Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Pflanzenschutz

In Hessen angekommen: Der Mittelmeernelkenwickler

Der Mittelmeernelkenwickler (Cacoecimorpha pronubana) ist ein ursprünglich in Afrika beheimateter Kleinschmetterling, der mittlerweile auch in Europa zunehmend als Schädling auftritt. Bereits in deutschsprachiger Fachliteratur der 1960er- und 1970er-Jahre wurde er als Schadschmetterling beschrieben, insbesondere an Unterglaskulturen. Damals war er noch als Quarantäneschaderreger gelistet, da man annahm, dass er in unseren Breiten im Freiland nicht überwintern könne.

Biologie und Lebensweise

Sein Wirtspflanzenkreis ist sehr groß. Sowohl krautige Pflanzen als auch Gehölze werden von ihm befallen. Der Befall wird oftmals erst sehr spät bemerkt.

Die Raupen werden bis zu 2 cm lang und fressen an Blättern, Blüten und Stängeln. Auffallend ist die bräunliche Kopfkapsel. Die Raupen bilden ein Gespinst, in dem sie sich verpuppen. Aus den etwa 1 cm langen Puppen schlüpfen bräunliche ca. 2 cm lange Falter.

Die Falter sind tagaktiv und legen ihre Eier unmittelbar nach dem Flug in flachen, fischschuppenähnlichen Häufchen auf den Blättern ab. Im geschützten Anbau entwickeln sich mehrere Generationen pro Jahr. Bei Freilandkulturen muss mit drei Generationen gerechnet werden.

Schädling ist in Hessen angekommen

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass der Mittelmeernelkenwickler in Mitteleuropa auch im Freiland überwintern kann. Berichte des Pflanzenschutzamts Brandenburg bestätigen, dass Populationen sogar Temperaturen von bis zu -16 °C überlebt haben.

Im Beerenobstanbau in Südhessen wurde erstmals 2021 ein Befall an Heidelbeeren im geschützten Anbau dokumentiert. Vereinzelt waren Triebspitzen befallen. Befallsherde wurden herausgeschnitten und entsorgt.

2024 wurde in einem südhessischen Erdbeerbestand im Folientunnel ein starker Befall festgestellt. Der Befall war erkennbar am Lochfraß sowie den miteinander versponnenen Blattspitzen. Zwischen den verklebten Blattspitzen fand man im Gespinst die Raupen.

Früherkennung und Bekämpfung

Zur Früherkennung des Falterflugs können spezielle Pheromonfallen verwendet werden. Dadurch lässt sich der Zeitpunkt für eine Bekämpfung besser eingrenzen.

Eine effektive chemische Bekämpfung des Mittelmeernelkenwicklers ist schwierig. Die Raupen sind durch ihr Gespinst gut geschützt und daher mit Kontaktmitteln schwer erreichbar. Wiederholte Anwendungen von Bacillus-thuringiensis-Präparaten haben in Erdbeerbeständen zwar zu einer Befallsminderung geführt, jedoch keine vollständige Kontrolle ermöglicht.

Da die klimatischen Bedingungen im Freiland für den Mittelmeernelkenwickler zunehmend günstiger werden, sollte zukünftig auch in anderen gärtnerischen Kulturen auf ein Auftreten des Schädlings geachtet werden.


Quellen: LVLF Brandenburg, Pflanzenschutzinformation zu Nelkenwickler; ISIP.de


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