Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Bieneninstitut Kirchhain

Biokohle aus Wabentrester

Ob aus Sonnenwachs- oder Dampfwachsschmelzer – in jeder Imkerei fällt eine gewisse Menge Wabentrester an. Bei manchen ist es vielleicht nur ein Schuhkarton voll. Bei großen Völkerzahlen können es allerdings auch ein paar Tonnen pro Jahr werden.

In jeder Imkerei fällt beim Ausschmelzen von Waben sogenannter Wabentrester an, ein Gemisch aus Puppenhäutchen, Pollen, Wachs- und Honigresten sowie Resten von Bienenbrut. Je nach Art der ausgeschmolzenen Waben und des Schmelzverfahrens ist dieser Trester sehr unterschiedlich beschaffen. In jedem Fall muss er so entsorgt werden, dass Bienen keinen Zugang haben, und das kann in der Praxis durchaus schwierig sein.

Die üblichen Entsorgungswege sind vielfältig. Einige Imkerinnen und Imker werfen den Wabentrester einfach in den Hausmüll, der in der Regel in geschlossenen Anlagen verbrannt wird. Aus imkerlicher Sicht ist das unproblematisch, da Bienen auf dem Weg in die Müllverbrennung keinen Zugang zu den Wabenresten haben. Andere Imkerinnen und Imker entsorgen ihren Wabentrester in der Biotonne. Ein Teil der Bioabfälle in Deutschland wird jedoch in offenen Kompostierungsanlagen verarbeitet und könnte dort für Bienen zugänglich sein. Viele Freizeitimkerinnen und -imker vergraben ihren Wabentrester auch im Kompost im eigenen Garten. Je nachdem, wie tief der Trester eingearbeitet wird und mit welchem Verfahren kompostiert wird, kann er dort evtl. von Waschbären, Ratten und anderen Tieren wieder an die Oberfläche geholt und für Bienen zugänglich werden. Oft wird geraten, Wabentrester zu vergraben, was jedoch nicht so einfach ist. Um den Wabentrester vor wilden Tieren wie z.B. Waschbären oder Wildschweinen zu schützen, muss eine tiefe Grube gegraben werden. Das ist ziemlich schweißtreibend und nur für Menschen mit einem eigenen Grundstück und bei entsprechender Bodenbeschaffenheit möglich. Einige Imkerinnen und Imker schütten Wabenreste in den Wald oder pflügen sie auf ihrem Acker unter. Bei vielen der Entsorgungswege ist es möglich, dass Bienen wieder in Kontakt mit den Wabenresten kommen. Solange der Trester noch nach Wachs riecht und Spuren von Honig vorhanden sind, kann er Räuberei auslösen und – falls Sporen der Amerikanischen Faulbrut enthalten sind – zur Verbreitung dieser anzeigepflichtigen bakteriellen Krankheit beitragen. Die Problematik, dass Beutenkäfer angelockt werden könnten, kommt noch hinzu.

Abb. A: Während Wabentrester aus Altwaben vor allem aus Puppenhäuten und einigen Pollenresten besteht (links), machen beim Schmelzen von Drohnenwaben Larven und Puppen den Hauptteil des Tresters aus (rechts).
Abb. A: Während Wabentrester aus Altwaben vor allem aus Puppenhäuten und einigen Pollenresten besteht (links), machen beim Schmelzen von Drohnenwaben Larven und Puppen den Hauptteil des Tresters aus (rechts).

Im Zuge des Projekts „Anpassung der Imkerei an den Klimawandel“ (gefördert von der EU und dem Land Hessen) hat das beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) angesiedelte Bieneninstitut in Kirchhain (BIK) untersucht, ob Wabentrester mittels Pyrolyse in Biokohle umgewandelt werden kann. Grundsätzlich wird Biokohle aus organischen Materialien wie Holz, Stroh oder Weintrester in Sauerstoffmangelumgebungen bei Temperaturen von über 400°C hergestellt. Dabei verbrennt das organische Material nicht vollständig zu Asche, sondern verkohlt zu Biokohle.

Abb. X: Ein Feuer aus Wabentrester und Holzrähmchenresten im Pyrolyseofen. Mit einer Handschaufel werden kleine Portionen nachgelegt.
Abb. X: Ein Feuer aus Wabentrester und Holzrähmchenresten im Pyrolyseofen. Mit einer Handschaufel werden kleine Portionen nachgelegt.
Abb. Y: Nachgelegt wird, wenn eine dünne Ascheschicht auf den verkohlten Resten zu sehen ist.
Abb. Y: Nachgelegt wird, wenn eine dünne Ascheschicht auf den verkohlten Resten zu sehen ist.

Kleinere Pyrolyseöfen kann man mit Hilfe von zahlreichen Bauanleitungen im Internet relativ einfach selbst herstellen oder auch kaufen. Selbst in einer kleinen Erdgrube oder einer tiefen Feuerschale gelingt die Verkohlung. Im BIK konnte ein Kon-Tiki-Pyrolyseofen getestet werden, der aus einer doppelwandigen, trichterförmigen Brennkammer besteht. Um Biokohle herzustellen, wurde im Trichter des Pyrolyseofens ein Feuer mit holzigen Abfällen wie Rähmchenresten sowie Wabentrester entfacht. Sobald die erste Lage verkohlt ist, werden dann immer wieder neue Schichten aus Wabentrester und Rähmchenreste nachgelegt. Wichtig ist, immer auf die Bildung einer dünnen weißen Ascheschicht auf der Oberfläche zu warten, bevor nachgelegt wird. Nach mehreren Schichten bzw. wenn der Trichter voll ist, kann abgelöscht werden, indem der Behälter von unten mit Wasser geflutet wird. Dabei ist der richtige Zeitpunkt entscheidend. Das Metall (Nägel etc.) konnte nach dem Ablöschen einfach mit einem starken Magneten entfernt werden.

Abb. Z: Die nach dem Ablöschen zurückbleibende Biokohle tropft in einem Fahrradkorb ab.
Abb. Z: Die nach dem Ablöschen zurückbleibende Biokohle tropft in einem Fahrradkorb ab.

Falls nur geringe Mengen Wabentrester anfallen, kann eine Verbrennung im kleinen Pyrolyseofen erfolgen, wobei immer zusätzliches Brennmaterial wie aussortierte Holzrähmchen oder andere trockene Holzabfälle wie Baumschnitt erforderlich ist. Für größere Imkereien kommt diese relativ zeitaufwändige Methode nicht in Frage und hier wäre zu prüfen, ob kommerzielle Pyrolyseanbieter Interesse an der Verwertung von Wabentrester haben.

Bei der Pyrolyse von Wabentrester werden Temperaturen über 400°C erreicht, wodurch Honigreste und AFB-Sporen sicher vernichtet werden. Die Verwendungsfelder für Biokohle sind vielfältig. Wenn die getrocknete Biokohle nicht wieder verbrannt wird (z.B. beim Grillen), kann sie etwa in Filteranlagen oder als Einstreu in der Tierhaltung verwendet werden. Eine besonders gute Art der Verwertung ist das Einarbeiten von fein gemahlener Biokohle zusammen mit Dünger in die Gartenerde. Durch die große Oberfläche ist Biokohle ein hervorragender Speicher für Wasser und Nährstoffe und es können sich bodenfördernde Pilze und Mikroorganismen auf ihr ansiedeln. Diese „Terra Preta“-Technik nutzten schon indigene Völker Südamerikas und schufen mit Hilfe von Biokohle die noch heute hochfruchtbaren Schwarzböden im Amazonasbecken. Wird die Biokohle zu Terra Preta weiterverarbeitet, ist der enthaltene Kohlenstoff dauerhaft der Atmosphäre entzogen. So kann diese Restbiomasse sinnvoll und umweltschonend verwertet werden, was zugleich dem Klimaschutz zugutekommt.


Dieser Artikel wurde zuerst in bienen&natur 2024/09 veröffentlicht:
https://www.digitalmagazin.de/marken/bienennatur/hauptheft/2024-9/natur-wissen/036_honig-wachs-und-kohle-vom-imker


Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag