Unternehmensführung
Gewinnsituation der hessischen Haupterwerbsbetriebe WJ 2023/24, konventionell
Nur Veredlungsbetriebe im Plus, andere mit Gewinnrückgängen
Die in der hessischen Regionalstatistik ausgewerteten 264 konventionell wirtschaftenden Haupterwerbsbetriebe erzielen im WJ 2023/24 einen durchschnittlichen Unternehmensgewinn von 85.849 €. Gegenüber dem Spitzenergebnis des Vorjahres mit 130.340 € ist dies ein Gewinnrückgang von ca. 34%. Dennoch liegt der aktuelle Gewinn mit 1.036 € noch knapp über dem 5-Jahresdurchschnitt. Das um Investitionszulagen sowie zeitraumfremde Einflüsse bereinigte „ordentliche Ergebnis“ sinkt um 35,7% von 127.603 € auf 81.945 €.
Der Gewinn je nichtentlohnter Arbeitskraft (in der Regel also die familieneigenen Arbeitskräfte) sinkt um 29% von 86.765 € auf 61.457 €. Wie im Vorjahr liegt er auch im WJ 2023/24 über dem gewerblichen Vergleichslohn in Höhe von 45.111 €.
Eine wichtige Kennzahl für die Leistungsfähigkeit der Betriebe ist die zeitraumechte und bereinigte Eigenkapitalbildung. In den letzten fünf WJ konnte wieder Eigenkapital gebildet werden, durchschnittlich 17.524 €, wobei im WJ 2023/24 die Eigenkapitalbildung um 72% von 42.367 € auf 11.714 € sinkt. Während die Investitionsbereitschaft im Vorjahr noch um 16% gestiegen ist, nimmt sie nun bei den Bruttoinvestitionen von 86.034 € auf 71.843 € um 16,5% ab. Infolgedessen halbieren sich die Nettoinvestitionen von 30.281 € auf 15.228 €. 54 % der Nettoinvestitionen werden für Maschinen und technische Anlagen getätigt, der andere Teil für Bodeninvestitionen. Es finden so gut wie keine Investitionen in Wirtschaftsgebäude statt. Die bewirtschaftete Fläche (ha LF) der ausgewerteten Betriebe beträgt 130,15 ha und hat somit nur um 0,19 ha gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Deutlich rückläufige Tendenz zeigt der Viehbesatz mit 94,5 VE/100 ha, im Vergleich zum Vorjahreswert von 109,8 ha sogar um 14%. Als Hauptursache dafür ist der Rückgang bei den Schweinehaltern zu nennen, sowohl im Zuchtsauen- als auch im Mastbereich, weniger bei den Rinderhaltern.
Allgemeine Ausrichtung | WJ 2022/2023 | WJ 2023/2024 | Veränderung |
---|---|---|---|
Ackerbau 81 Betriebe | 89.909 | 76.911 | -14,5% |
Futterbau 100 Betriebe | 158.679 | 81.659 | -48,5% |
Veredlung 20 Betriebe | 152.510 | 161.704 | 6,0% |
Verbund 63 Betriebe | 115.595 | 79.913 | -30,9% |
Insgesamt 264 Betriebe | 130.340 | 85.849 | -34,1% |
Erträge sinken stärker als die Aufwendungen
Die betrieblichen Erträge verschlechtern sich um 14,3% oder absolut um 79.491 € auf 475.828 €. Im Bereich der Pflanzenproduktion fallen die Getreideerlöse 19.464 € und die Rapserlöse 7.638 € geringer aus. Dagegen werden sowohl bei Zuckerrüben (11% höhere Erträge und 35% bessere Preise) als auch bei Kartoffeln (3% Mehrertrag und 33% Preissteigerung) deutlich höhere Erlöse erzielt.
Die Umsatzerlöse in der Tierhaltung betragen rund 69% der gesamten Umsatzerlöse. Insgesamt reduzieren sie sich um 52.351 €, wobei der Erlösrückgang bei der Milch mit 33.482 € den größten Anteil daran hat. Der Spitzenpreis bei der Milch von 56,43 Cent/g im Vorjahr konnte mit 44,11 Cent/kg erwartungsgemäß nicht mehr gehalten werden. Die 355 kg höhere Milchleistung je Kuh auf 9.081 kg kann den Preisrückgang nicht ausgleichen.
