Rinder
Fachvorträge, Info-Stände und Technik-Ausstellungen beim LLH Herdenschutztag
Durch geeignete Präventionsmaßnahmen können Weidetierhalter ihre Tiere besser vor Wolfsübergriffen schützen. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) berät dazu hessenweit Weidetierhalter in verschiedenen Formaten.
Am 10. Oktober veranstaltete er den LLH-Herdenschutz-Tag für Rinder-, Schaf-, Ziegen und Pferdehalter. Das Konzept beinhaltete neben Fachvorträgen Räume für Diskussionen und offene Fragen an den Informationsständen und eine Ausstellung von Herdenschutz-Technik.
Wolfsabweisende Elektrozäune
Die Teilnehmer folgten mit großem Interesse den sieben Fachvorträgen. Arnd Ritter (LLH) betonte die Intelligenz und die Lernfähigkeit des Wolfes. Der Wolf sei Opportunist und ein effizienter Jäger. Er gehe den Weg des geringsten Widerstandes. Diese beiden Sätze unterstreichen die Dringlichkeit eines flächendeckenden Herdenschutzes. Dies beinhalte vor allem Elektrozäune, die korrekt gebaut sind und stets unter passender Spannung stehen. In der Praxis zeige sich dabei immer wieder, dass die Erdung meist die Schwachstelle des Zaunsystems sei. Im Rinderbereich würde insbesondere der Schutz für Jungtiere unter acht Wochen empfohlen. Ein wolfsabweisender Zaun müsse in den Höhen 20 cm, 40 cm, 60 cm und 90 cm über dem Boden stromführende Halbleiter (z.B. Drähte) aufweisen. Ein wolfsabweisender Zaun müsse jederzeit mindestens 2500 V Hütespannung und eine Schlagenergie von mindestens 1 Joule an jeder Stelle des Zauns aufweisen. Voraussetzung hierfür seien einwandfreie Zauntechnik, eine korrekt installierte Erdung und ein Freimähen des Zaunes von stromableitendem Bewuchs. Weitere Informationen und Tipps zum Bau wolfsabweisender Zäune können interessierte Weidetierhalterhalter im DLG Merkblatt 455 nachlesen.
Richtlinie Weidetierschutz – Förderung von Kosten für den Weidetierschutz
Im weiteren Programm wurde über die Möglichkeiten und die Voraussetzungen der Förderung von investiven und laufenden Kosten für den Weidetierschutz gesprochen. Gemäß der aktuellen Weidetierschutzrichtlinie ist die Förderung der Schaf-, Zeigen und Damwildhaltung in ganz Hessen möglich. Präventionsmaßnahmen für Rinder, Hauspferde und Hausesel (bis zu einem Lebensalter von einem Jahr oder kleinwüchsige Rassen mit einer Widerristhöhe von bis maximal 112 cm im ausgewachsenen Zustand) sind in Ereignisgebieten förderfähig. Ein Ereignisgebiet liegt vor, wenn ein Wolfsübergriff auf die entsprechende Tierart in diesem Gebiet amtlich bestätigt wurde. Auf der Seite www.hlnug.de/wolf unter dem Reiter „Herdenschutz und Förderung“ befinde sich eine Liste der antragsberechtigten Gemeinden für Rinder in Hessen.
Herdenschutzhunde können auch in Rinderherden eingesetzt werden
Weitere Vortragsthemen waren der Herdenschutz bei Schaf/Ziege und Pferd, die Beantragung von Billigkeitsleistungen nach bestätigten Nutztierrissen und Herdenschutzhunde. Letztere können laut Herdenschutzhund-Expertin Ortrun Humpert nach entsprechender Anlernphase an Rindern genauso arbeiten wie an kleinen Wiederkäuern.
Ausstellung von Zaun- und Mähtechnik
Auf der Ausstellungsfläche sowie in Kurzpräsentationen zeigten fünf Firmen technische Ausstattungen zum Herdenschutz. Diese reichte beispielsweise von Solar-Weidezaungerät über Drähte und Litzen bis hin zu Mähtechnik, die ein notwendiges Freimähen der Zäune ermöglicht. Von Interesse war unter anderem auch ein Online-Weidezaunüberwachungssystem, welches den Halter bei Unterschreitung der Mindestzaunspannung automatisch informiert und elektronisch einen schriftlichen Nachweis über die gesetzlich vorgeschriebene Kontrolle der Zaunfunktion erstellt. Außerdem beantwortete der neuen LLH-Herdenschutzberater Alexander Henz am LLH-Infostand umfassend Fragen der Besucher.
Weitere Informationen zum Thema Herdenschutz finden Sie unter https://llh.hessen.de/tier/herdenschutz/ sowie im direkten Kontakt mit den LLH-Herdenschutz-Beratern.