Boden
Test: Boden mittels Gamma-Strahlung kartieren
Eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung setzt zahlreiche Informationen zu den räumlichen Variationen der Bodeneigenschaften und Nährstoffgehalte voraus. Bodenscanner können bei der Ermittlung dieser Werte helfen. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen hat ein Gerät untersucht, das die natürliche Gamma-Strahlung des Bodens misst.
Neben den technischen Voraussetzungen setzt eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung zahlreiche Informationen zur räumlichen Variation der Bodeneigenschaften und zu Nährstoffgehalten voraus. Satellitendaten und Ertragsdaten von Erntemaschinen sind wertvolle Informationsquellen, jedoch wird die Ursache der Ertragsunterschiede (z.B. Phosphormangel, Bodenart) daraus nicht ersichtlich. Eine gezielte Beprobung von Teilflächen zur Einschätzung der Flächenvariation kann weiterhelfen, jedoch ist diese aufwendig und kann teuer werden.
Bodenscanner können bei der kleinräumigen Erfassung von Bodenparametern Abhilfe schaffen. Auf dem Markt sind verschiedenste Modelle mit unterschiedlicher Messmethodik verfügbar. Eine Methode besteht in der Messung der (scheinbaren) Leitfähigkeit. Nachteilig hierbei ist die komplexe Interpretation der Daten, da die Leitfähigkeit von mehreren Bodeneigenschaften abhängig ist, z.B. Bodenart, Humus- und Wassergehalt.
Eine weitere Messmethode schätzt Bodenparameter mittels NIRS-(Nahinfrarotspektroskopie)-Messung direkt im Feld. Hierbei wird jedoch nur ein kleines Bodenvolumen analysiert. Um diese Messmethode für eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung zu nutzen, ist eine sehr große Probenanzahl erforderlich. Eine weitere Messmethode nutzt sogenannte Gamma-Spektrometer. Diese messen berührungslos die natürliche elektromagnetische Strahlung, woraus Bodenart und Nährstoffgehalte geschätzt werden. In Kombination mit einem GNSS-(Global Navigation Satellite System)-Empfänger kann die räumliche Variation von Bodenparametern im Feld erfasst werden.
Auf Basis der Gamma-Strahlung arbeitet der Bodensensor von Soiloptix. Er verspricht, eine große Anzahl an Bodenparametern erfassen zu können und zusätzlich eine hohe räumliche Auflösung (3,5 m bei 12 m Fahrgassen) zu bieten. Der Sensor ist etwa 60 cm breit, zylinderförmig und wird in der Front eines Traktors, Quads oder Autos montiert. Während der Überfahrt wird die elektromagnetische Strahlung (Gamma-Strahlung) von vier Isotopen (137Cäsium, 238 Uran, 232 Thorium und 40 Kalium) des Bodens gemessen.
An definierten Stellen werden zusätzlich Bodenproben gezogen, die nach Labormethoden analysiert werden. Auf Basis der Laborergebnisse wird der Sensor kalibriert und Nährstoffkarten mit spezieller Software generiert. Der Sensor verspricht eine genaue Schätzung von Bodenart (Sand-, Schluff- und Tongehalt), Makro- (Kalium, Magnesium, Phosphor und Schwefel) sowie Mikronährstoffgehalten (Bor, Kupfer, Mangan, Zink und Natrium). Zusätzlich werden der pH-Wert und der Corg-Gehalt erfasst. Die während der Messfahrt erfassten Daten des Lenksystems können zusätzlich für die Erstellung eines digitalen Geländemodells genutzt werden.
Bodenkartierung mittels Soiloptix im Test
Die Fachinformation Pflanzenbau des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen hat im September 2021 fünf Versuchsflächen am Landwirtschaftszentrum Eichhof mit dem Soiloptix-Bodenscanner kartieren lassen. Bodenart, Gehalt organischer Masse, pH-Wert und Nährstoffgehalte der untersuchten Flächen sind der Tabelle zu entnehmen. Bei den Versuchsflächen handelt es sich um Alluvialböden, wodurch die hohe Heterogenität in den Sand-, Ton- und Schluffgehalten erklärt ist.
Einheit | Mittel- wert | Gehalts- klasse | Min | Gehalts- klasse | Max | Gehalts- klasse | |
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Quelle: Landesbetrieb Hessisches Landeslabor | |||||||
Ton (< 0,002 mm) | % | 13,7 | 6,2 | 19,8 | |||
Schluff (0,002-0,063 mm) | % | 37,8 | 18,2 | 57,1 | |||
Sand (0,063-2 mm) | % | 48,5 | 23,1 | 75,6 | |||
pH | 6,5 | C | 6,0 | B | 6,9 | C | |
org. Masse | % | 1,7 | 1,0 | 2,2 | |||
P | mg/100 g | 7,2 | C | 3,9 | B | 11,8 | D |
K | mg/100 g | 5,3 | B | 2,5 | A | 12,5 | C |
Mg | mg/100 g | 9,6 | D | 5,0 | C | 16,0 | E |
B | mg/kg | 0,4 | C | 0,2 | A | 0,5 | C |
Cu | mg/kg | 2,8 | E | 1,7 | C | 4,7 | E |
Fe | mg/kg | 297,7 | 192,0 | 541,0 | |||
Mn | mg/kg | 240,2 | 146,0 | 342,0 | |||
Na | mg/kg | 11,7 | 5,9 | 18,7 | |||
S | mg/kg | 6,4 | 2,8 | 13,4 | |||
Zn | mg/kg | 4,7 | 2,4 | 7,0 |
Nach der Kartierung mittels Bodenscanner wurden für den Methodenvergleich 50 Punkte auf den Flächen festgelegt, an denen Bodenproben entnommen wurden. Die Bodenprobenahmepunkte wurden so gewählt, dass eine möglichst große Spannweite der Kartierungsergebnisse abgedeckt wurde. Vorgewende wurden nicht beprobt. Die Punkte wurden mit RTK-Genauigkeit auf wenige Zentimeter eingemessen und die Proben im Umkreis von 1 m Anfang November 2021 entnommen. Hierbei erfolgten zehn Einstiche bis auf 30 cm Tiefe. Die Bodenproben wurden durch den Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) untersucht. Im Anschluss wurden die Soiloptix-Kartierungsergebnisse und LHL-Laborergebnisse für den Methodenvergleich einer statistischen Auswertung unterzogen.
Methodenvergleich zeigt durchwachsene Ergebnisse
Sand-, Schluff- und Tongehalte werden mit Soiloptix vergleichsweise gut geschätzt. Die Regressionsanalyse zeigt für Sand und Ton zwar auch leichte Abweichungen, die jedoch nicht statistisch gesichert sind. Der Schluffanteil wird bei der Soiloptix-Methode hingegen signifikant unterschätzt.
Die Gehalte an Kalium, Magnesium und Zink sowie der Gehalt an organischer Masse haben zwar keine auffälligen Abweichungen, jedoch ist bei der Schätzung von einer erhöhten Fehlerquote auszugehen. Bei Schwefel, Mangan, Kupfer, Bor, Phosphor, Natrium und Eisen sind die Ergebnisse von Soiloptix nicht wirklich zufriedenstellend. Für die Nährstoffe Phosphor, Bor, Eisen, Natrium sowie den ph-Wert konnte keinerlei statistischer Zusammenhang zwischen beiden Methoden gefunden werden.
Schätzgenauigkeit durch Düngemittel erschwert
Eine mögliche Ursache für die unterschiedliche Qualität der Schätzgüte von Soiloptix kann in der Messmethode selbst begründet liegen. Der Sensor misst die Gamma-Strahlung verschiedener Isotope. Abgesehen von 137Cäsium kommen die anderen Isotope natürlich im Boden vor. 238Uran, 232Thorium und 40Kalium sind in der Gitterstruktur einiger Minerale der Ursprungsgesteine zu finden.
Die natürliche Strahlungssignatur ist nach Verwitterung und Bodenbildung noch in den Agrarböden vorhanden. Die Art der Ursprungsgesteine bedingt auch die relativen Anteile der Korngrößenfraktionen. Sandfraktionen sind oft quarzdominiert und tragen daher kaum bis keine Radionuklide in sich. Die Tonfraktion besteht hingegen aus Tonmineralen und Fe-Oxiden, die beide reicher an Radionukliden sind. Da die landwirtschaftliche Nutzung die Korngrößenverteilung nicht wesentlich verändert, ist eine Schätzung über den Soiloptix-Scanner möglich.
Magnesium, Kalium und Zink sind ebenfalls in den Ursprungsgesteinen vorhanden und werden durch Verwitterungsprozesse freigesetzt. Die räumliche Variation dieser Nährstoffgehalte ist somit prinzipiell auch über die natürliche Strahlung zu erklären. Jedoch werden Magnesium, Kalium und Zink sowohl als Dünger zusätzlich ausgebracht als auch mit den Ernteprodukten abgefahren.
Ausgebrachte Düngemittel haben in Abhängigkeit ihrer Zusammensetzung auch eine unterschiedliche Gamma-Strahlung, die mit der Zeit die natürlich vorkommende Gamma-Strahlung des Bodens modifiziert. Dies kann die geringere Schätzgenauigkeit für diese Nährstoffe erklären. Der Anteil organischer Masse steht in keinem direkten Zusammenhang zum Ursprungsgestein. Durch die Bindung organischer Substanz an die Tonteilchen des Bodens (Ton-Humus-Komplexe) kann der Gehalt organischer Masse jedoch indirekt bestimmt werden, allerdings nur mit einer mittleren Schätzgenauigkeit.
Die Nährstoffe Schwefel, Mangan, Kupfer, Bor, Phosphor und Eisen konnten allesamt nicht zufriedenstellend mittels Soiloptix erfasst werden. Begründet liegt die geringe Schätzgenauigkeit u. a. darin, dass diese Nährstoffe vor allem durch organische Düngemittel aufgebracht werden, die vermutlich eine zu unterschiedliche Gammastrahlung aufweisen. Zusätzlich ist Schwefel stark auswaschungsgefährdet. Der pH-Wert gibt die Konzentration von H+-lonen in der Bodenlösung wieder. Dieser steht vermutlich in keinem Zusammenhang zu den Isotopen von Cäsium, Uran, Thorium oder Kalium und daher lässt sich der pH-Wert nicht über Soiloptix erfassen.
Abgesehen von der Messmethodik, die dafür verantwortlich ist, dass die Schätzung für einige Bodenparameter nicht akzeptabel war, kann die Art der Bodenprobenahme zur Streuung der Werte und damit einer geringeren Schätzgenauigkeit beigetragen haben. So lag eine Zeitspanne von etwa zwei Monaten zwischen der Kartierung und der Bodenprobenahme. Darüber hinaus können Unterschiede in der Nährstoffanalytik zu einer Erhöhung des Schätzfehlers geführt haben.
Bodenproben für die Kalibration von Soiloptix bzw. den Methodenvergleich wurden in unterschiedlichen Laboren analysiert, deren Bestimmungsmethoden bei B, Cu, Fe, Mn, Na, S und Zn nicht identisch waren. Nicht zuletzt kann eine zu geringe Heterogenität der Bodenparameter ebenfalls zu geringeren Schätzgenauigkeiten geführt haben.
Bodenart von Teilflächen über Soiloptix bestimmen
Die Ergebnisse des Tests lassen erkennen, dass der Soiloptix-Sensor einige Bodenparameter mit ausreichender Genauigkeit schätzen kann, sodass nur für diese das Gerät auch eingesetzt werden sollte.
Sinnvoll ist ein Einsatz auf jeden Fall für die Erfassung der Bodenart, die ansonsten im Labor aufwendig über Sieb- und Schlämmanalyse bestimmt werden muss. Als einzige weitere Informationsquelle zur Bodenart steht die Reichsbodenschätzung zur Verfügung. Deren räumliche Auflösung ist jedoch um einiges geringer im Vergleich zu einer Kartierung durch Soiloptix (Abbildung).
Abbildung: Kartierung der Bodenparameter (exemplarisch) mittels des Bodensensors Soiloptix
Ein Einsatzgebiet der Bodenkartierungsergebnisse wäre beispielsweise die teilflächenspezifische Aussaat. Je nach Bodenart unterscheidet sich die nutzbare Feldkapazität, sodass die Saatstärke teilflächenspezifisch angepasst werden kann. Weitere Anwendungsmöglichkeit wäre die teilflächenspezifische Beregnung, für welche die von der Bodenart abgeleitete nutzbare Feldkapazität eine entscheidende Steuerg räße darstellt.
Für eine teilflächenspezifische Düngung ist die Kartierung mit dem Soiloptix-Sensor auf Grundlage der vorliegenden Untersuchungsergebnisse nur bedingt zu empfehlen, da ein gewisser Zusammenhang lediglich für einige wenige Nährstoffe gegeben war. Als alleinige Informationsquelle für die Bestimmung der auszubringenden Düngermenge empfiehlt sich der Scanner nicht, da auch keine DLG-Zertifizierung vorliegt (lediglich die Kalibrationsproben werden nach anerkannten Prüfmethoden untersucht) und der Einsatz bei Cross-Compliance-Kontrollen zu Problemen führen könnte.
Jedoch kann die Kartierung dieser Nährstoffe für die Festlegung von Beprobungszonen genutzt werden. Diese sollten anschließend mit einer Mischprobe je Zone im Labor untersucht werden, um abgesicherte Werte zu erhalten. Eine Kartierung für Schwefel, Mangan, Kupfer, Bor, Phosphor, Natrium und Eisen ist nicht nutzbar. Auch eine teilflächenspezifische Kalkung erscheint aufgrund der unzufriedenstellenden Schätzung des pH-Wertes nicht sinnvoll.
Fazit
Der Soiloptix-Sensor ist nur für die Kartierung der Korngrößenverteilung uneingeschränkt zu empfehlen. Wer in die teilflächenspezifische Aussaat einsteigen möchte, findet mit diesem Sensor ein gutes Werkzeug für die Bestimmung der Bodenart. Es ist hierbei auch nur eine einmalige Kartierung der Flächen notwendig, da sich die Bodenart über die Zeit nicht ändert.
Zusätzlich kann die Kartierung von Kalium, Magnesium und Zink sinnvoll sein. Jedoch sollten die Ergebnisse nur zur Zonenbildung genutzt werden und diese mittels konventioneller Bodenproben über ein herkömmliches Labor untersucht werden. Zur Bestimmung aller weiteren Nährstoffe und des pH-Werts ist der Sensor bisher nicht zu empfehlen. Für eine abschließende Beurteilung bei diesen Parametern müssten jedoch weitere Untersuchungen auf zusätzlichen Flächen durchgeführt werden.