trendreport Ernährung 2025 zum Download finden Sie hier:
https://www.nutrition-hub.de/post/trendreport-ernaehrung-trends-2025

Ansprechpartnerin:

Franziska Böhm

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
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