Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Freizeitgartenbau/Gartenakademie

Lebensraum Garten

Ökologische Optimierung

Grafik: © www.ponderosa-design.de

Alle Eingriffe in naturnahe Flächen, alle Befestigungen und Überbauungen, wie sie unweigerlich beim Hausbau geschehen, haben negative Auswirkungen auf die Natur: Auf versiegelten Flächen kann das Regenwasser nicht über den Boden versickern und geht für die Grundwasserneubildung verloren. Lebensräume für Tiere und Pflanzen entfallen. Je nach Material heizen die Gebäude und versiegelten Flächen die Umgebung auf und tragen zur Entstehung von Hitzeinseln bei. Bauelemente können für Tiere eine Barriere sein oder tödliche Fallen darstellen.

Ein Igel bewegt sich tagsüber entlang einer Mauer
Ein Igel auf Wohnungssuche

Einen Flächenverbrauch kann man zwar nicht komplett vermeiden, aber an vielen Stellen minimieren. Zudem könnte man einen Teil der Bereiche, die sich nicht minimieren lassen, wieder als Lebensraum für Pflanzen und Tiere zur Verfügung stellen, indem Flächen wie Balkone, Terrassen, Dächer und Außenfassaden mit genutzt werden. Es können zusätzliche Lebensräume entstehen, damit ein Garten für die Fauna lebenswerter wird. So haben Häuser und Gärten das Potenzial, Klein- und Kleinstlebensräume für viele Tierarten zu bieten – oder zumindest als Trittsteinbiotop zu dienen – und so ein „Gartennetzwerk“ mit anderen Gärten und Grünflächen zu bilden.

Wir geben an dieser Stelle einen Überblick, welche Möglichkeiten es gibt, einen Garten vielfältiger und lebendiger zu gestalten. Ausführlichere Informationen zum Thema ökologische Aufwertung bieten wir in unserer Broschüre „Lebensraum Garten“ zum Download an.

Voraussetzungen für lebendige und vielfältige Gärten

Allen Optimierungsmaßnahmen voran stehen ein paar grundlegende Punkte, die unverzichtbar für einen vielfältigen Garten sind:

  • Verzichte auf Pflanzenschutzmittel im Hausgarten.
    Diese Mittel haben meistens entweder direkte oder indirekte Auswirkungen auf die Lebewesen über und im Boden.
  • Minimiere die Düngung.
    Die meisten Gärten sind mit Nährstoffen überversorgt. Da nicht aufgenommene Nährmineralien häufig ins Grundwasser ausgewaschen werden, solltest Du vor einer Düngung eine Bodenanalyse machen und dann nur die fehlenden Mineralstoffe zuführen (bedarfsgerechte Düngung).
  • Übe Dich in Akzeptanz.
    Ein Garten ist ein Ort der Veränderung. Der Aufwand, der notwendig ist, einen bestimmten Zustand zu erhalten, ist sehr hoch. Einfacher ist es – zumindest in Teilbereichen – extensiver zu pflegen.
  • Schaffe Barrierefreiheit.
    Auch Tiere brauchen diese in den Gärten als Voraussetzung für eine funktionierende Biotopvernetzung.
  • Verwende Pflanzen entsprechend ihrer Ansprüche.
    Dies ist eine wesentliche Grundlage für langlebige und robuste Pflanzungen.

Bauliche Elemente im Garten als Lebensraum gestalten

Grafik: Lebensraum Garten, Busch, Lampe, Fledermäuse
Grafik: © www.ponderosa-design.de

Gebäude können eine potentielle Gefahrenquelle für Tiere sein, wie der Vogelschlag an Glasscheiben immer wieder demonstriert. Befestigte Flächen, Treppenstufen, Zäune und Mauern wirken auf viele Kleintiere wie eine Barriere. Kellerschächte können zu Todesfallen werden. Für ein wenig Ausgleich kannst Du sorgen, indem Du das Potential von Gebäuden nutzt und auf den großen Oberflächen Ersatzlebensräume schaffst, Beispielsweise kannst Du Nisthilfen anbringen oder Dächer und Fassaden begrünen. Potentielle Tierfallen wie Glasscheiben, Schächte, Lichtquellen kannst Du durch einfache Maßnahmen entschärfen, unter anderem durch Abdeckung oder einem Leuchtmittel mit warmweißem Licht.

Auch auf Pflasterflächen kannst Du kleinste Lebensräume schaffen, indem die Pflasterfugen begrünt werden. Und wenn Du deine Gartengrenzen etwas durchlässiger gestaltest, z.B. mit einer Hecke oder Zaunöffnungen, können die Tiere wandern.

Grüne Elemente als Lebensraum optimieren?

