Leguminosen
Warum Körnerleguminosen anbauen?
Viele Gründe sprechen für die Aufnahme von Körnerleguminosen in unsere Fruchtfolgen. Neben der Anrechnungsmöglichkeit der Körnerleguminosen auf die über das Greening geforderten „ökologischen Vorrangflächen“ und der Förderung der vielfältigen Fruchtfolge aus dem HALM sind dies vor allem pflanzenbauliche Aspekte. Die hervorragende Vorfruchtleistung der Leguminosen ist wissenschaftlich belegt. Sie summiert sich auf insgesamt rund 200 Euro/ha und beruht auf mehreren Effekten. Einerseits profitieren die Nachfrüchte sowohl bezüglich der Ertragshöhe als auch im Hinblick auf die Ertragssicherheit von den Leguminosen. Andererseits werden auch in hessischen Betrieben die Risiken enger Fruchtfolgen mit hohen Getreideanteilen mehr und mehr spürbar. Hier sei nur auf das zunehmende Auftreten von Resistenzen bei Ungräsern, pilzlichen Schaderregern und bei einigen Insekten hingewiesen. Dies treibt den Beobachtungsaufwand und die Kosten der Bestandesführung in die Höhe.
Darüber hinaus können betriebliche Arbeitsspitzen entzerrt und die Maschinenauslastung verbessert werden, weil die Körnerleguminosen hinsichtlich der Aussaat- und Erntetermine sowie der Bestandesführung andere zeitliche Ansprüche haben als die Winterungen. Bei der ökonomischen Betrachtung der Gesamtfruchtfolgen schneiden daher vielgestaltige Fruchtfolgen häufig besser ab, insbesondere wenn die Arbeitserledigungskosten mit einbezogen werden. Nicht zuletzt sind die Leguminosen Pollen- und Nektarspender für Bienen und viele andere Insektenarten und dienen der Erhöhung der Artenvielfalt in der Landschaft. Aktivitäten in Bezug auf die Biodiversität und den Insektenschutz werden zunehmend seitens der Gesellschaft von der Landwirtschaft gewünscht.
Futterwert ist attraktiv
Voraussetzung für den auch wirtschaftlich erfolgreichen Anbau ist es, sich frühzeitig Gedanken um die Vermarktung zu machen. Die Absatzmöglichkeiten und Marktpreise sind leider regional oft noch immer nicht zufriedenstellend. Der Futterwert liegt deutlich über den vom Handel für diese Früchte gezahlten Preisen. Zahlreiche Fütterungsversuche und Praxiserfahrungen belegen, dass Erbsen und Ackerbohnen bei entsprechender Rationsgestaltung und Beachtung der empfohlenen Höchstmengen problemlos einzusetzen sind. Der Wunsch nach gentechnikfreier Fütterung ihrer Tierbestände, und hier insbesondere die Versorgung mit gentechnikfreien Proteinträgern, ist für viele hessische Betriebe einer der Gründe heimische Körnerleguminosen anzubauen. Damit kann die Abhängigkeit von Import-Soja reduziert und eine regionale Wertschöpfung initiiert werden.
Welche Eiweißerträge von Ackerbohne und Erbse zu erwarten sind, zeigt die Abbildung 1. Hier sind die Rohproteinerträge in dt/ha der vergangenen Erntejahre anhand der in den Landessortenversuchen erzielten Ergebnisse dargestellt. 2020 lagen beide Kulturen mit 13,4 dt/ha erzeugtem Rohprotein gleichauf. Bei mehrjähriger Betrachtung liegen die Ackerbohnen mit 12,7 dt/ha geringfügig über den Eiweißerträgen der Erbsen mit 12,4 dt/ha. Die Auswirkungen der extremen Witterungsverhältnisse in 2018 und 2019 sind hier deutlich ablesbar, denn ohne ausreichende Wasserversorgung leiden auch die N-Fixierung und die Ertragsbildung.
Die Nachfrage steigt auch im Lebensmittelsektor
Darüber hinaus gibt es bundesweit inzwischen vielfältige Aktivitäten, Ackerbohnen und Erbsen für die menschliche Ernährung zu nutzen, unter anderem um den wachsenden Markt für vegane Produkte zu bedienen. Die Nachfrage der verarbeitenden Betriebe in diesem Segment steigt stetig und geeignete Rohware wird gesucht. Neben geschälter Ware werden beispielsweise Erbsen- und Ackerbohnenmehl, Schrote sowie Stärke- und Eiweißkonzentrate für die Lebensmittelindustrie und auch für die Getränkeherstellung produziert. So haben sowohl die Emsland Group wie auch Fava-Trading in Niedersachsen ihre Verarbeitungskapazitäten in den letzten Jahren erheblich ausgeweitet. Es gibt eine Anzahl weiterer Verarbeiter am Markt, die häufig aus dem Engagement von Landwirten entstanden sind. Ziel ist es, stabile Absatzmärkte und lokale Wertschöpfung zu schaffen. Hier hat auch das durch den LLH bundesweit koordinierte Demonetzwerk Erbse/Bohne in den letzten Jahren angesetzt. Unter anderem wurde eine Warenkontaktbörse unter www.leguminosenmarkt.de eingerichtet. Darüber hinaus bietet auch die UFOP eine interaktive Karte an, wo potentielle Vermarktungspartner recherchiert werden können.
Landessortenversuche
Der LLH betreibt ein langjähriges Versuchsprogramm mit Körnerleguminosen, um der Nachfrage nach unabhängigen Versuchsdaten Rechnung zu tragen. Hier werden Sortenempfehlungen und produktionstechnische Informationen entwickelt, die direkt in die Beratung der Landwirte Eingang finden.
Zu den LSV Ackerbohne & Körnererbse 2020 & Empfehlungen für die Aussaat 2021