Einsatz von Körnerleguminosen in der Schweinefütterung

Bernd Grünhaupt, Fachinformation Tierhaltung

Chancen des regionalen Anbaus eiweißhaltiger Futtermittel

Sowohl der Einsatz heimischer Eiweißfuttermittel, als auch die Fütterung mit gentechnikfreien Futtermitteln gewinnen in der Schweinefütterung zunehmend an Bedeutung. Durch die Ausweitung des Anbaus (siehe Grafik 1) und durch Ertragssteigerungen stehen zudem auch größere Mengen heimischer Leguminosen als Futtermittel zur Verfügung.  

Grafik 1: Anbaufläche von Körnerleguminosen in Deutschland. Insbesondere der Erbsenanbau hat in den letzten Jahren zugenommen.
Grafik 1: Anbaufläche von Körnerleguminosen in Deutschland

In der Schweinefütterung soll hier zunächst auf Ackerbohnen, Erbsen und die weiße Lupine eingegangen werden. Diese haben in hessischen Betrieben die größte Bedeutung und sind vor allem als Eiweißfuttermittel interessant. Die Nährstoffgehalte dieser Kulturen unterscheiden sich aber deutlich im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot (SES) und Rapsextraktionsschrot (RES) (Tabelle 1).

Tabelle 1: Inhaltsstoffe verschiedener Eiweißfuttermittel

Bei der Verfütterung von Ackerbohnen kann also deutlich mehr Soja- oder Rapsschrot eingespart werden als bei Erbsenfütterung. Wichtig sind hierbei aber auch die Gehalte an essentiellen Aminosäuren. So haben Ackerbohnen und Erbsen zwar relativ hohe Lysingehalte, die Gehalte an Methionin und Threonin sind im Verhältnis zum Lysin jedoch relativ gering (siehe Grafik 2). Bei Mischungen auf Basis Soja-Mineral sollte ein geeignetes Mineralfutter mit höheren Gehalten an Methionin und Threonin eingesetzt werden. Es kann auch Rapsschrot mit eingesetzt werden, hier sollte jedoch auf eine ausreichende Energiedichte der gesamten Mischung geachtet werden. Werden Ergänzungsfutter eingesetzt, so sollten diese speziell für die Leguminosenfütterung geeignet sein. Die Mischfutterhersteller bieten hier spezielle Ergänzungsfutter an. Auch deren Menge kann bei Leguminoseneinsatz reduziert werden, die Mineralisierung und Vitaminierung muss aber angepasst sein.

Aminosäureverhältnisse verschiedener Eiweißfuttermittel zu Lysin
Graphik 2: Aminosäureverhältnisse verschiedener Eiweißfuttermittel zu Lysin; Quelle: DLG-Futterwerttabelle

Blütenfarbe beeinflusst Taningehalt

Bei der möglichen Einsatzrate von Ackerbohnen und Erbsen sind aber auch andere Inhaltsstoffe zu beachten. Hier ist in der Schweinefütterung vor allem der Tanningehalt zu nennen. Bei zu hohen Gehalten kann die Futteraufnahme und die Proteinverdaulichkeit verringert sein. Die Tanningehalte unterscheiden sich sehr stark zwischen weißblühenden und buntblühenden Erbsen- und Ackerbohnensorten. Während die weißblühenden Sorten nur sehr geringe Taningehalte aufweisen, sind diese Werte bei buntblühenden Sorten bis zum 10-fach höher.
Bei Erbsen werden überwiegend weißblühende Sorten angebaut. Anders ist dies bei den Ackerbohnen. Aufgrund der wesentlich höheren Erträge sowohl an Menge als auch an Rohprotein pro Hektar, werden hier fast ausschließlich buntblühende Sorten angebaut. Die Entwicklung geht hier aber auch zu leistungsstärkeren weißblühenden Sorten und zu taninärmeren, buntblühenden Sorten. Bei den aktuellen Sorten sind die in Tabelle 2 gezeigten maximalen Einsatzraten zu empfehlen.

Tabelle 2: Maximale Einsatzraten von Ackerbohnen und Futtererbsen

Hier erscheinen die Erbsen attraktiver zu sein, man muss aber auch den geringeren Rohproteingehalt und die geringeren Erträge bei zum Teil erschwerter Ernte (Lager) berücksichtigen.

Genaue Mischungsberechnung ist Voraussetzung

Da die Inhaltsstoffe bei Ackerbohnen und Erbsen sorten- und standortbedingt noch stärker schwanken als bei Getreide, sollten alle in der Fütterung eingesetzten Komponenten bei einer landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalt (z.B. LHL Kassel) auf ihre Nährstoffgehalte untersucht werden. Nur dann kann eine exakte, möglichst N- und P-reduzierte, Mischung berechnet werden.

Den Futterwert von Ackerbohnen und Erbsen können Sie den folgenden Tabellen entnehmen:

Tabelle 3: Preiswürdigkeit von Ackerbohnen

Bei Einsatz von 8 % Ackerbohnen in einer Mastmischung (13,0 MJ ME / 9,5 g Lysin/kg); Quelle: Eigene Berechnungen

Tabelle 4: Preiswürdigkeit von Erbsen

Bei Einsatz von 10 % Futtererbsen in der Mittelmast (13,0 MJ ME / 9,5 g Lysin/kg); Quelle: Eigene Berechnungen

Was ist mit anderen Leguminosen?

Bei den Lupinen wurden bislang zumeist die blauen Lupinen auf leichteren Standorten mit niedrigem pH-Wert angebaut. Größere Bedeutung haben in den letzten Jahren in Hessen aber die weißen Lupinen gewonnen. Diese haben etwas höhere Ansprüche an die Bodenqualität und den pH-Wert, sind aber ertragsstärker und weisen höhere Rohprotein- und Energiegehalte auf. Aufgrund der Alkaloidgehalte in den bisher zugelassenen Sorten sollte der Einsatz der weißen Lupine in der Schweinemast möglichst auf 10% begrenzt werden. Ansonsten kann es zu geringerem Wachstum der Tiere kommen.

Beim Anbau von Sojabohnen sind vor allem die höheren Temperaturansprüche während der Vegetation zu beachten (Standortfaktoren). Beim Einsatz von Sojabohnen oder Sojakuchen ist das vorherige toasten der Bohnen ein Muss. Die regionale Verfügbarkeit einer Toastungsanlage und die entstehenden Kosten sind vor dem Anbau unbedingt zu überprüfen. Hierzu können sie sich aber auch mit der Fütterungsberatung des LLH in Verbindung setzen.

Weitere Informationen rund um die Fütterung mit Leguminosen erhalten Sie bei Bernd Grünhaupt.

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
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