Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Rinder

Arbeitskreise „Milchvieh- und Mutterkuhhaltung“ informierten bei Praxistag zum Thema Einstreu

Das Einstreuen von Liegeflächen in der Milch- und Mutterkuhhaltung birgt in der Praxis immer wieder Zielkonflikte: Verbesserung des Tierwohls und Kuhkomforts auf der einen Seite, Hygiene und Arbeitsaufwand auf der anderen Seite. Oberste Priorität sollten Tierwohl und Kuhkomfort haben, nichtsdestotrotz dürfen die anderen Aspekte nicht außer Acht gelassen werden.

Personengruppe auf Bänken sitzend in einer Scheune beim Zuhören eines Vortrages
Abb. 1: LLH-Einstreutag für Mutterkuh-/ Milchvieharbeitskreise
Ein Mann läuft an einer Tiefboxenreihe hinten entlang und streut mit Hilfe eines Kunststoffbehälters und Akku-Schraubers Kalk ein.
Abb. 2: Praktische Vorführung des tragbaren Boxenstreuers

Im Milchviehbereich stehen die Liegeboxen im Fokus. Längere Liegezeiten fördern die Durchblutung des Euters und entlasten Gliedmaßen und Klauen. Eine höhere Futterverwertung mündet schlussendlich in einer höheren Milchleistung. Ebenso spielen in Mutterkuhbetrieben trockene, gut eingestreute Liegebereiche eine wichtige Rolle. Ende November organisierten die Berater der mittelhessischen Milchvieh- und Mutterkuh-Arbeitskreise auf dem Betrieb Lothar Muth in Bad Soden-Salmünster einen Praxistag zum Thema Einstreu für die Mitglieder der mittelhessischen Mutterkuh-/ Milchvieharbeitskreise. Ziel war es, den Landwirten eine breite Auswahl an Einstreumöglichkeiten/- produkten vorzustellen.

Im Vorfeld des Praxistages wurden sowohl überregionale Hersteller von Einstreuprodukten und -geräten als auch ihre regionalen Vertriebspartner angefragt. Fünf folgten der Einladung und präsentierten am Vormittag ihre Maschinen und Produkte, erläuterten Einsatzmöglichkeiten, Funktionsweise und Kosten. Mit Infoständen und Produktproben boten sie zudem betriebsindividuelle Lösungen an.

Manuelles Kalkeinstreuen in Tiefboxen

Im Stall wurde ein tragbarer Boxenstreuer zum Nachstreuen in Tiefboxen vorgeführt. Er besteht aus einem mit Kalk befüllten Kunststoffbehälter und einen Streuteller, der über einen Akkuschrauber betrieben wird. Der Kalk wird während des Gehens entlang der Boxenkante gezielt in die Liegeboxen gestreut.

Für eine gleichmäßige Verteilung und Streubild ist die Gehgeschwindigkeit maßgeblich. Es ist zu beachten, dass bei dem vorgestellten Modell der Akkuschrauber im Boxenstreuer integriert ist. Aufgrund der Staubbildung könnte bei täglicher Nutzung langfristig die Funktionsfähigkeit des Akkuschraubers beeinträchtigt werden. Der Hersteller arbeitet jedoch bereits an einer Lösung, bei der der Akkuschrauber außerhalb des Streuers platziert wird.

Optimale Stroh-Kalk-Mischung

Stroh-Kalkmischung auf dem Boden, rechts daneben sind mehrere Teilnehmer des Praxistages zu sehen.
Abb. 3: Sensorische Prüfung der Kalk-Stroh-Mischung
Über ein Förderband fließt zerkleinertes Stroh aus einer Strohmühle (rechts) in einen Futtermischwagen. Im Hintergrund steht ein Radlader.
Abb. 4: Eine Strohmühle zerkleinert Stroh und befördert es in einen Futtermischwagen

In Beratungen kommt immer wieder die Frage, wie eine optimale Stroh-Kalk-Mischung als Einstreu für Tiefboxen aussehen sollte. Nach dem Mittagessen und einem kurzen fachlichen Austausch startete daher eine praktische Vorführung des Mischvorgangs. Hierzu wurden Strohrundballen mit Hilfe der ausgestellten Strohmühle zerkleinert und in einen Futtermischwagen befördert. Mit dem Zugeben von Kalk und Wasser entstand eine Mischung im Verhältnis von 1:1,2:0,8 mit einem des Kalkherstellers angestrebten pH-Wert von 13. Die Teilnehmer konnten die Mischung sensorisch prüfen und beurteilen.

Maschinelles Aufbereiten von Tiefboxen

In der Zwischenzeit wurde ein Teil der Tiefboxen mit einem ausgestellten Boxenplaner begradigt und aufgelockert. Die Maschine wurde mittels EURO-Aufnahme an den Hoflader gekoppelt und über ein DW-Steuergerät in Arbeitsposition gebracht.

Die zuvor hergestellte Stroh-Kalk-Mischung, die sich in diesem Verhältnis gut als „Deckschicht“ zum Nachstreuen in Tiefboxen eignet, wurde mit einem Einstreugerät in die Liegeboxen verteilt. Das vorgestellte Einstreugerät kann im Frontanbau von Trägerfahrzeugen wie Teleskop oder Hoflader genutzt werden.

Zum direkten Vergleich wurde eine weitere Stroh-Kalk-Mischung im Futtermischwagen angemischt, im Verhältnis 1:3:1. Eine solche Mischung nutzt der Betrieb bisher zum Einstreuen seiner Tiefboxen – sie ist deutlich feuchter und schwerer und eignet sich daher besser im Aufbau einer Stroh-Kalk-Matratze als zum Nachstreuen als Deckschicht.

Doch gerade die Deckschichten sollten so gestaltet sein, dass sie Hautirritationen vermeiden, einen pH-Wert im oberen Bereich fördern, um die Eutergesundheit zu verbessern, und sich gleichzeitig anwenderfreundlich in die Liegeboxen streuen lassen.

Nur einfaches, anwenderfreudliches Nachstreuen lässt sich als regelmäßige Boxenpflege in den Betrieben etablieren und bringt die gewünschten Optimierungen im Liegeboxenbereich.

Strohballenauflösen für Tiefstreubereiche

Angehängte rote Einstreumaschine von hinten, die aufgelöstes Stroh in Kälberabteile streut.
Abb. 5: Stroh-Einstreuen mittels eines Ballenauflösers
Schlepper mit rotem Futtermischwagen neben einem Fangfressgitter
Abb. 6: Stroheinstreu mit Futtermischwagen und Vorbauhäcksler

Im Tiefstreubereich, etwa in Trockensteherställen oder Mutterkuhbetrieben, erfolgt das Auflösen und Einstreuen von Strohballen häufig noch manuell, was mit erheblichem Arbeitsaufwand verbunden ist.

Um den Arbeitsaufwand zu minimieren und automatisieren, wurden eine kleine Strohmühle vorgestellt sowie zwei Ballenauflöser vorgeführt.

Die Maschinen können sowohl Quader- als auch Rundballen aufnehmen und variieren in ihrer Wurfweite zw. 12 und 18 m. Es ergab sich ein einheitliches Streubild. Jedoch sollte beim Maschinenkauf sowohl die Staubentwicklung als auch die Gefahr von herausgeschleuderten kleinen Steinen bedacht werden. In offenen, gut durchlüfteten Ställen kann dies eine effektive Möglichkeit sein, das Einstreuen zu automatisieren.

Für Kälberbereiche oder weniger gut belüftete Ställe wurde am Praxistag eine elegante Variante vorgestellt, die die Staubentwicklung minimiert: Ein Futtermischwagen mit angebautem Strohvorbauhäcksler wurde mit Rundballen bestückt und Wasser zugesetzt. So konnte eine angefeuchtete Mischung mit dem Strohgebläse in den Tiefstreubereich der Trockensteher eingestreut werden. Die Wurfweite und -geschwindigkeit lassen sich über die Drehzahl regeln. Zusätzlich ist die Maschine mit einem Steinfang ausgestattet.

Als gute Kombination für Mutterkuhbetriebe erwies sich in der praktischen Vorführung einer der Strohhäcksler. Mit einer Wurfweite von bis zu 18 m eignet er sich zum Stroheinstreuen als auch zum Aufbereiten und Verteilen von Silageballen. Der in der Demo verarbeitete Luzerneballen war gut aufgelockert und kann durch das Verstellen des Auswurfs der Maschine direkt auf dem Futtertisch vorgelegt werden.

Schlepper mit einer angehängten Einstreumaschine, die gerade einen Luzerneballen auflöst und neben der Maschine aufgelockert auf den Boden streut.
Abb. 7: Auflösen eines Luzerneballens

Fazit

Der Praxistag stellte Einstreutechnik vor, die sowohl der Arbeitswirtschaft als auch dem Tierwohl Rechnung tragen und in der Praxis gut einsetzbar sind.

Ein herzliches Dankeschön gilt Familie Muth für die Durchführung des Praxistages auf ihrem Betrieb sowie allen mitwirkenden Firmen für die Bereitstellung und Vorführung ihrer Maschinen und Produkte.

Sollte Ihr Interesse einem solchen Praxistag oder anderen Veranstaltungen der Mutterkuh- oder Milchvieharbeitskreise geweckt sein, nehmen Sie gerne mit den zuständigen LLH-Beratungskräften Ihrer Region Kontakt auf.


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