Geflügel
Nestumbau beim Hühnermobil
Das Landwirtschaftszentrum Eichhof in Bad Hersfeld betreibt seit 2017 ein Hühnermobil. Nachdem alle notwendigen Arbeiten für die Bewirtschaftung zur Routine wurden, kamen Vorschläge der Mitarbeiter für die Optimierung der Abläufe und der technischen Ausführung des Hühnermobils. Die Änderungsvorschläge bezogen sich auf die Verbesserung der Arbeitseffizienz und Produktqualität der Eier.
Im Vordergrund stand zur Diskussion, dass die werkseitig montierten Einstreunester zu Abrollnestern umgebaut werden sollten. Diese Idee entstand durch folgende Problempunkte bei dem Einstreunest:
- Bei Regenwetter floss bei geöffneten Nestklappen rückwärts Wasser in das Nest. Dieses wurde daraufhin von der Dinkelspelzeinstreu aufgesogen, was jedoch negative Folgen für die Nesthygiene hatte (Schimmelbildung, Verkeimung, etc.). Die Nestabdeckung hat eigentlich eine sogenannte „Regeneinstellung“, dabei öffnet man die Abdeckung nur einen kleinen Spalt. Allerdings konnten dann die Eier, bei dem ohnehin schon misslichen Wetter, nicht schnell und effektiv aus dem Nest entnommen werden. Sie mussten blind ertastet werden, und zur Kontrolle des Nestes war ein Herunterbeugen notwendig.
- Hygiene: gerade bei älteren Herden lässt aufgrund des sich ändernden Kalziumstoffwechsels und der höheren Eigewichte die Eischalenstabilität nach. Die Eier werden mit der Zeit dünnschaliger. Wenn dann erste Eier im Nest zerbrechen, kann es dazu kommen, dass die Hennen lernen, diese gezielt zu fressen. Eine Zeit lang kann dieser Effekt durch eine sehr hohe Dinkelspelzeinstreu, worin die Eier versinken, ausgleichen werden. Allerdings nimmt eine hohe Einstreu Luftvolumen in den ohnehin schon niedrigen Nestern weg. Aus hygienischer Sicht müsste, gerade bei dünnschaligen Eiern und besonders im Sommer, häufiger die Einstreu auswechselt werden. Denn bei Resten von zerbrochenen Eiern entsteht ein unangenehmer Geruch durch Verderb. Das häufige Austauschen der Einstreu hat wiederum Auswirkungen auf die Produktionskosten. Hinzu kommt, dass es aufwendiger ist, Eier aus der besonders tiefen Einstreu zu sammeln.
- Ein weiterer Effekt des serienmäßigen Einstreunestes war die hohe Anzahl an Glucken. Im Einstreunest rollt das Ei nach der Ablage nicht davon. Dadurch kann es zu einer erhöhten Anzahl an Glucken kommen. Der Nachteil ist, dass diese abends vor Betätigung der Nestverriegelung aus dem Nest geschickt werden müssen, was für die brütigen Tiere Stress bedeutet. Zudem legen Glucken keine Eier und nehmen am Tag wieder unproduktiv und ganztägig einen Nestplatz in Anspruch, der den legenden Tieren dann fehlt.
- Das größte Problem an dem Einstreunest war die Notwendigkeit mehrfach am Tag die Eier einsammeln zu müssen. Würden ausschließlich abends Eier gesammelt werden, könnten diese angepickt werden. Da die Hühner gern Ei zu Ei legen, waren an einigen Bereichen im Nest besonders viele Eier vorhanden was die Gefahr der Entstehung von Knickeiern begünstigte. Daher war es ratsam mittags und abends die Nester zu leeren. Doch wie kann man es realisieren, dass sowohl mittags das Hauptgelege abgesammelt wird und abends beim händischen Schließen der Nester die restlichen Eier gesammelt werden. Dafür müssen auf dem Betrieb Arbeitskapazität und Zeit zur Verfügung stehen. Denn gerade in der Ernte, oder wenn mehrere Betriebszweige vorhanden sind, ist es schwierig diese Arbeiten durchzuführen.
Aufgrund der beschriebenen Nachteile wurde seitens des LLH entschieden, das Einstreunest in ein Abrollnest umzubauen. Wie der Umbau umgesetzt wurde, wird im Folgenden Schritt für Schritt erklärt.
Vom Einstreunest zum Abrollnest
Die oberen und unteren Bleche wurden u.a. neu konstruiert und angepasst. Das Nest hat ca. 15° Gefälle damit die Eier nach der Ablage möglichst schnell nach vorne rollen. Das Ei erhält kurz vor der Ablage seine Cuticula, eine feuchte, transparente Beschichtung auf der Eischale. Wenn diese möglichst rasch abtrocknen kann bietet sie den idealen Schutz vor Keimen, die andernfalls leichter durch die offenporige Eischale in das Eiinnere eindringen könnten. Dadurch wäre die Haltbarkeit des Eies reduziert.
Der Winkel der oberen Nestabdeckung wurde abgeflacht wodurch sich die Nesthöhe vergrößerte. Die Steuerung der Nestverriegelung wurde nicht modifiziert. Somit geht das Nest wie gewohnt nachts per Magnetschaltung automatisch auf, und muss weiterhin händisch geschlossen werden.
Zu Beginn der Legeperiode lassen sich zudem auf der Tierseite im Nest Gipseier mit Kabelbindern auf der Nestmatte befestigen. Da Hühner immer bestrebt sind ihr Ei zu einem vorhandenen zu legen, lernen die Junghennen durch diese Maßnahme, wo sie die Eier hinlegen sollen.
