Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Landbau

Entwicklung und Hintergründe der Bio-Kontrolle

Der Ökologische Landbau in Deutschland hat sich seit den 1970er-Jahren aus einer Kombination von biologisch-dynamischer Landwirtschaft, organisch-biologischer Landwirtschaft und anderen alternativen Landbewirtschaftungsmethoden entwickelt. Neben Demeter, bereits 1924 gegründet und somit ältester ökologischer Verband, entstanden weitere Bioverbände.

Zu diesen zählen etwas „Bioland“ (1971 gegründet), „Naturland“ (1982) und der „Biokreis“ (1985). Im Jahr 1984 wurden gemeinsame Rahmenrichtlinien zum Ökolandbau in Deutschland eingeführt und 1988 entstand die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) als Dachverband der Anbauverbände, der vom Bund der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) abgelöst wurde. In Hessen vertritt die Vereinigung Ökologischer Landbau e. V. (VÖL Hessen) die politischen Interessen von Ökolandwirtinnen und -landwirten. Sie fungiert als Dachverband für die in Hessen aktiven Anbauverbände Bioland, Naturland, Demeter, Biokreis und Gäa.

Private Unternehmen kontrollieren Bio-Verordnung

1992 wurde die erste EU-Öko-Verordnung als europaweit geltende Kontrollvorschrift für ökologisch wirtschaftende Betriebe eingeführt. Bis zur Einführung der EU-Öko-Verordnung haben sich Öko-Verbandslandwirtinnen und -landwirte gegenseitig kontrolliert, damit die jeweiligen Bio- und Verbandsrichtlinien eingehalten werden. Weil es in Deutschland schon viele Biobetriebe gab, war die Kontrolle der Bioverordnung eine große Herausforderung für die Verwaltung. Somit wurde entschieden, diese Aufgabe an unabhängige private Unternehmen zu übergeben. Diese gingen zum Teil aus den Bioverbänden hervor. Was die Kontrollstellen und deren Auditoren erfüllen müssen, um von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zugelassen zu werden, ist im nationalen Öko-Landbaugesetz und dessen Durchführungsverordnung verankert. Die Durchführung der Öko-Kontrollen durch die entsprechenden Stellen wird von den Landesbehörden, in Hessen vom Regierungspräsidium Gießen, überwacht. In der folgenden Grafik ist das hessische Kontrollsystem dargestellt.

Grafik zum Verlauf der Bio-Kontrolle
Abb. 1: Übersicht: So verläuft die Bio-Kontrolle in Hessen

Kontrollstelle kann jederzeit gewechselt werden

Öko-Kontrollstellen sind wirtschaftlich agierende Unternehmen. Kunden können frei entscheiden, welche in Hessen zugelassene Kontrollstelle sie beauftragen. Landwirtinnen und Landwirte befürchten oft, dass ein Wechsel der Kontrollstelle den Eindruck erwecken könnte, sie hätten ihre Pflichten vernachlässigt. Die Kontrollstellen sind untereinander aber verpflichtet, die Unterlagen im Falle eines Wechsels weiterzugeben. Damit wird eine Kontinuität im Prozess und eine hohe Transparenz gewährleistet, weshalb diese Sorge unbegründet ist.

Früher waren die Auditoren für die landwirtschaftlichen Öko-Audits meist freiberuflich tätig, zum Teil für mehrere Kontrollstellen oder im Nebenerwerb. Sie wurden also nach absolvierten Kontrollen bezahlt. Aus rechtlichen Gründen und um die Auditoren zu binden, sind sie mittlerweile größtenteils fest angestellt. Dies kann bedeuten, dass die Kontrolleure mehr Zeit für die Betriebe haben. Diese Zeit wird den Betrieben in Rechnung gestellt.


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