Trotz anhaltenden Spitzenpreisen beim Mastscheine- und Ferkelverkauf reduzieren sich auch die Umsatzerlöse in der Schweinehaltung um insg. 26.366 €, was durch einen weiteren Abbau der Bestände und Verkaufszahlen zu begründen ist.
Die gesamten betrieblichen Aufwendungen sinken nur um 8,2% oder um 34.398 € auf 384.463 €.
Insbesondere die Düngemittelausgaben gehen um 12.708 € bzw. ca. 40% gegenüber dem Vorjahr zurück. Beim Pflanzenschutzaufwand ist dagegen nur ein geringer Aufwandsrückgang um lediglich 5,9% zu verzeichnen. Die Ausgaben für Futtermittel sinken um 14.334 €. Weitere Kostenreduzierungen sind bei den Positionen Tierarzt/ Besamungen (-1.287 €) und Treib- und Schmierstoffe (- 1.654 €) festzustellen. Dagegen steigt der Pacht- und Mietaufwand leicht um 2,7% an.
Zulagen und Zuschüsse sinken
Bei fast identischer LF von 130 ha werden weniger Zulagen und Zuschüsse mit insgesamt 42.559 € gegenüber dem Vorjahreswert von 48.475 € registriert. Die neuen GAP-Regelungen führen insgesamt zu einem ca. 12% geringeren Prämienvolumen. Bezogen auf die betrieblichen Erträge haben die Zuschüsse einen Anteil von 8,9%, bezogen auf den Gewinn einen Anteil von 49,6%.
Futterbaubetriebe müssen stärksten Gewinnrückgang verkraften
Der Gewinn der 100 ausgewerteten Futterbaubetriebe fällt rapide um 48,5% auf 81.659 €. Die Ursache liegt in erster Linie im deutlich gesunkenen Milchpreis. Mit klarem Vorsprung liegen in diesem Wirtschaftsjahr die Veredlungsbetriebe an der Spitze. Mit 161.704 € können sie ihren Unternehmensgewinn ggü. dem Vorjahr nochmals um 6,0% steigern. Die Ackerbaubetriebe müssen einen Gewinnrückgang um 14,5 % hinnehmen und bilden mit 76.911 € wie bereits im Vorjahr das Schlusslicht im Vergleich der Betriebsformen.
Einkommensdisparität weiterhin enorm
Der Unternehmensgewinn in den „erfolgreichen Betrieben“ (oberstes Viertel) liegt bei 204.928 €.
Sie erzielen so das 2,38-fache des Durchschnitts aller Betriebe. Dagegen verzeichnen die „weniger erfolgreichen Betrieben“ (unterstes Viertel) einen Verlust von 3.188 €.
Mit 156,92 ha bewirtschaften die 25% erfolgreichen Betriebe nicht nur deutlich mehr LF (+21%) als der Durchschnitt. Auch ihr Viehbesatz liegt mit 137,2 VE/ 100 ha LF mittlerweile ca. 45% höher.
Entwicklungstendenzen im laufenden WJ 2024/25
Die Milchpreise haben sich zwischenzeitlich wieder deutlich gefestigt und nähern sich der 50 ct-Marke. Dies wird die Gewinnsituation in den Futterbau-Milchviehbetrieben deutlich verbessern. Die Getreide- und Rapsernte 2024 fiel in Deutschland enttäuschend aus, ebenso die Qualitäten. Dennoch besteht keine Knappheit an den Weltmärkten und die Erzeugerpreise zeigen weiterhin keine dynamische Entwicklung. Unterm Strich ist in den Ackerbaubetrieben ein weiterer Gewinnrückgang zu befürchten.
Am Schweinemarkt bröckeln die Erzeugerpreise für Schlachtschweine und Ferkel seit Mitte des Jahres merklich. Daher werden die sehr guten Ergebnisse der beiden zurückliegenden Wirtschaftsjahre nicht mehr zu halten sein. Geringere Futter- und Energiekosten werden den Gewinnrückgang jedoch etwas abfedern.
