Getreideganzpflanzensilage (GPS)

Georg-Friedrich Hartmann, Landwirtschaftliche Fachschulen und Bernhard Reiß, Beratungsteam Tierhaltung

Dort, wo die Erntemengen des 1. Schnitts gering ausgefallen sind und auch der 2. Aufwuchs knapp ausfiel bzw. ausfallen wird, kann zur Verringerung des Futterdefizits die Ernte von Getreide-GPS eine Option sein. Prinzipiell können hierfür alle Getreidearten als GPS genutzt werden.

Durch die Ergänzung der Grobfutterbasis mit GPS können Milchviehbetriebe mit Getreideanbau noch selbst auf die geringeren Graserträge reagieren. Wo kein eigenes Getreide angebaut wird, könnte Getreide zur GPS-Nutzung stehend ab Feld zugekauft werden. Die Preisfindung kann sich am zu erwartenden Kornertrag und den Getreidepreisen orientieren.

Beispiel:

  • Ertragserwartung 70 dt/ha * Marktpreis 16,00 €/dt = 1.120,00 €/ha
  • zzgl. Strohwert (pauschal 100,00 €/ha) entgangener Erlös von 1.220,00 €/ha
  • abzgl. nicht benötigter Mähdrescher (pauschal 150,00 €/ha) verbleibt ein „Wert“ des Bestands von 1.070,00 €/ha
  • umgelegt auf den GPS-Ertrag (35 % TM, Korn-Stroh-Verhältnis 1:0,8, FM-Ertrag hier ca. 31 t/ha zu erwarten) entspricht dies Kosten von 34,52 €/t stehend ab Feld
  • Erntekosten (Häcksler + Transport + Walzen) je nach Hof-Feld-Entfernung im Bereich von ca. 8,00 bis 12,00 €/t
  • Weitere Faktoren (z.B. eingesparte Pflanzenschutzmaßnahmen) können den Preis ebenfalls beeinflussen

Die endgültige Entscheidung muss spätestens vor dem optimalen Erntetermin des jeweiligen Getreides, also ca. drei Wochen vor dem üblichen Druschtermin, getroffen werden.

Getreidearten zur Nutzung als GPS

Tabelle 1: Unterschiede zwischen den Getreidearten zur Nutzung als Ganzpflanzensilage

Die Vor- und Nachteile der einzelnen Getreidearten müssen einzelbetrieblich bewertet werden.

Auch die vorgesehene Verwendung ist zu berücksichtigen: Wenn GPS überwiegend für Jungrinder im 2. Lebensjahr sowie für trockenstehende Kühe eingesetzt werden soll, sind die Ansprüche an die Futterqualität geringer als bei laktierenden Kühen.

Soll GPS bei laktierenden Kühen eingesetzt werden, so ist die Kombination von nicht zu hohen Mengen GPS in Verbindung mit hochwertiger Gras- und Maissilage sinnvoll. Bei komplettem Ersatz von Maissilage durch GPS sinkt die Verdaulichkeit und damit der Energiegehalt der Ration stärker ab, was zu niedriger Futteraufnahme und Milchleistung bei den Kühen führt.

Feldhäcksler bei der Ernte auf einem teilweise abgeernteten Feld, im Hintergrund Bäume, der Himmel ist bewölkt.
GPS-Ernte mit Feldhäcksler
  • Erntetermin: 35 bis 40 % TM der Gesamtpflanze (Teigreife der Körner). Das Korn lässt sich mit dem Fingernagel eindrücken, spritzt aber nicht mehr. In kurzen Abständen kontrollieren. Die Restpflanze befindet sich in der Abreifephase; die Halmknoten sind noch grün; die Blätter sollten noch nicht komplett abgestorben sein (grün-gelblich) = ca. drei Wochen vor dem üblichen Druschtermin
  • Ganzpflanzensilage weist ein sehr enges Erntefenster auf, wobei Weizen die größte Nutzungselastizität aufweist (ca. 1 Woche).
  • Unter Umständen sind Wartezeiten der bisher eingesetzten Pflanzenschutzmittel einzuhalten.
  • Erntetechnik: Knoten und Körner müssen angeschlagen, Halme zersplissen sein. Nur mit GPS-geeigneter Erntetechnik ernten: Exakthäcksler mit Direktschneidwerk + Reibboden + Corncracker; dann darf die Häcksellänge ca.2 bis 3 cm betragen. Besonders bei der Gerste (Grannen) ist auf eine kurze und exakte Häckselqualität zu achten. Auf eine hohe Verdichtung beim Festfahren ist zu achten.
  • Siliermittel: bei geringem Entnahmevorschub ist der Zusatz von flüssigen Milchsäurebakterien zur Reduzierung der Nacherwärmung zu empfehlen. (WR 1b/c+2)
  • Siloanlage: möglichst langes Silo anlegen, um den benötigten Vorschub auch bei geringeren Futtermengen zu erreichen.
  • Silierdauer: die Silage sollte möglichst 6 bis 8 Wochen verschlossen bleiben, ansonsten sind Nacherwärmungsprobleme zu erwarten. Futterverluste sind besonders in diesem Jahr unbedingt zu vermeiden.

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