Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Bieneninstitut Kirchhain

Raps lässt Bienenvölker summen

Honig kommt hierzulande gern auf’s Brot: Gut 1 kg des „flüssigen Goldes“ wurden 2020 in Deutschland pro Kopf verzehrt (Quelle: statista.com). Im vergangenen Jahr konnten in Hessen durchschnittlich 18,3 kg Frühtracht pro Bienenvolk geerntet werden (Fachzentrum für Bienen und Imkerei in Mayen (RLP). Ein Großteil dieses Honigs stammt neben Obst und Löwenzahn vom Raps, der aktuell vielerorts in der Blüte steht.

Im letzten Frühjahr erstrahlten in Hessen rund 45.400 ha, das entspricht 5,8 % der Gesamtackerfläche, in prallem Gelb. Raps ist nicht nur eine Augenweide für uns Menschen, sondern auch eine Bienenweide im wahrsten Sinne des Wortes. Er beheimatet außerdem eine Vielzahl von Mücken, Fliegen, Käfern, Schmetterlingen, Ohrwürmern und hat daher als Kulturpflanze großes Potenzial zur Förderung der Artenvielfalt.

Für viele Imkereien in Hessen ist die Rapstracht die erste ergiebige Honigernte des Jahres. Die Nektarproduktion ist enorm. Durch die Rapsblüte wird zudem eine gute Pollenversorgung zur Aufzucht von Jungbienen gewährleistet.

In diesem Jahr ist allerdings der Blütenbesuch aufgrund des nasskalten Wetters bisher stark eingeschränkt. Doch zumindest für die Imker in den höheren Lagen bleibt wegen der verhaltenen Vegetationsentwicklung noch Hoffnung auf Besserung in den nächsten Tagen.

Bienen & Raps: Eine Win-win-Situation

Raps lässt Bienenvölker summen

Eine gute Honigernte kann aber nur von starken, gut entwickelten Bienenvölkern erbracht werden. Doch unter den Vorzeichen des Klimawandels schiebt sich der Blühtermin vieler Pflanzen jahreszeitlich nach vorne (das diesjährige kühle Frühjahr stellt eher eine Ausnahme dar). Oftmals sind die Bienenvölker dann noch nicht weit genug entwickelt und Totalausfälle in der Honigernte keine Seltenheit.

Zudem: Raps ist zwar grundsätzlich selbstbestäubend, doch eine Bestäubung durch Honigbienen beeinflusst den Ertrag stark positiv. Ohne Bienenbeflug konnten 1 bis 10 Samen pro Schote gezählt werden, mit Bienenbeflug 15 bis 30 Samen. Außerdem wurden bei Bienenbeflug ein früheres Abblühen und ein höherer Ölgehalt festgestellt (Quelle: Sonderdruck dbj 4/2011 Dr. Stefan Mandel Universität für Bodenkultur Wien). Für eine optimale Bestäubungsleistung werden sieben bis neun Bienenvölker pro Hektar Raps benötigt.

Spuren von Pflanzenschutzmitteln im Honig?

Doch ein profitabler Rapsanbau ist meist mit einem hohen Pflanzenschutzaufwand verbunden. Besonders wichtig ist dabei der fachmännische Umgang mit Insektiziden im Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes. Das Wissen über die jeweiligen Bekämpfungsschwellen für verschiedene Rapsschädlinge ist dabei ebenso bedeutend wie der gewissenhafte Umgang mit den Gelbschalen zur jeweiligen Beobachtung des aktuellen Schädlingsaufkommens.

Trotz Einhaltung der guten fachlichen Praxis sind viele Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln (PSM) im Rapspollen, seltener hingegen in ~honigen, nachweisbar (Deutsches Bienenmonitoring): Untersuchungen von Bienenbrot (eingelagerter Pollen) ergaben, dass im Jahr 2019 in 96,9% der untersuchten Proben mindestens ein Pflanzenschutzmittel nachgewiesen wurde, meistens jedoch nur in Spuren. Die im Raps häufig eingesetzten Wirkstoffe Boscalid (Fungizid) und Thiacloprid (Insektizid) wurden dabei in 48,1 % bzw. 41,9 % der Proben festgestellt. Da die Monitoringproben jeweils gegen Ende des Frühjahrs und im Sommer gezogen werden, erlauben sie nur eine indirekte Zuordnung zum Rapsanbau.

Der Konsum von Honig ist aber in jedem Fall unbedenklich: Festgelegte Grenzwerte sorgen dafür, dass nur unbedenkliche Produkte auf den Markt kommen. Zudem ist, wenn Kontaminationen auftreten, am stärksten der Pollen betroffen und dieser ist zu weniger als 1 % im Honig zu finden.

Neue Technologien reduzieren Kontaminationen

Die Kontamination von Honig und Pollen kann durch den Einsatz von Dropleg-Düsen bei der PSM-Ausbringung stark verringert werden (Dr. Dominik Dicke, Pflanzenschutzdienst Hessen, RP Gießen). Die in der Zeitschrift Biene und Natur 4/2019 von Dr. Klaus Wallner veröffentlichten Versuchsergebnisse zeigen, dass mit der Dropleg-Technik etwa 400-mal weniger PSM-Wirkstoffe auf der Rapsblüte zu finden sind. Auch die Tageszeit spielt eine erhebliche Rolle: Behandlungen nach Beendigung des Bienenfluges verringern die Kontamination von Bienen, Honig und Pollen.


Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag