Rebhuhn
Balz der Rebhühner geht zu Ende
Die Balz der Rebhühner beginnt je nach Wetterlage meist schon Mitte Februar und dauert bis etwa Mitte März an. Bei windstillem Wetter ist es mit etwas Glück möglich, bei einem Spaziergang in der Morgen- oder Abenddämmerung die Rufe der Hähne zu hören.
Im Feldflurprojekt zum Schutz der Rebhühner im Schwalm-Eder-Kreis liefen in den vergangenen Tagen die letzten Zählungen der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) zum jährlichen Monitoring der Rebhühner im Projektgebiet.
Das regelmäßige Monitoring ist wichtig, um den Erfolg der umgesetzten Maßnahmen und deren Wirkung auf den Rebhuhn-Besatz zu überprüfen.
Das Feldflurprojekt umfasst Gebiete der Gemeinden Bad Zwesten, Neuental, Jesberg, Gilserberg und der Stadt Borken. Es besteht seit 2018 und ist eines von neun Feldflurprojekten in Hessen zur Umsetzung der Hessischen Biodiversitäts-Strategie.
Rebhühner fördern und schützen
Während es in manchen Feldflurprojekten schwerpunktmäßig um die Förderung von Feldhamstern und Feldvögeln im Allgemeinen geht, ist im Nordhessischen Projekt das Rebhuhn die besonders zu fördernde Art. Von der Förderung dieser Art profitieren jedoch auch viele weitere Arten wie beispielsweise Goldammern, Feldlerchen, Wachteln und sogar die Schleiereule, Feldhasen und viele Insektengruppen.Mithilfe einer sog. Klangattrappe (Ruf eines balzenden Rebhahnes, vom Lautsprecher abgespielt) ist es möglich, in den sehr frühen Morgenstunden oder in den späten Abendstunden kurz nach Sonnenuntergang, die in einem Gebiet anwesenden männlichen Rebhühner zu zählen, indem man sie akustisch zum Antworten provoziert.
Bei milder, windstiller Witterung ist diese Zählmethode am besten einsetzbar, da dann bei den Rebhühnern die größte Balzaktivität stattfindet und die Antworten am deutlichsten zu hören sind.
Familienverbände lösen sich zur Balz auf
In den vergangenen Wochen haben sich mit beginnender Balz die Familienverbände (Ketten) der Rebhühner aufgelöst; die Tiere gehen auf Partnersuche. Häufig bleiben die erfahrenen Elterntiere, welche bereits erfolgreich gebrütet haben, nach einer stillen, vertrauten Balz zusammen. Die inzwischen erwachsenen Jungtiere aus der letzten Brut nehmen nun erstmalig am Balzgeschehen teil und suchen nach einem Partner, der nicht aus dem eigenen Familienverband stammt.
Die Paarungszeit ist die einzige Zeit im Jahresverlauf, in der Rebhühner auch mal mehrere Kilometer zurücklegen, ansonsten verhalten sich die kleinen Hühnervögel ausgesprochen standorttreu und bewegen sich nur in einem überschaubaren Radius in ihrem Revier.
Zurzeit halten sich die Rebhühner bevorzugt in Rapsschlägen, entlang von Hecken, in heruntergefrorener Zwischenfrucht, Altgrasstrukturen oder überjährigen Blühstreifen auf, da ihnen diese Strukturen gute Deckung und Nahrung bieten.
Revierverhalten der Hähne wird zur Zählung genutzt
Rebhähne verhalten sich sehr territorial, sie verteidigen ihr Revier sowohl akustisch als auch notfalls körperlich. Hört ein Hahn den Ruf eines vermeintlichen balzenden Rivalen, antwortet er hierauf um mitzuteilen, dass dieses Revier bereits besetzt ist.
Um einen Überblick über die besetzten Reviere zu erhalten, kann zur Balzzeit die Klangattrappe angewendet werden. Besonders effektiv ist diese Methode, wenn zeitgleich mehrere Zählende auf verschiedenen Transekten im Gebiet unterwegs sind und flächendeckend kartieren. Hierdurch kann man einen guten Überblick über die in einem Gebiet vorkommenden Hähne erhalten. Allerdings kann die Anzahl rufender Hähne später nicht automatisch mit Brutpaaren gleichgesetzt werden, denn nicht jeder Hahn findet auch tatsächlich eine Henne.
Da diese Zähl-Methode die Hähne in ihrem Revierverhalten provoziert, sollte sie nur sehr sparsam angewendet werden, denn jede dieser Reaktionen bedeutet einerseits einen erhöhten Energieaufwand für die Tiere, andererseits kann auffälliges Verhalten zur Balz auch Beutegreifer aufmerksam machen und die Hähne in Gefahr bringen.
Frühe Balz und späte Brut
Rebhühner haben eine sehr frühe Balz, auf welche eine lange „Verlobungszeit“ folgt; denn die tatsächliche Brut findet erst im Juni bis Juli statt. Somit kann diesen spät brütenden Bodenbrütern die Mahd von Säumen und Wegrändern im Mai, Juni und Juli sehr gefährlich werden und zu Gelege-Verlusten führen.
Das Ende der allgemeinen Brut- und Setzzeiten kommt mit Mitte Juli für die typischerweise spät brütenden Feldhühner somit einen ganzen Monat zu früh.
Das Feldflur-Projekt im Schwalm-Eder-Kreis ist ein gelungenes Beispiel für die enge und effektive Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und gezielten Maßnahmen für den Artenschutz. Durch die Teilnahme an freiwilligen Artenschutz-Maßnahmen wie z.B. die Anlage von strukturierten, mehrjährigen Blühflächen zum Rebhuhnschutz, tragen Landwirte effektiv dazu bei, die heimische Artenvielfalt zu erhalten und zu steigern.
Auch die Kommunen im Projektgebiet beteiligen sich: Sie pflegen ihre Flächen und Ränder deutlich später und seltener als früher – auch dies trägt erheblich zum Erfolg des Projektes bei.
Weitere Informationen über das Feldflurprojekt im Schwalm-Eder-Kreis unter: https://llh.hessen.de/umwelt/biodiversitaet/rebhuhn/
Sowie bei der Projektkoordinatorin Andrea Imhäuser.