Pflanzenschutz
Acker-Kratzdistel: Gutes Management ist alles
Die Acker-Kratzdistel gehört, vor allem bei reduzierter Bodenbearbeitung, zu den Problemunkräutern des ökologischen Landbaus.
Sie erschließt mit ihren Wurzeln tiefe Bodenschichten und breitet sich zum einen vegetativ, wie auch generativ, gekennzeichnet durch ein hohes Samenpotenzial, aus. Durch gespeicherte Energiereserven in ihren Wurzeln kann sie mechanischer Regulierung häufig standhalten. Wenn die Disteln im dritten Jahr Nester gebildet haben, ist ihr Wurzelnetz bereits weit verzweigt und hat viele Reserven gesammelt. Daher sollte eine Etablierung der Distel schon vorher durch eine sinnvolle Fruchtfolgegestaltung und eine wohl bedachte Bodenbearbeitung verhindert werden.
Besser Ursachen beheben, als Symptome bekämpfen
Als Zeigerpflanze weist die Acker-Kratzdistel auf schwere und eher dichte Böden hin, denn dort fühlt sie sich am wohlsten. Wenn sich Schlupf, Verschmierung oder eine Pflugsohle gebildet haben, können Disteln die Begleiterscheinung sein. Unsachgemäße Bearbeitung, vor allem aber das Befahren bei Nässe sollte daher unbedingt vermieden werden. Verdichtete Böden können mit einer 5 cm unter die Problemzone reichenden Bodenbearbeitung gelockert werden. Nach der Lockerung tief wurzelnde Kulturen wie Luzerne-Gras (mindestens zweijährig) anbauen oder eine Gründüngung, bspw. mit einem Sommerwicke-Ölrettich-Gemenge durchführen.
Zudem kann ein starker Distelbefall auch systemische Gründe haben und beispielsweise auf eine schlechte Stickstoffversorgung der Pflanzen hinweisen, die zu lichten Beständen führt. Die Acker-Kratzdistel breitet sich hauptsächlich aufgrund einseitiger Fruchtfolgen oder der Wahl von langsam auflaufenden Kulturen mit spätem Bestandesschluss aus. Wenn solche Ursachen betrachtet wurden, können weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die Etablierung der Distel erfolgreich einzudämmen.
Starke Konkurrenz aufbauen
Grundsätzlich empfiehlt es sich bei der Gefahr einer Verdistelung, auf konkurrenzstarke Kulturen mit dichtem Bestand, tiefer Durchwurzelung und schnellem Auflaufen zuzugreifen. Mehrjähriges Luzerne-Gras hat gleich zwei Effekte: Oberirdisch findet ein schneller Bestandesschluss und damit ein Lichtentzug statt, unterirdisch werden der Distel durch die tiefgründige Durchwurzelung auch in den tieferen Bodenschichten Nährstoffe und Wasser entzogen. Vor allem Futterbaubetriebe mit guten Böden mit Distelbefall sollten mindestens zwei-, besser dreijährig, Ackerfutter anbauen und dieses drei Mal im Jahr schneiden (spätestens bei Blühbeginn der Disteln). Schlecht aufgelaufene Klee- oder Luzerne-Grasbestände sollten ggf. umgebrochen und neu ausgesät werden.
Fruchtfolgen mit ständiger Bodenbedeckung sind ideal, Gemengesaaten sind im Allgemeinen konkurrenzstärker als Reinsaaten. Auch Hackfrüchte können in die Fruchtfolge eingebaut werden. Getreidereiche Fruchtfolgen und der Anbau von mehreren konkurrenzschwachen Kulturen in Folge führen häufig zu einer Zunahme der Acker-Kratzdistel. Wenn der Getreideanteil nicht oder nur mäßig reduziert werden kann (er sollte unter 50% liegen), besteht eine Möglichkeit darin, hin und wieder statt einer Winterung ein Sommergetreide zu wählen und das Getreide zu hacken, statt zu striegeln. Eine Pflugfurche im Frühjahr setzt der Distel wesentlich mehr zu, als ein Umbruch im Herbst, da die Wurzel dann kaum noch Reservestoffe enthält. Bei sehr schweren Böden kann jedoch ein Umbruch im Frühjahr (bei eventueller Nässe) auch kontraproduktiv sein. Es empfiehlt sich, Roggen dem Weizen vorzuziehen und bevorzugt hochwachsende Sorten zu wählen.