Nr. | Kennwert | WJ 2022/23 | WJ 2023/24 | Veränd. abs. | Veränd. in % |
---|---|---|---|---|---|
1030 | Landwirtschaftlich genutzte Fläche in ha | 129,96 | 130,15 | 0,19 | 0,1 |
4000 | Betriebliche Erträge insgesamt | 555.319 | 475.828 | -79.491 | -14,3 |
4010 | Umsatzerlöse insg. | 486.440 | 411.795 | -74.645 | -15,3 |
4100 | Umsatzerlöse Pfanzenprod insg. | 129.810 | 109.716 | -20.094 | -15,5 |
4112 | Getreide | 72.128 | 52.841 | -19.287 | -26,7 |
4125 | Raps | 27.811 | 20.173 | -7.638 | -27,5 |
4130 | Kartoffeln | 5.068 | 3.774 | -1.294 | -25,5 |
4140 | Zuckerrrüben | 10.657 | 18.742 | 8.085 | 75,9 |
4150 | Feldgemüse | 6.238 | 5.987 | -251 | -4,0 |
4200 | Umsatzerlöse Tierproduktion insg. | 334.647 | 282.295 | -52.352 | -15,6 |
4220 | Rinder | 36.129 | 38.134 | 2.005 | 5,5 |
4230 | Milch | 155.042 | 121.560 | -33.482 | -21,6 |
4240 | Schweine | 126.191 | 99.825 | -26.366 | -20,9 |
4260 | Geflügel | 12.606 | 18.742 | 6.136 | 48,7 |
4300 | Umsatzerlöse Dauerkulturen, Obst, Wein | 260 | 260 | 0 | 0,0 |
4500 | Sonstige betriebliche Erträge insg. | 67.579 | 65.726 | -1.853 | -2,7 |
4510 | dar. Zulagen und Zuschüsse insg. | 48.475 | 42.559 | -5.916 | -12,2 |
4530 | davon Zins- und Investzuschüsse | 910 | 390 | -520 | -57,1 |
4560 | Agrardieselerstattung | 3.639 | 3.774 | 135 | 3,7 |
4655 | EU-Direktzahlungen | 34.050 | 30.455 | -3.595 | -10,6 |
4680 | Ausgleichszulage | 2.599 | 2.733 | 134 | 5,2 |
4690 | Zahlungen umweltger. Erzeugung | 4.289 | 4.425 | 136 | 3,2 |
4900 | dar. Zeitraumfremde Erträge | 9.357 | 9.631 | 274 | 2,9 |
5000 | Betriebliche Aufwendungen insg. | 418.861 | 384.463 | -34.398 | -8,2 |
5100 | Materialaufwand insges. | 264.599 | 231.927 | -32.672 | -12,3 |
5111 | Saat-Pflanzgut | 11.566 | 11.323 | -243 | -2,1 |
5112 | Düngemittel | 31.450 | 18.742 | -12.708 | -40,4 |
5113 | Pflanzenschutz | 17.285 | 16.269 | -1.016 | -5,9 |
5211 | Tierzukäufe | 51.984 | 48.416 | -3.568 | -6,9 |
5280 | Futtermittel | 77.066 | 62.732 | -14.334 | -18,6 |
5291 | Tierarzt und Besamung | 9.747 | 8.460 | -1.287 | -13,2 |
5351 | Heizmaterial, Strom, Wasser | 9.747 | 10.412 | 665 | 6,8 |
5355 | Treib- und Schmierstoffe | 25.602 | 23.948 | -1.654 | -6,5 |
5500 | Personalaufwand | 18.454 | 17.961 | -493 | -2,7 |
5600 | Abschreibungen | 51.984 | 51.930 | -54 | -0,1 |
5700 | Sonst. betriebl. Aufwend. insg. | 83.954 | 82.645 | -1.309 | -1,6 |
5710 | dar. Unterhaltung | 27.422 | 27.852 | 430 | 1,6 |
5730 | Betriebsversicherungen | 15.075 | 14.577 | -498 | -3,3 |
5741 | Pacht- und Mietaufwand | 20.014 | 20.564 | 550 | 2,7 |
5770 | Zeitraumfremder Aufwand | 2.599 | 2.213 | -386 | -14,9 |
9000 | Gewinn | 130.340 | 85.849 | -44.491 | -34,1 |
Ursachen der Gewinnveränderung | Erträge und Erlöse je Einheit | ||||
Nr. | Kennwert | 2021/22 | 2022/23 | 2023/24 | Veränd. in % |
1300 | Viehbesatz insg. VE/100 ha LF | 112,2 | 109,8 | 94,5 | -13,9 |
1335 | Milchkühe St. | 31,0 | 31,9 | 30,8 | -3,4 |
1351 | Mastschw. u. Läufer St. | 164,7 | 143,5 | 107,5 | -25,1 |
1352 | Zuchtsauen St. | 9,9 | 15,3 | 8,5 | -44,4 |
1411 | Getreideertrag o. Körnermais dt/ha | 67,3 | 72 | 68,5 | -4,9 |
1465 | Rapsertrag dt/ha | 36,3 | 41,6 | 36,5 | -12,3 |
1472 | Kartoffelertrag dt/ha | 429,8 | 357,9 | 369,1 | 3,1 |
1473 | Zuckerrübenertrag dt/ha | 824,5 | 774,7 | 859,2 | 10,9 |
1511 | Verkaufserlös Getreide €/dt | 21,82 | 27,06 | 19,36 | -28,5 |
1565 | Verkaufserlös Raps €/dt | 49,17 | 62,61 | 46,61 | -25,6 |
1572 | Verkaufserlös Kartoffel €/dt | 12,83 | 18,42 | 24,46 | 32,8 |
1573 | Verkaufserlös Zuckerrüben €/dt | 3,39 | 4,76 | 6,41 | 34,7 |
1612 | aufgezogene Ferkel je Sau | 26,98 | 28,53 | 27,96 | -2,0 |
1631 | Milchleistung kg/Kuh | 8410,10 | 8725,80 | 9081,20 | 4,1 |
6617 | Verkaufserlös Milchkühe €/St. | 925,00 | 1027,00 | 984,00 | -4,2 |
6622 | Verkaufserlös männl. Rinder €/St. | 1646,00 | 1782,00 | 1771,00 | -0,6 |
6631 | Verkaufserlös Milch Cent/kg | 42,65 | 56,43 | 44,11 | -21,8 |
6641 | Verkaufserlös Ferkel u. Läufer €/St. | 51,59 | 72,49 | 85,44 | 17,9 |
6651 | Verkaufserlös Mastschw. €/St. | 153,04 | 211,49 | 227,62 | 7,6 |
1) nAK – nichtentlohnte Arbeitskräfte – nur die nichtentlohnten Familienarbeitskräfte plus evtl. nichtentlohnte Fremdarbeitskräfte Quelle: Buchführungsergebnisse landwirtschaftlicher Betriebe in Hessen – WJ 2022/23 und 2023/24 | |||||||||
Gewinn in € | EK-Veränderung in € je Einzelunternehmen (bereinigt um priv. Vermögensumschichtung) | ||||||||
je ha LF | je nAK 1) | je Unternehmen | |||||||
2022/23 | 2023/24 | 2022/23 | 2023/24 | 2022/23 | 2023/24 | 2022/23 | 2023/24 | ||
Ackerbau | E | 1022 | 1.144 | 143.091 | 172.239 | 182.158 | 196.744 | 62.748 | 83.095 |
M | 658 | 549 | 70.311 | 63.190 | 89.909 | 76.911 | 26.936 | 25.769 | |
W | 119 | 4 | 10.309 | -10.752 | 12.226 | 509 | 2.777 | 4.104 | |
Futterbau | E | 1.615 | 1.076 | 202.063 | 131.520 | 305.126 | 192.434 | 123.964 | 40.773 |
M | 1206 | 640 | 99.958 | 53.747 | 158.679 | 81.659 | 62.627 | 255 | |
W | 297 | -97 | 16.055 | -5.239 | 25.377 | -9.711 | -5.978 | -28.428 | |
Veredlung | E | 2.075 | 2.178 | 194.452 | 182.073 | 279.982 | 267.286 | 85.153 | 60.614 |
M | 1.487 | 1.661 | 96.922 | 113.761 | 152.510 | 161.704 | 32.512 | 36.798 | |
W | 244 | 811 | 6.541 | 35.958 | 17.970 | 46.640 | -18.010 | 22.138 | |
Verbund | E | 1.319 | 1.228 | 159.498 | 125.856 | 226.217 | 193.565 | 81.115 | 26.165 |
M | 859 | 606 | 77.482 | 54.862 | 115.595 | 79.913 | 30.666 | 3.823 | |
W | 210 | -50 | 13492 | -4390 | 19662 | -5177 | -1.968 | -19.956 | |
Insgesamt | E | 1.568 | 1.306 | 179.862 | 150.282 | 258.214 | 204.928 | 103.590 | 55.236 |
M | 1.003 | 550 | 86.765 | 61.457 | 130.340 | 85.849 | 42.367 | 11.714 | |
W | 192 | -30 | 12.701 | -2.414 | 18.529 | -3.188 | -2.604 | -12.646 |