Auch bei Regen bleibt das Nest trocken, da die oberen Nestabdeckungen für das Eiersammeln nicht unbedingt geöffnet werden müssen. Eine Übersichtlichkeit des Eiersammelbereichs ist trotzdem gegeben. Das Regenwasser wird über Dachrinnen abgeleitet. Der Mensch, der die Eier entnimmt, wird bei Regenwetter auch bei der neuen Nestvariante beim Eiersammeln nass.
Auf dem Bild sind die beiden oberen Nestabdeckungen und auch die vier Verschlussklappen geöffnet, damit eine bequeme Eientnahme bei gleichzeitiger Tierkontrolle im Nest (z.B. für das Schließen der Nestverriegelung damit kein Huhn versehentlich eingeklemmt wird) stattfinden kann. Die unteren Klappen liegen dabei auf ausziehbaren Metallstützen auf.
Von den Nestmatten wurden zwei Sätze beschafft, damit ein sauberer Satz gegen einen verschmutzten ausgetauscht werden kann. Die benutzte Matte kann dann gründlich gereinigt und getrocknet werden.
Die Eierhorden können bequem auf den offenen Verschlussklappen abgestellt werden. Das Eiersammeln dauert nur wenige Minuten.
Auf dem Bild ist die Dachrinne an der oberen Nestabdeckung erkennbar.
Der Eierbereich ist mittels Heizdrähten, die unterhalb der Nestmatten installiert wurden, temperierbar. So kann im Winter das Einfrieren der Eier verhindert werden. Die Steuerung der Nestheizung und die Verkabelung sind an der Seitenwand des Nestes erkennbar. Hier befindet sich auch einer von zwei Außenbügeln die es ermöglichen, die obere Nestabdeckung abzuschließen. Die vorderen Verschlussklappen lassen sich separat abschließen. Für eine praktische Handhabung wurden Zahlenschlösser ausgewählt.
Weitere Aspekte des Umbaus
- mit der seitlichen Nestbeleuchtung können auch im Winter abends die Eier mit Durchblick gesammelt werden
- die Dachklappen bleiben dank Stoßdämpfern in geöffneter Position stehen
- Die Trennung zwischen Tier- und Eierbereich im Nest lässt sich verstellen, so wird verhindert, dass sich die zierlichen Junghennen durch die Abtrennung drücken und die späteren XL Eier der Althennen können trotzdem durchrollen. Um für die Tierkontrolle und die Reinigung der Nester eine freie Sicht zu haben, lässt sich die Abtrennung zwischen Tier- und Eierbereich nach beiden Seiten aufklappen.
- Im Falle einer Panik, z.B. bei plötzlichem Nestschluss während der Eiablagephase, haben die Tiere genug Platz und Luftvolumen im Nest. Der Sturm hatte einmal einen Spartenstiel unter die Nestverriegelung geweht – daraufhin wurden viele Hennen im Nest fixiert. Die Tiere haben es ohne Schaden überstanden, lediglich ein paar Eier waren zerdrückt worden.
- Beim Neubestücken des Nests wird unter der Matte eine Folie verlegt. Auf ihr sammeln sich Reste aus ausgelaufenen Eiern, Staub, etc. Nimmt man also Nestmatte mit Folie heraus ist das Nest direkt sauber und muss nicht zusätzlich gereinigt werden.
Kosten des Nestumbaus in der Serviceperiode
- Material, was weiterverwendet wurde: die alten Dachklappen sind jetzt die vorderen Verschlussklappen, die Nestverriegelung blieb identisch
- Ansonsten wurde alles erneuert, weil das neue Nest auch größer ist
- Umbauzeit: ca. 14 Tage mit Entwicklung / nur Montage der vorgefertigten Teile würde allerdings nur ca. 2 Tage dauern
Leistung | Preis (€) |
10 qm Nestmatte gelocht | 451,30 |
2 m Nestvorhang (Breite 2,5 m) | 63,20 |
Material- u. Maschineneinsatz | 2.257,43 |
Lohnkosten (extern) | 4.712,40 |
Gasdruckfedern | 272,80 |
7.757,13 |
- Es bleibt noch zu erwähnen, dass ein Großteil der Kosten für die Einzelanfertigung der neuen Bauteile verursacht wurden. Eine Serienfertigung könnte wesentlich kostengünstiger ausgeführt werden.
Fazit
- Zeitpunkt der Eientnahme ist nicht mehr streng definiert – z.B. am Wochenende können auch mal Eier bis zum nächsten Tag liegengelassen werden
- Arbeitszeitersparnis, da sich die Eier aus dem Abrollnest schneller entnehmen lassen
- Hygiene: Die Eibeschichtung (Cuticula) kann ohne Tierkontakt abtrocknen; Eireste lassen sich bei der Reinigung der Nestmatten gut entfernen; im Nest haben Parasiten wie Milben nicht so viele Möglichkeiten sich zu verbergen
- Kostensenkung durch Wegfall der Nesteinstreu und weniger Knickeier
- weniger Glucken, da die Eier abrollen und somit von den Tieren getrennt werden
- Mehr Platz im Nest für die Tiere und somit mehr Luftvolumen. Trotz der heißen Sommer in den Jahren 2018 und 2019 gab es keine Probleme mit Hitzestau in den Nestern.
- Die Mitarbeiter sind mit dem Nestumbau sehr zufrieden.
Bei Fragen zu dem Nestumbau wenden Sie sich bitte an Inga Garrelfs, LLH.
Für weitere Informationen empfehlen wir Ihnen unser Video „Freilandhaltung von Legehennen im Mobilstall“