Frühe Entwicklung unterbinden
Um die Etablierung zu verhindern und den Reservestoffvorrat der wiederausgetriebenen Distel-Jungpflanzen in den Wurzeln zu erschöpfen, bringt ein gezieltes Pflügen im Frühjahr die besten Erfolge, denn dann sind die Disteln am empfindlichsten. Vor dem Pflügen sollte eine exakte Stoppelbearbeitung (bestenfalls mit dem Arado-Häufelpflug, dem Stoppelhobel oder dem Schälpflug) durchgeführt werden.
Eine Brache sollte, wenn möglich, vermieden werden. Stattdessen können (Winter-) Zwischenfrüchte mit guter distelunterdrückender Wirkung wie Wick-Roggen, Landsberger Gemenge oder Erbsen-Wicken-Hafer in die Fruchtfolge eingebaut werden. Dabei am besten hohe Aussaatstärken wählen, bei Bedarf eine Düngung durchführen und misslungene Bestände umbrechen.
Zwischenfrüchte verhindern zusätzlich die N-Verlagerung in tiefere Bodenschichten und damit die Einlagerung von Reservestoffen in die Distelwurzel.
Gegen Distel-Keimlinge und zur Schwächung bei Vegetationsbeginn helfen in einem gewissen Maße auch die üblichen Bodenbearbeitungsmaßnahmen wie das Hacken oder Häufeln.
Samenflug minimieren
Die zunehmende Zahl von Blühflächen, auch im Zuge von agrarpolitischen Fördermaßnahmen, hat teilweise zu einer Vermehrung von Disteln geführt. Auch diese Flächen brauchen Aufmerksamkeit.
Vor der Einsaat von Blühmischungen sollte darauf geachtet werden, ein Distelfreies Saatbett zu bereiten. Es empfiehlt sich, Distelnester in Acker-Blühstreifen und nahe gelegene Blühflächen bestenfalls und nur nach Absprache mit der Bewilligungsstelle vor der Blütenbildung zu mähen oder sie bei Blühbeginn zu köpfen. Durch das Köpfen können die Disteln leicht von Pilzen befallen werden.
Stark mit Nestern befallene Ausgleichsflächen sollten wieder in die Fruchtfolge eingegliedert und zunächst durch mehrjährigen Futterbau saniert werden.
Distel-Notfall-Management
Bei begrenzten Distelnestern im Grünland bleibt nur das stechen und ziehen der Disteln bei einer Wuchshöhe von 5 – 10 cm von Hand oder das (zeitlich effizientere) Ausfräsen mit dem Ampfer-WUZI, einer selbst fahrenden Maschine mit Wurzelausstechgerät.
Bei großflächigem Distelbefall auf dem Acker liegt nahe, eine so genannte Johannibrache durchzuführen. Dabei wird nach einer früh geräumten Kultur im Juni oder Juli bei trockener Witterung mehrfach und mit zunehmender Tiefe der Boden bearbeitet (z.B. mit einem Grubber mit überlappenden Gänsefußscharen, einem Arado-Häufelpflug, einem Stoppelhobel oder dem Schälpflug), um die Pflanzen auszuhungern (s. Abbildung).
Danach eine konkurrenzstarke Kultur ansähen oder noch besser: nach einer Stoppelbearbeitung eine überwinternde Zwischenfrucht anbauen und die Distel – wie oben beschrieben – durch gezieltes Pflügen vor der Aussaat einer Sommerung erneut stören.
Weitere Informationen im Merkblatt des FiBL: Ackerkratzdistel – Im Biobetrieb dauerhaft regulieren