Grundsätzlich haben alle Pflanzungen eine hohe ästhetische, klimatische und ökologische Bedeutung. Sie dienen als Aufenthalts- oder Nistplatz und bieten Schutz und Nahrung für die meisten Tiere. Aufgeräumte Gärten, das „Winterfestmachen“, monotone Pflanzungen und ein Überangebot an exotischen Pflanzen mindern die ökologischen Funktionen von Gärten.

Viele unserer heimischen Tiere sind Generalisten, die keine bevorzugte Nahrungspflanze haben. Dagegen sind Nahrungsspezialisten auf bestimmte heimische Pflanzen angewiesen. Achte deshalb nach Möglichkeit auch immer auf standortpassende, heimische Pflanzen. Biete Pflanzen mit unterschiedlichen Blütenformen, Früchten oder Samen an. Ungefüllte Blüten bieten mehr Nahrung als gefüllte Blüten. Da einige Tiere aufgrund der wärmeren Temperaturen länger unterwegs sind, kannst Du mit einem möglichst langen Blühzeitraum von Februar bis November helfen.

Spare Dir auch das große „Winterfestmachen“ und nutze das Laub und die abgestorbenen Pflanzenstängel der Stauden als natürlichen Winter- und Bodenschutz. Dafür machst Du im Frühjahr – am besten im April/Mai – einen „Putzdurchgang“. Damit ermöglichst Du den überwinternden Insekten einen guten Start ins neue Jahr.

Um brütende Vögel nicht zu stören, sind umfangreichere Gehölzschnittarbeiten naturschutzrechtlich nur zwischen Anfang Oktober und Ende Februar erlaubt. Aber auch innerhalb dieser Zeit solltest Du Dich vorher vergewissern, dass sich dort keine überwinternden Tiere wie Igel befinden.

Der Natur abgeguckt – kleinste Lebensräume durch Kleinstrukturen

Kleinstrukturen sind kleine, punktuelle oder lineare Landschaftselemente außerhalb der landwirtschaftlichen Flächen, die die Landschaft gliedern und prägen. Teilweise vom Menschen angelegt, teilweise natürlich entstanden. Dazu gehören markante Elemente wie Bäume, Hecken, Gebüsche, Streuobstwiesen und Natursteinmauern, wie auch kleinere Elemente z. B. Feldsteinhaufen, Holzlager, Abbruchkanten, abgestorbene oder umgestürzte Bäume. Die prägenden Kleinstrukturen können je nach Region zwar unterschiedlich sein, sind aber alle wichtige Lebensräume für verschiedene Tierarten. Zudem verbinden sie die verschiedenen Landschaftsräume und bilden Wanderkorridore.

Ein dicker, teilweise mit Moos bewachsener Baumstamm liegt in einem Beet zwischen den Pflanzen.
Totholz als Dekoration in einem Beet

Solche Kleinstrukturen kannst Du auch relativ einfach in Deinem Garten anlegen. Neben den größeren Strukturen (Bäume, Sträucher, Hecken, Grasflächen und Beete) gibt es noch viele kleinere Elemente. Dazu gehören der Herbstlaubhaufen unter Sträuchern, Totholz, kleine offene Bodenstellen oder ein Steinhaufen. Du kannst jederzeit die eine oder andere – oder auch alle – in Deinem Garten umsetzen.

Wobei eine große Vielfalt an Strukturen auch eine große Artenvielfalt schaffen kann. Das Material für die meisten Kleinststrukturen findest Du schon in Deinem Garten. Organisches Material (Laub, Reisig, totes und morsches Holz von abgestorbenen Bäumen) dient entweder als Nahrungsbestandteil, Unterschlupf oder zum Nestbau. Auch ein offener Komposthaufen an sonniger Stelle kann zum Lebensraum für Blindschleichen werden, denn diese mögen die Wärmeentwicklung im Komposthaufen zur Überwinterung und auch zur Eiablage.

Die wilde Ecke im Garten

Eine „Wilde Ecke“ sollte in keinem Garten fehlen. Einige der Kleinststrukturen kannst Du dort gut realisieren. Das könnte der Bereich im Deinem Garten sein, den Du nicht täglich siehst und auch nicht so häufig nutzt: Zum Beispiel hinter deinem Gartenhaus, bei der obligatorischen Lagerecke oder beim Komposthaufen. Dort kannst Du der Natur etwas Raum lassen und auch mal eine Brennnessel oder Distel stehen lassen. Achte nur darauf, dass Sämlinge von Bäumen und Sträuchern rechtzeitig entfernt werden und dass nichts zum Nachbarn rüberwächst. Damit eine wilde Ecke nicht so wild aussieht, kannst Du diese auch mit einer kleinen Hecke oder Zaun einrahmen. Dadurch wird sie mehr in Szene gesetzt.


Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag