Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Freizeitgartenbau/Gartenakademie

Warum platzen meine Äpfel im Lager?

Mit dieser Aussage melden sich am Gartentelefon in diesem Jahr besorgte Gartenfreunde. Wie auf dem Bild zu sehen ist, sind die Äpfel nicht nur aufgeplatzt, sondern das Fruchtfleisch ist extrem mürbe und trocken, wie man es sonst nur nach sehr langer Lagerdauer oder bei überlagerten Frühsorten findet. Die schönen Äpfel sind damit natürlich unbrauchbar geworden.

Was steckt hinter diesem ungewöhnlichen Phänomen?

Zu spät geerntete Äpfel neigen dazu aufzuplatzen

Nun die Äpfel sind schlicht zu spät geerntet worden und damit extrem überreif. Der Grund für die leider viel zu späte Ernte ist mal wieder der heiße, trockene Sommer. So wurde das Obst viel eher reif als in normalen Jahren und mancher Gartenfreund hat sich bei der Bestimmung des Erntetermins am Kalender und nicht am Reifegrad der Äpfel orientiert.

In obstbaulichen Artikeln wird der Schaden als „Aufspringen und mehliger Zerfall des Apfels“ beschrieben. Physiologisch ein etwas komplexerer Vorgang, wie oft bei physiologischen Schäden. Betroffen sind besonders übergroße, zu spät geerntete oder überlagerte Früchte, die bei zu hoher Luftfeuchte und Temperatur gelagert werden. Zudem haben auch ungünstige Wachstums- und Witterungsbedingungen einen Einfluss auf das Platzen und die mehligen Früchte. Also genau die Faktoren, die wir in diesem Jahr erleben durften.

Was können Sie tun?

Entscheidend ist eine termingerechte Ernte der Äpfel, nicht nach dem Kalender, sondern nach dem Reifegrad der Früchte. Also testen sie den Reifezustand regelmäßig. Probieren sie die Äpfel und testen sie deren Pflückbarkeit. Der richtige Erntetermin von Äpfeln und Birnen ist die Pflückreife. Bei Frühäpfeln stimmen Pflück- und Genußreife überein. Lageräpfel werden zur Pflückreife geerntet und sind z.T. erst Monate später genußreif.

Gegenmaßnahmen im nächsten Jahr: Die Erntereife bestimmen

Im Erwerbsobstbau verwendet man wissenschaftliche Methoden zur Reifebestimmung, wie z.B. den Jod-Stärke-Test, Refraktometer oder bestimmt die Anzahl Reifetage oder die Wärmesumme. Im Hausgarten sind diese Methoden unbrauchbar.

  • Das einfachste Kriterium zur Reifebestimmung ist die Pflückbarkeit: Lösen sich beim Anheben der Frucht Apfel oder Birne leicht vom Fruchtholz, ist die Frucht reif.
  • Ein weiteres Kriterium ist der Umschlag der Grundfarbe von Grün nach Gelb.
  • Die Farbe des Apfels oder der Kerne ist kein eindeutiger Hinweis auf die Reife, lediglich ein Indiz, ebenso wie der Geschmack.
  • Es gibt aber auch Sorten, die vorzeitig vom Baum fallen, ohne reif zu sein. Auch gibt es Sorten, die zur Pflückreife noch relativ fest am Baum hängen.
  • Dann gibt die Farbe des Fruchtfleisches (gelb/weiß statt grünlich) und die Schnelligkeit der Braunfärbung des Fruchtfleisches und der Geschmack (Säureanteil) einen Hinweis auf die Pflückreife.

Folgen einer zu frühen Ernte – Früchte nicht ausgereift:

  • Schlechter Geschmack, da Aromastoffe und sonstige Inhaltsstoffe nicht voll ausgebildet sind
  • Früchte sind kleiner (speziell Frühsorten) = Ernteverluste
  • Früchte sind ungenügend ausgefärbt – Nachreife nicht immer erfolgreich
  • Früchte neigen häufig zum Schrumpfen

Folgen einer zu späten Ernte – Früchte überreif:

  • Z. T. sortenbedingt, vorzeitiger Fruchtfall = Ernteverluste
  • Weniger transportfähig, insgesamt verletzungsanfälliger und damit fäulnisgefährdeter
  • Anfälligkeit für Lagerkrankheiten nimmt zu! Gewebe ist schwammiger
  • Früchte werden schneller mehlig, platzen u.U. auf, Geschmack baut ab

Bei Fragen können Sie uns gerne anrufen:

Gartentelefon der Hessischen Gartenakademie

montags bis freitags von 09:00 Uhr bis 11:00 Uhr
und
mittwochs von 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr
unter 0561 72 99 377 


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